Das soziale Miteinander stärken
Wie lässt sich Zukunft gemeinsam gestalten? Bei der 10. Hagener Bildungskonferenz war die FernUniversität mit einem Workshop zu Zukunftskompetenzen vertreten.
Der Umgangston in Teilen der Gesellschaft und auch in Bildungseinrichtungen scheint rauer geworden zu sein. Die Herausforderung für die Bildungsakteur:innen wachsen. Wie kann in dieser Situation eine Stärkung des sozialen Miteinanders in einer zunehmend heterogenen Gesellschaft gelingen? Moritz ter Meer (Lehrgebiet Erwachsenen- und Weiterbildung), David Lakotta (Zentrum für Lernen und Innovation) und Prof. Dr. Julia Schütz (Lehrgebiet Empirische Bildungsforschung) von der FernUniversität in Hagen haben bei der 10. Hagener Bildungskonferenz in einem Workshop aufgezeigt, wie mit Wertebäumen Zukunftskompetenzen gestaltet werden können. Vier Fragen an Moritz ter Meer und David Lakotta.
FernUniversität: Was genau sind eigentlich Zukunftskompetenzen?
Ter Meer: Das sind klassische Schlüsselqualifikationen, allerdings mit einem neuen Touch versehen in Richtung digitale Kompetenzen, zum Beispiel mit Blick auf Künstliche Intelligenz und Mobiles Arbeiten. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat es noch einmal notwendig gemacht, über Future Skills neu nachzudenken.
Lakotta: Im schulischen Bereich ist hier häufig von den vier Ks die Rede: Kollaboration (also Zusammenarbeit), Kreativität, kritisches Denken und Kommunikation.
FernUniversität: Wie können Zukunftskompetenzen vermittelt werden? Und wie lässt sich Zukunft gemeinsam gestalten?
Ter Meer: Die Vermittlung und Förderung von Future Skills ist eine geteilte Herausforderung der gesamten Bildungslandschaft. Wir bringen Schulen zum Beispiel mit Hochschulen zusammen. Es geht darum, die Segmentierung im Bildungssystem aufzulösen. In unserem Workshop standen die Auseinandersetzung mit und der Austausch über Future Skills im Fokus, weniger die Vermittlung.
Lakotta: Wir sind als Zentrum für Lernen und Innovation (ZLI) mit unserer Expertise an Bord, um medienpädagogische Inhalte bereit zu stellen. Es geht dabei viel um kommunikatives Verhalten in multiprofessionellen Teams - also darum, die Zukunft gemeinsam über die eigene Profession hinaus zu gestalten.
10. Hagener Bildungskonferenz
„Stärkung des Sozialen Miteinanders“: So lautete das Thema der 10. Hagener Bildungskonferenz mit rund 200 Teilnehmenden aus pädagogischen Berufen. Erneut hatten das Bildungsnetzwerk Hagen und das Zentrum für pädagogische Berufsgruppen- und Organisationsforschung (ZeBO Hagen) gemeinsam auf den Campus der FernUniversität eingeladen. Das Leitthema wurde in Vorträgen, Workshops und Diskussionen aufgegriffen. Prof. Julia Schütz vom ZeBO Hagen und FernUni-Rektorin Prof. Ada Pellert freuten sich mit Jochen Becker (Leitung Fachbereich Bildung) und Bildungsdezernentin Martina Soddemann von der Stadt Hagen über die Kooperation. Diese soll in den kommenden Jahren ausgebaut werden.
FernUniversität: Genau das ist ja die Idee des ZeBOs Hagen: Pädagogische Akteurinnen und Akteure der gesamten Bildungskette unter einem Dach zusammen zu bringen. Was nehmen Sie von der Bildungskonferenz mit?
Lakotta: Vor allem den übergreifenden Austausch. Von der VHS-Leitung über die Erzieherin aus der Kita und Lehrern unterschiedlicher Schulformen bis hin zu Mitarbeitenden von Bildungsträgern waren zahlreiche pädagogische Berufe vertreten. Das Material, das wir im Workshop erprobt haben, ist Teil unserer Fortbildungsplattform für eine neue Lernkultur (NELE). NELE geht weg von der klassischen Kursstruktur und ist für das System Schule ausgerichtet. Später soll die Plattform für die erweiterte Bildungslandschaft zur Verfügung stehen, auch für Universitäten.
Ter Meer: Die FernUni ist eine von sieben Organisationen, die daran mitarbeitet. Wir entwickeln für NELE die Materialien zum Thema Zukunftskompetenzen, dazu gehören auch die Wertebäume. Die Anregungen der Bildungskonferenz sind daher sehr wertvoll für unsere Forschung und Lehre.
FernUniversität:Was steckt konkret hinter Wertebäumen in der pädagogischen Arbeit und wie können diese in der Praxis eingesetzt werden?
Lakotta: Wertebäume dienen dazu, die eigenen Werte zu reflektieren. Das Konzept kommt aus dem schulischen Bereich und kann von Lehrerinnen und Lehrer im schulischen Alltag direkt umgesetzt werden. Im Kollegium, aber auch in der Schulklasse.
Ter Meer: Der Wertebaum geht auf den Ansatz zurück, dass man gewisse Werte einfordern kann, aber auch aktiv vorleben muss. Auf verschiedenen Ebenen soll darüber nachgedacht werden: Was erwarte ich für ein Verhalten? Was wünsche ich mir für ein Verhalten? Und wie beeinflussen meine Werte mein Verhalten? Wenn verschiedene Kolleg:innen in einem Lehrerkollegium ihre Wertebäume mitbringen, kann man gemeinsam darüber in den Austausch kommen und zum Beispiel ein Leitbild für die Schule erarbeiten.
Workshop zum Campus Neue Lernkultur
Das Lehrgebiet Empirische Bildungsforschung, das Lehrgebiet der Erwachsenen- und Weiterbildung, das Zentrum für Lernen und Innovation sowie das Zentrum für pädagogische Berufsgruppen- und Organisationsforschung arbeiten in einem Forschungsprojekt zum Thema Neue Lernkultur.Im Rahmen dieses vom Bundeministerium für Bildung und Forschung und der Europäischen Union geförderten Projektes entwickeln neun Konsortialpartner digitale Lern- und Fortbildungsangebote für den Lerncampus NELE – Campus Neue Lernkultur. Die FernUni hat ein Programm auf NELE entwickelt, das sich mit den Themen Zukunftskompetenzen und Zukunftsorientierung beschäftigt. Neben Lehrkräften und Schulen sind alle Bildungsinteressierten eingeladen, sich den Campus anzusehen, zu nutzen und Feedback zu geben. Am 16. November wird von 16:00 bis 17:00 Uhr ein synchroner Workshop via Zoom angeboten. Interessierte können den Anmeldelink nutzen oder sich direkt über den Campus kostenlos anmelden.
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