Vanessa Höving: Förderung für exzellente Forschung

Die Hagener Literaturwissenschaftlerin wurde ins Junge Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen.


Foto: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste / Bettina Engel-Albustin 2023
Dr. Vanessa Höving ist im Lehrgebiet Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Mediengeschichte der FernUniversität tätig.

Dr. Vanessa Höving ist als Nachwuchsforscherin ins Junge Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen worden. „Ich dachte mir, dass es total spannend sein muss, dort mitzumachen“, blickt die Literaturwissenschaftlerin auf ihre erfolgreiche Bewerbung zurück. „Dass hier sowohl die Wissenschaften als auch die Künste zusammenkommen, finde ich super.“ In der Akademie suchen die Mitglieder das Gespräch über gesellschaftsrelevante Themen. Die Forschenden und Kunstschaffenden treffen dabei aus ganz verschiedenen Richtungen aufeinander. „Wie kann man Wege erarbeiten, dass die Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und eben auch die Künste nachhaltig miteinander in den Dialog kommen und unsere Gegenwart prägen können?“, nennt die 35-jährige eine Kernfrage, die sie auch persönlich antreibt.

Das Junge Kolleg richtet sich speziell an den wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchs, der unter 36 Jahre alt ist: Zehn Mitglieder aus NRW arbeiten hierin kooperativ und fächerübergreifend an ihren Projekten. Dafür schafft ein jährliches Stipendium in Höhe von 10.000 Euro mit bis zu vier Jahren Laufzeit den nötigen Freiraum. Vanessa Höving will die Chance nutzen, sich zu vernetzten. „Interdisziplinäres Arbeiten ist mir sehr wichtig.“

Literarisches Körperwissen

Dazu passt Vanessa Hövings durchlässiger Forschungsansatz. Sie befasst sich mit literarischem Wissen über Verdauungs-, Stoffwechsel- und Ausscheidungsprozesse. Nur auf den ersten Blick scheinen diese Motive abseitig. Bei näherer Betrachtung finden sie sich in allen Epochen und Gattungen wieder. Viele Beschreibungen gehen ganz unumwunden auf Ausscheidungsvorgänge ein, wie etwa in der „Heilsamen Dreck-Apotheke“ von Christian Franz Paullini aus dem 17. Jahrhundert oder der Toilettenszene in James Joyce Roman „Ulysses“. Gleichermaßen verbreitet ist ein bildhafter Umgang mit dem Stoff, Metaphern, die sich auf den Metabolismus von Menschen und Tieren beziehen. Günter Grass verglich gar den literarischen Schreibprozess selbst mit einem mühsamen Verdauungsvorgang. Mehr zur Forschung rund um Stoffwechselprozesse

Aufs Körperliche bezogen ist auch der zweite literarische Gegenstand, der Höving fasziniert: Alkohol, oder vielmehr die bewusste Abkehr von ihm, wie sie zum Beispiel die Abstinenzbewegungen des 19. Jahrhunderts einforderten. Die Droge hat wie kaum eine andere die Gesellschaft geprägt. Entsprechend verbreitet sind auch mediale Darstellungen. Hier fließt das starke sozialhistorische Interesse der Forscherin ein, das sich unter anderem in Kooperationen mit der Geschichtswissenschaft niederschlägt. Mehr zu Hövings Forschung zu Alkohol und Abstinenz

Gesellschaft und Nachhaltigkeit

„Ich glaube, dass die Themen Konsum und Körper sehr anschlussfähig sind an größere Fragestellungen“, zeigt sich Höving offen, „von kulturellen und gesellschaftlichen bis hin zu umweltbiologischen Aspekten, wenn es um Verdauung geht.“ Diese weite Perspektive ermögliche nicht zuletzt einen Blick auf Nachhaltigkeit – ein Stichwort, das im Jungen Kolleg eine wichtige Rolle spiele. „Was heißt nachhaltige Wissenschaft? Wie funktionieren nachhaltige Lebensweisen?“ Auch solche Fragen interessieren die Forscherin.

 

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Benedikt Reuse | 16.01.2024