Hilfe zur Selbsthilfe in den Elendssiedlungen in Brasilien

50 Jahre FernUniversität in Hagen: Im Jubiläumsjahr blickt Adelheid Droste zurück. Die Absolventin nahm 1988 ihr Fernstudium mit zum Entwicklungsdienst nach Südamerika.


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FernUni-Absolventin Adelheid Droste ist kulturell interessiert. Das Bild entstad in Jerusalem vor der St. Anna- Kirche.

„Das Studium an der FernUni hat mein Leben grundsätzlich und sehr positiv verändert“, sagt Adelheid Droste. Die Absolventin (68) hat 1992 ihren Magister in Erziehungswissenschaft gemacht. Als die damalige Krankenschwester nach den Zwischenprüfungen an der Hagener Hochschule als Entwicklungshelferin nach Brasilien ging, nahm sie ihr Fernstudium mit nach Südamerika. „Dass die FernUni räumlich so weit gefasst sein könnte, hatte ich damals nicht erwartet“, erzählt sie in unserer Videokonferenz zu Hause in ihrer Wahlheimat Frankfurt am Main.

Adelheid Droste ist ein sehr aktiver Mensch und viel in Bewegung. Schwimmen, Wandern, Sport allgemein und Kulturveranstaltungen verschiedener Art sind ihr wichtig, „Ich bin ein interessierter Mensch“, berichtet sie. Das war auch im gesamten Berufsleben so. Das Bedürfnis sich weiterzubilden war seit ihrer Ausbildung zur Krankenschwester groß. „Bildung war für mich immer die Chance, das eigene Leben positiv zu gestalten und zu verändern“, sagt sie. Sie holte ihr Abitur in der Abendschule nach und schrieb sich anschließend 1986 an der FernUniversität mit dem Hauptfach Erziehungswissenschaft und den Nebenfächern Sozialwissenschaften und Psychologie ein. „Dieser gesamte Bildungsweg hat mein Leben total umgekrempelt“, sagt sie. Unternehmungen mit Bekannten in der Freizeit und am Wochenende fielen weitgehend weg, da Adelheid Droste viel Zeit fürs Lernen und Studieren investierte. „Es war eine schwierige und herausfordernde Zeit“, sagt sie offen und ehrlich. „Ich war oft auf mich alleine gestellt und musste mich neu orientieren.“

Persönliches Belohnungssystem zahlt sich aus

Adelheid Droste halfen während des Grundstudiums die Kontakte in den Präsenzveranstaltungen und der Austausch mit den Lehrenden und Mitstudierenden. In Frankfurt nahm sie an den Präsenzseminaren der Goethe-Universität teil. Auch ihr persönliches Arbeits- und Belohnungssystem zahlte sich aus. „Wenn ich Lehrinhalte in einer bestimmten Zeit erarbeitet hatte, bin ich abends zur Belohnung ins Theater oder Kino gegangen“, erinnert sie sich gerne zurück.

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Hilfe zur Selbsthilfe in Brasilien: Entwicklungshelferin Adelheid Droste ging in den Favelas in die Haushalte zu Familien mit kleinen Kindern, organisierte Mutter-Kind-Treffen und informierte über Gesundheitsthemen.

Hilfe zur Selbsthilfe in der Region Recife

In der Region Recife lag der berufliche Schwerpunkt von Adelheid Droste in der Fort- und Weiterbildung von Basis-Gesundheitshelferinnen in städtischen Elendssiedlungen. Sie ging in den Favelas in die Haushalte zu Familien mit kleinen Kindern, organisierte Mutter-Kind-Treffen und informierte über gesundheitliche Basisthemen wie Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen, Ernährung, Schwangerschaftsvorsoge, AIDS-Erkrankungen und Hygiene. Ihre Magisterarbeit befasste sich mit pädagogischen Problemen der Hilfe zur Selbsthilfe in Ländern der Dritten Welt.

Als 1989 ihre Tochter in ihr Leben trat, veränderte sich der Alltag der alleinerziehenden Mutter noch einmal sehr. „Der tägliche Ablauf mit Arbeit und Kind musste organisiert und neu strukturiert werden“, sagt Adelheid Droste. Gleichzeitig motivierte sie das neue Leben mit Kind zum zügigen Abschluss ihres Studiums, um dadurch eine neue berufliche Perspektive zu realisieren.

Rückkehr nach Deutschland: Neue berufliche Perspektiven

Als Pädagogin und später als Personalberaterin und Bildungsberaterin betreute Adelheid Droste nach ihrer Rückkehr nach Deutschland ab 1992 zuerst Flüchtlinge in einer Erstaufnahmeeinrichtung, qualifizierte danach langzeitarbeitslose Menschen und begleitete Erwachsene bei einer beruflichen Neuorientierung.

Dankbar ist die FernUni-Absolventin vor allem den Menschen, die ihr in schwierigen Phasen weiterhalfen und gemeinsam mit ihr bei Problemen nach Lösungen suchten. „Ohne die intensive und motivierende Unterstützung aller Beteiligten wäre es mir nicht gelungen, meinen Abschluss zu machen“, bedankt sie sich bei der FernUni. Mut macht sie den heutigen Studierenden: „Es lohnt sich immer, sich auf den Weg machen und sein Möglichstes geben. Dafür ist es nie zu spät. Lernen ist stets ein Zugewinn, nicht nur an Wissen - auch und besonders an persönlicher Erfahrung und Weiterentwicklung.“

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Carolin Annemüller | 16.01.2025