Ausstellung: Fernes Hagen. Kolonialismus und wir

Foto: Mike Glüsing

Wie prägen koloniale Traditionen deutsche Städte und ihre Erinnerungskultur? Wo zeigen sich koloniale Spuren im lokalen Raum? Und welche Herausforderungen ergeben sich für die Regionalgeschichte? Vielfältige Bezüge verschränken die Kolonialzeit mit der Regionalgeschichte und exotisierenden Vorurteilen, auch mit der Stadt Hagen.

Die Ausstellung „Fernes Hagen. Kolonialismus und wir“ macht das koloniale Erbe Hagens als Teil der regionalen (Kultur-)Geschichte sichtbar. Ziel ist es, zu einer kritischen Kolonialgeschichte „vor Ort“ beizutragen. Als Wanderausstellung konzipiert, fördert die Ausstellung den Austausch mit historischen und postkolonialen Initiativen in anderen deutschen Städten und zwischen den Campusstandorten.

Mehr zur Vielfalt kolonialer Verankerungen erfahren:

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Das lokale Erbe des Kolonialismus ist im städtischen Raum präsent, vielfach existiert es jedoch ‚unsichtbar‘ und ist einem allgemeineren Geschichtsbewusstsein entzogen. Dieses Erbe prägt als Teil einer größeren Kolonialgeschichte bis heute westliche Vorstellungen vom „Eigenen“ und „Fremden“. Die lokalen kolonialen Spuren sind dabei mit Traditionen des Imperialismus, Exotismus und Rassismus verschränkt.

Diese Verbindungen werden in Hagen durch Sammelobjekte aus „Übersee“, durch Soldaten in Kolonialkriegen und aus ethnologischen Projekten deutlich. An der Selbstdarstellung Hagener Unternehmen zeigt sich, wie beharrlich und wirkmächtig exotisierende und koloniale Bildtraditionen sind. Der Nachlass eines Hagener Missionars steht exemplarisch für die materiell greifbaren Verweise zwischen Ostafrika und Nordrhein-Westfalen. Im Hasper Schulalltag waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts die deutschen „Schutzgebiete“ durch großformatige Wandbilder präsent.

Welche Fremdheit – welches Wir? Zur Spezifizierung von Exotismus und Rassismus

Aus welcher Perspektive man auf diese koloniale Geschichte blickt und inwiefern sie den heutigen Alltag berührt, ist unterschiedlich. Das „Wir“ im Ausstellungstitel „Fernes Hagen. Kolonialismus und wir“ ist also divers und gebrochen. Es ist geprägt von unterschiedlichen Erfahrungen, kulturellen Hintergründen und sozialen Positionierungen, die der Kolonialismus als Herrschaftsform selbst mit hervorgebracht hat.

Das „Wir“ steht jedoch auch für einen gemeinsamen lokalen Bezugspunkt von Stadtgeschichte und geteilter Gegenwart. Wissenschaft und Stadtgesellschaft – so divers sie auch sind – können somit gemeinsam dazu beitragen, historisch-koloniale Erinnerungen vor Ort zu diagnostizieren und gesellschaftliche Folgewirkungen zu reflektieren.


Die Ausstellung ist in sechs Themenbereiche gegliedert:

  1. Exotistische Diskurse in Hagener Firmen
  2. „Weltkunst“ im Museum Folkwang
  3. Nachlass des Entwicklungshelfers Alfred Kunigk
  4. Eine Biografie als Spiegel der Weltpolitik
  5. Kolonialpropaganda an Schulen
  6. Kolonialkrieg und Revisionismus

Termine und Orte

Als Wanderausstellung konzipiert, wird die Ausstellung ab Oktober 2022 bis 2024 an mehreren bundesweiten Campusstandorten der FernUniversität gezeigt. Über Begleitveranstaltungen finden an verschiedenen Ausstellungsorten zudem Dialoge mit Vertreter:innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Initiativen zur (de-)kolonialen Stadtgeschichte statt.

Campus Hagen 18. Oktober 2022 –
14. April 2023
Universitätsbibliothek, Universitätsstraße 23
58097 Hagen

Am Campus Hagen ist die Hauptausstellung zu sehen. Hier werden zusätzlich zu den Tafeln der Wanderausstellung auch Exponate gezeigt.

 
Campus Berlin 15. November 2022 –
15. März 2023
Neues Kranzler Eck / Kurfürstendamm 21
10719 Berlin
   
Campus Bonn 12. Juli 2023 –
28. Juli 2023
Gotenstraße 161
53175 Bonn
  Nachbericht
Campus Hamburg 14. Oktober 2023 –
20. Januar 2024
Amsinckstraße 57
20097 Hamburg
 
Campus München 20. Oktober 2023 –
31. Januar 2024
Arcisstr. 19/EG
80333 München
Nachbericht
Campus Karlsruhe 15. Mai 2024 –
15. August 2024

Kriegsstraße 100
76133 Karlsruhe

 

Ausstellungspublikation

Zur Ausstellung „Fernes Hagen. Kolonialismus und wir“ erscheint eine gleichnamige Publikation, die in der ersten Hälfte die sechs Themenkreise der Ausstellung auf Hagen bezogen vertieft. In der zweiten Hälfte wird eine Gesamtschau über die Ausstellungen versucht, die bislang im deutschsprachigen Raum stadtbezogen den Kolonialismus aufgearbeitet haben. In einer Übersicht werden alle diese Ausstellungen beschrieben. In 13 Essays beschreiben dann die Ausstellungsmacher:innen selbst Entstehung und Rezeption ihrer jeweiligen Ausstellung, beispielsweise für Oldenburg 2005, Köln 2008 und Stuttgart 2021.

Interessierte können ein kostenfreies Exemplar dieser Publikation bestellen. Senden Sie einfach eine Postanschrift an: hagen.postkolonial@outlook.de

Entstehungshintergrund

Inhaltlich fußt die Ausstellung auf der Publikation „Koloniale Vergangenheiten der Stadt Hagen“, die 2019 von Fabian Fechner und Barbara Schneider herausgegeben wurde. Die Publikation ist das Ergebnis eines Studienprojekts am Lehrgebiet Geschichte Europas in der Welt der FernUniversität in Hagen. In Folge wurde der Arbeitskreis Hagen postkolonial gegründet. Die Ausstellung schließt an diese transferorientierte Lehre und Forschung an.

Ausstellungsmacher/innen und Kontakt

Dr. Fabian Fechner Foto: FernUniversität

Dr. Fabian Fechner

E-Mail: fabian.fechner

Dr. Fabian Fechner ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrgebiet Geschichte Europas in der Welt an der FernUniversität in Hagen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen v.a. im Bereich der Kulturtransferforschung und kultureller Übersetzungsprozesse, der Geschichte administrativer Praktiken sowie der Negativen Memoria und Prozessen des Vergessens in globaler Perspektive. Sein aktuelles Habilitationsprojekt trägt den Titel „Zwischen Niger und Kongo: Dynamiken der geographischen Wissenserzeugung (1700-1900)“.

Kontakt

Barbara Schneider Foto: FernUniversität

Barbara Schneider

E-Mail: barbara.schneider

Barbara Schneider ist Historikerin und Lehrbeauftragte am Lehrgebiet Geschichte Europas in der Welt an der FernUniversität in Hagen. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen u.a. Kulturelle Transfer-, Transformations-, Rückwirkungs- und Verflechtungsprozesse im Zuge der Europäischen Expansion, Regionale und lokale Kolonialgeschichte in Deutschland (NRW) sowie Weibliche Reiseberichte und Genderkonstruktionen. Sie promoviert zum Thema „Von der „Beethovenisierung“ der Welt. Historische Betrachtungen zu musikalischen Interaktionsprozessen zwischen Europa, Japan, Korea und China“.

Kontakt

Dr. Jeanine Tuschling-Langewand Foto: FernUniversität

Dr. Jeanine Tuschling-Langewand

E-Mail: jeanine.tuschling

Dr. Jeanine Tuschling-Langewand ist Fachreferentin an der Universitätsbibliothek der FernUniversität in Hagen, wo sie unter anderem für Konzeption und Durchführung des kulturellen Veranstaltungsprogramms der Bibliothek zuständig ist.

Förderung und Unterstützung

Die Ausstellung wird durch folgende Einrichtungen der FernUniversität unterstützt: