Agil und aktivierend: So geht gute Lehre an der FernUni
In diesem Jahr gehen beide Lehrpreise ans Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung an der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften.
„Ich versichere Ihnen, es geht mit rechten Dingen zu“, betont Prorektor Stefan Stürmer in seiner Laudatio beim DIES ACADEMICUS augenzwinkernd. Die Doppel-Verleihung an zwei bildungswissenschaftliche Lehrgebiete ist Zufall respektive gewollt. Denn: Die Lehrpreise werden mehrheitlich von den Studierenden ausgewählt – „und die wissen genau, was gute Lehre ausmacht“, unterstreicht auch Stürmer.
Gewonnen haben das Bachelor-Modul Einführung in die Bildungswissenschaft (Prof. Christian Grabau) und das Master-Modul Berufliches Lernen als Anwendungsfeld digitaler Medien (Prof. Uwe Elsholz). Übereinstimmend haben die Studierenden jeweils in beiden Modulen die wertschätzende Atmosphäre und die besonders gute Unterstützung gelobt – im Sinne einer Begleitung des Lernprozesses. Für beide Module gilt ebenso übereinstimmend, dass sie die Studierenden aktiv einbinden.
Einführung in die Bildungswissenschaft
„Wir sind die erste Begegnung der Studierenden mit der FernUni. Deshalb wollen wir das Onboarding gut gestalten – und vor allem den unterschiedlichen Biografien der Studierenden an der FernUni gerecht werden.“ Prof. Christian Grabau kann den Start an der FernUni mit ihren Besonderheiten gut nachvollziehen, er selbst ist seit einem guten Jahr dabei und hat das Lehrgebiet Allgemeine Bildungswissenschaft – mitsamt Team – übernommen. So konnte er auf bestehenden Lehrformaten aufbauen und neue einbringen. „Ohne mein Team würde es nicht funktionieren. Über den Lehrpreis freue ich mich deshalb sehr.“
Dreh- und Angelpunkt ist die Lernplattform Moodle – „das ist unser Raum, etwa für wöchentliche Diskussionsrunden, die synchrone Veranstaltungen ergänzen und freiwillig sind“. Fest im Kalender hat sich darüber hinaus der Dienstagabend für eine Vortragsreihe etabliert. Für alle Angebote, die gut besucht und angenommen werden, ist es Grabau wichtig, Bezüge zwischen der Bildungswissenschaft und den unterschiedlichen Lebensrealitäten der Studierenden herzustellen. „So machen wir unter anderem Ankommen an der Uni zum Thema. Gerade für Erstakademiker:innen ist das ein wichtiges Signal zu zeigen: Es ist okay, den Kosmos Uni zunächst schwierig oder auch komisch zu finden.“
Feedback und Reflexion
Das Team um Christian Grabau baut die ersten Hürden offensichtlich ab. In der Auswahl zum Lehrpreis hat die Kommission genau das gelobt: die unterschiedlichen Lernzugänge, die didaktisch gut aufbereitete Begleitung über Feedback und Reflexion, die Aktualität der Inhalte und den hohen Praxisbezug. Das Modul trage damit zu einem gelingenden Einstieg in das Studium bei und fördere von Anfang an die aktive Beteiligung.
Die Studierenden können in kleinen Schritten starten, sich die für sie passenden Angebote herauspicken. „An der FernUni kann ich kleinteiligere Formate in unterschiedlichen Kanälen anbieten“, unterstreicht Grabau, der übrigens ursprünglich aus Hagen stammt und im Umfeld der FernUni aufgewachsen ist. „Es ist schön, dass die FernUni die Freiheit lässt, im Studium erstmal seinen eigenen Rhythmus zu finden.“
Berufliches Lernen als Anwendungsfeld digitaler Medien
Der rote Faden guter Begleitung von Lernprozessen zieht sich durch ins bildungswissenschaftliche Master-Modul Berufliches Lernen als Anwendungsfeld digitaler Medien. Besonders die durchdachte Konzeption des Moduls, durch die Verwendung agiler Arbeitsweisen, die Förderung unterschiedlicher Lernzugänge und eine sehr gute Begleitung der Studierenden sowie das Angebot einer Portfolioprüfung findet die Auswahlkommission preiswürdig.
Für Christiane Wittich, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Lebenslanges Lernen von Prof. Uwe Elsholz, ist das eine schöne Bestätigung. Die ehemalige freiberufliche Projektleiterin setzte den Impuls für das Thema agiles Lernen im Fernstudium aus ihrer beruflichen Lehr-/Lernerfahrung. Sie wechselte nach ihrem eigenen bildungswissenschaftlichen Studium aus der Wirtschaft 2018 an die FernUni, um zu promovieren. „Agile Lernformate bereiten die Studierenden auf die zukünftigen Bedingungen und Herausforderungen der Arbeitswelt vor. Gleichzeitig bieten sie die Möglichkeit, dass das berufliche Wissen unserer Studierenden in den Lernprozess mit einfließt“, umreißt Christiane Wittich.
Portfolioprüfung mit drei Phasen
Darauf liegt das Hauptaugenmerk: die Studierenden gezielt und aktiv in den Lernprozess einzubeziehen und durch regelmäßige Reflexionen in einer offenen Lernumgebung einen partizipativen Ansatz zu fördern. „Wir als Lehrende begleiten die Studierenden dabei. Sie bekommen von uns einen Methodenkoffer und verschiedene Werkzeuge an die Hand. Lehr-/Lernziele sowie Prüfungsformen werden gemeinsam abgestimmt und letztendlich der gesamte Lernprozess betrachtet.“
Geprüft wird deshalb gezielt über eine Portfolioprüfung in drei Phasen: eine kollaborative Teamarbeit, und eine individuelle Prüfungsleistung mit anschließendem selbstgewähltem Prüfungsformat – schriftlich, mündlich oder audio/visuell, beispielsweise Pod- oder Vodcast. „Im Laufe des Lernprozesses lernen die Studierenden, ihr Vorgehen zu hinterfragen, bei Bedarf anzupassen und sich selbst zu organisieren“, so Wittich. „Am Ende wählen sie dann das Prüfungsformat, das ihren Kompetenzen am besten entspricht.“
„Lehren und Prüfen gehört zusammen. So wie geprüft wird, so lernen die Studierenden auch“, ergänzt Prof. Uwe Elsholz – und wirbt damit für stärker formative Prüfungsformen.
Lehrpreise 2024
- Bachelor-Modul „Einführung in die Bildungswissenschaft“
Team: Prof. Christian Grabau, Dr. Miriam Diederichs, Katharina Künstle-Schenk, Nina Buzengeiger, Fiona Hollmann / Allgemeine Bildungswissenschaft
- Master-Modul „Berufliches Lernen als Anwendungsfeld digitaler Medien“
Team: Prof. Uwe Elsholz, Christiane Wittich / Lebenslanges Lernen