Gesundheit von FernUni-Studierenden scheint stabil

Offenbar verfügen Studierende der FernUni über gute Strategien und Resilienzfaktoren, um mit gesundheitlichen Belastungen umzugehen. Das legt der Gesundheitssurvey 2024 nahe.


Foto: Westend617/Getty Images
Laut Gesundheitssurvey fühlen sich FernUni-Studierende weder wesentlich unwohler noch ungesünder als vor acht Jahren.

Viele Menschen empfinden die aktuelle Zeit, die von multiplen Krisen geprägt ist, als anstrengend und besonders belastend. Die psychologische Forschung zeigt, dass darunter auch Gesundheit und Wohlbefinden von Studierenden deutscher Unis leiden. Gilt das auch für Fernstudierende? Das hat eine große Online-Umfrage an der FernUniversität untersucht, die das Lehrgebiet Gesundheitspsychologie (Prof. Dr. Christel Salewski) Anfang 2024 angestoßen hat. 2500 FernUni-Studierende nahmen am Gesundheitssurvey teil und lieferten damit wichtige Vergleichsdaten für die Psycholog:innen: Trotz hoher Belastung durch Studium, Job und Co hat sich ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit in den letzten acht Jahren nicht wesentlich verschlechtert.

Stefanie Schnädter, Gesundheitspsychologin Foto: Hardy Welsch

Im Vergleich zu Präsenzstudierenden scheinen die Fernstudierenden besser klarzukommen.

Stefanie Schnädter, Gesundheitspsychologin

Als Referenz diente dabei eine vorangegangene Umfrage des Lehrgebiets von 2016 – außerdem mehrere Studien der Techniker Krankenkasse (TK). Zuletzt veröffentlichte diese 2023 ihren Gesundheitsreport „Wie geht’s Deutschlands Studierenden?“. Hierin wurden 1000 Studierende verschiedener Unis befragt. Es zeigte sich ein Negativtrend: Der allgemeine Gesundheitszustand hat sich verschlechtert, vor allem die Belastung durch Stress hat deutlich zugenommen. Die FernUni-Forschenden beschlossen angesichts dieser Ergebnisse mit einer eigenen Studie nachzulegen. „Es gibt zwar von 2015, 2017 und 2023 größere Stichproben der TK – aber eben immer nur mit Präsenzstudierenden“, erklärt Stefanie Schnädter aus dem Forschungsteam. „Wir wollten wissen, wie die Entwicklung unserer FernUni-Studierenden aussieht.“

Wie lief die Befragung ab?

Für möglichst hohe Vergleichbarkeit kombinierte das Forschungsteam in ihrem Fragebogen Elemente aller oben genannten Bezugsstudien. Abgefragt wurden somit allgemeine Angaben zur Gesundheit, Lebenszufriedenheit, psychischen und physischen Beschwerden, Verhaltensweisen wie Sport, Ernährung, Schlaf, Rauchen oder Alkoholkonsum, Belastungen und Ressourcen im Studium, Stress und Stressbewältigung, Burnout und soziale Unterstützung. Außerdem fragten die Psycholog:innen nach den besonderen Angeboten der FernUni: Wer kennt und nutzt die Gesundheitsapp „Stressdown“, die das Lehrgebiet seit 2021 anbietet? Welche Hilfsangebote der FernUni werden ansonsten genutzt? 2500 Fernstudierende beantworteten die Fragen, ihr Durchschnittsalter lag bei 39 Jahren – und damit deutlich höher als bei Präsenzstudierenden. 71 Prozent studierten in Teilzeit, 78 Prozent arbeiteten parallel zum Studium.

Was genau kam heraus?

Generell haben sich die Werte der Fernstudierenden von 2024 im Vergleich zu 2016 nicht wesentlich verschlechtert. 22 Prozent hatten ein erhöhtes Stressempfinden. 15 Prozent fühlten sich erschöpft – hier lagen die Werte von Präsenzstudierenden 2023 deutlich höher (37 Prozent). Allerdings gab etwa ein Drittel der Studierenden an, Anzeichen von niedergedrückter oder ängstlicher Stimmung bei sich wahrzunehmen. Dies wurde bei der FernUniversitäts-Studie von 2016 nicht erfasst, so dass keine Vergleiche zu der Situation vor acht Jahren möglich sind. „Das ist jedoch im Vergleich zur Gesamtbevölkerung erhöht und sollte weiter untersucht werden.“, empfiehlt die Gesundheitspsychologin. Die FernUni möchte auch mit ihren Angeboten wie der psychologischen Beratung oder der Stressdown-App helfen. Hier sieht Schnädter noch viel Potenzial, denn 76 Prozent nahmen bisher noch keine der Hilfsangebote in Anspruch, nur 10 Prozent kannten die App.

Deutung der Ergebnisse

„Unsere Ergebnisse sind auch etwas schlechter als 2016, aber nicht so drastisch gesunken wie bei den Präsensstudierenden“, fasst Schnädter die Situation an der FernUni zusammen. Doch worin liegen die Gründe für die hohe Resilienz der Fernstudierenden? Ein Erklärungsansatz könnte in der besonderen Demographie der Hagener Studierendenschaft liegen, die im Schnitt älter ist als an Präsenzunis. „Mit fortschreitendem Erwachsenenalter sinken die Werte im Bereich Stress und niedergedrückter oder ängstlicher Stimmung.“, berichtet die Forscherin. „Das persönliche Engagement und die Lebenszufriedenheit steigen hingegen.“ Für die Psychologin ist das ein sehr spannender Befund: „Wir haben schon die nächste Studie geplant. Haben Menschen mit zunehmendem Lebensalter im Laufe ihres Lebens vielleicht schon häufiger Erfahrungen gesammelt, wie sie mit Krisen besser umgehen können?“ Stefanie Schnädter ist zuversichtlich, dass die FernUniversität ihre Diversität positiv nutzen kann. „Wir bleiben auf jeden Fall am Thema dran!“, verspricht die Wissenschaftlerin.

 

Das könnte Sie noch interessieren

Benedikt Reuse | 17.01.2025