Wärmepumpe oder Wasserstoff?

Energiemarkt verstehen: Welche Herausforderungen auf Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer zukommen, war jetzt Thema einer Informationsveranstaltung der FernUni und dem Handwerk.


Fragen gibt es viele, die Hauseigentümerinnen und Wohnungsgesellschaften derzeit umtreiben. Welche Heizungsart ist die beste? Welche Fördermöglichkeiten gibt es für die Modernisierung? Welche Auswirkungen hat die Heizungsanlage auf den Immobilienwert? Antworten lieferte die FernUniversität in Hagen zusammen mit der Kreishandwerkerschaft Dortmund Hagen Lünen bei einer Veranstaltung des Netzwerks Energieeffizienz. Zusammengeschlossen haben sich darin Wissenschaftler, Praktikerinnen und Praktiker sowie Experten aus Politik und Verwaltung. Sie informierten 150 interessierte Besucherinnen und Besucher über die anstehenden Veränderungen auf dem Energiemarkt. Anlass der Veranstaltung: das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das am 1. Januar 2024 in Kraft tritt.

Zunächst ordnete Prof. Dr. Bernhard Kreße, Energierechtsprofessor der FernUni, das Gebäudeenergiegesetz rechtlich ein, machte auf Fördermöglichkeiten und Prämien bei der Modernisierung bestehender Heizungssysteme aufmerksam. Er sensibilisierte beide Seiten – Handwerk und Eigentümer – bezüglich rechtlicher Fallstricke in Zusammenhang mit dem neuen Gesetz. Besonders beschäftigen den Wissenschaftler Fragen nach der Haftung, die bei der frühzeitigen Neuanschaffung einer Heizung auftreten könnten. „Wer jetzt in eine neue Gasheizung investiert, sollte darauf achten, dass sie sich auf Wasserstoff umrüsten lässt, sonst drohen gegebenenfalls Mehrkosten“, so der Wissenschaftler.

Digitaler Zwilling offenbart Heizmöglichkeiten

Ob das Heizen mit Wasserstoff in Hagen aber überhaupt möglich ist, das muss noch geprüft werden. Vorstandssprecher des Energieversorgers Enervie Erik Höhne gab einen Einblick in den Prozess: „Wir sind gerade dabei, einen digitalen Zwilling der Stadt anzufertigen und spielen verschiedene Szenarien durch.“ Erst wenn diese Ergebnisse verbindlich seien, könne eine kommunale Wärmeplanung erstellt werden, die für jede Kommune Pflicht sei. Dieser Prozess soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein.

Dahingehend zeigte sich Thomas Köhler, Leiter des Umweltamts, der ebenfalls auf dem Podium saß, zuversichtlich. „Ich halte es für sehr realistisch, dass wir bis Ende 2025 eine kommunale Wärmeplanung vorliegen haben werden“, sagte er und hob den notwendigen Umbau des Energiesektors hervor, der seiner Meinung nach zu mehr Nachhaltigkeit beiträgt. Als bedauerlich bezeichnete er die anfängliche Verunsicherung, die dadurch entstanden sei, wie das neue Gesetz auf bundespolitischer Ebene kommuniziert wurde.

Handwerk berät Eigentümerinnen und Eigentümer

Dieser Verunsicherung versuchte Kreishandwerksmeister Christian Sprenger entgegenzuwirken. Er appellierte an alle, die sich mit der Modernisierung ihrer Heizung beschäftigen möchten, das örtliche Handwerk zu befragen. „Wir sind Ihre ersten Ansprechpartner und möchten Sie richtig beraten.“ Es sei daher wichtig, Heizungsmonteurinnen oder Schornsteinfeger frühzeitig in die Planungen einzubeziehen.

Foto: Stefan Müller
FernUni als Begegnungsort: Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Handwerk, dem Energieversorger Enervie und der Stadt Hagen.

„Am besten individuell vor Ort“, ergänzte Stefanie Bock, Obermeisterin der Dachdecker-Innung Hagen. Ob zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage oder Solarthermie auf dem Dach sinnvoll ist, ließe sich nie pauschal beantworten. „Wir müssen jedes Haus als Gesamtobjekt betrachten.“ In dem Zusammenhang empfahl Kreishandwerksmeister Bernd Marquardt, sich neben dem Heizsystem auch der bereits vorhandenen Dämmung zu widmen. „Diese ist ebenfalls ein gutes Mittel, fossile Brennstoffe einzusparen.“ Zudem riet er, Hilfe von einem Energieberater oder einer Energieberaterin in Anspruch zu nehmen.

Energieausweise werden wichtiger

Wie wichtig die Energieeffizienz für den Wert einer Immobilie ist, erläuterte Dr. Daniel Gerbaulet vom Lehrstuhl für Investitionstheorie und Unternehmensbewertung der FernUni. „Energieausweise sind zu einem Qualitätsmerkmal für ein Gebäude geworden und als Instrument sehr wichtig für den Verkauf.“ Die potenziellen Hauskäufer seien zudem stärker als früher an guten Energieeffizienzklassen interessiert.

Prof. Dr. Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität, freute sich über die Vielfalt im Saal. „Wie wir unsere Gebäude krisenfest machen können, ist ein reales Problem, das wir nur gemeinsam lösen können.“ Sie sieht die Hagener Uni als Begegnungsort und Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Sebastian Baranowski pflichtet bei: „Ich freue mich darüber, dass Handwerk und Wissenschaft nicht nur nebeneinander existieren, sondern gemeinsam handeln.“

Das Podium

  • Prof. Dr. Bernhard Kreße, Professor für Bürgerliches Recht, Deutsches und Europäisches Wirtschaftsrecht, Energierecht und Rechtsvergleichung, FernUniversität in Hagen
  • Dr. Daniel Gerbaulet, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Investitionstheorie und Unternehmensbewertung, FernUniversität in Hagen
  • Dipl.-Ing. Christian Sprenger, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Dortmund Hagen Lünen
  • Bernd Marquardt, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Dortmund Hagen Lünen
  • Stefanie Bock, Obermeisterin der Dachdecker-Innung Hagen
  • Erik Höhne, Vorstandssprecher Enervie
  • Thomas Köhler, Leiter Umweltamt Hagen

Netzwerk Energieeffizienz

Das Netzwerk Energieeffizienz, 2022 ins Leben gerufen von der FernUniversität in Hagen, ist ein Zusammenschluss von Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung aus Hagen und Umgebung, die neue Ideen zur Senkung des Energieverbrauchs entwickeln und innovative Ansätze einbringen, um die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern.

Wissenschaft und Handwerk

An der Veranstaltung beteiligten sich mit Infoständen die Kreishandwerkerschaft Dortmund Hagen Lünen, Innungen, Fachbetriebe, die Stadt Hagen (HEG), die Enervie-Gruppe, ha.ge.we und die FernUniversität.

 

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Presse | 06.11.2023