Prof. Hubertus Busche: Im Ruhestand weiter aktiv
Gut 20 Jahre hat der Leiter des Lehrgebiets Philosophie I an der FernUniversität geforscht und gelehrt. Beides möchte er auch im Ruhestand noch weiter tun.
Philosophie: Ist sie eine Disziplin im Elfenbeinturm oder muss sie hinaus in die Gesellschaft gehen? „Beides!“, sagt Prof. Dr. Hubertus Busche. „Für die ungestörte Konzentration braucht sie Phasen der Abgeschiedenheit von der Welt. Für ihren Beitrag zur Gesellschaft braucht sie die Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit.“ Dementsprechend hat er auch die vergangenen gut 20 Jahre an der FernUniversität in Hagen geforscht und gelehrt: Er hat Gelehrsamkeit verbunden mit gesellschaftlicher Relevanz. Zum 1. März ist der Leiter des Lehrgebiets Philosophie I nun in den Ruhestand gegangen. Er bleibt jedoch weiterhin in Forschung und Lehre aktiv.
Thematische Vielfalt als Herausforderung
„Forschung war für mich immer das Abenteuer, Neues zu entdecken“, fasst Busche seine Arbeit als Wissenschaftler zusammen. Er selbst sieht sich als Generalist. „Es war daher ein großes Glück, dass die Denomination meines Lehrgebiets einfach nur ‚Philosophie‘ hieß. So war ich nie eingeschränkt und konnte sowohl in der praktischen als auch in der theoretischen Philosophie arbeiten.“
Gerade die Breite und die Vielfalt philosophischer Fragestellungen haben ihn immer fasziniert. So reichte sein Interesse von der Erkenntnistheorie über die Ontologie und Metaphysik sowie von der Geschichte der Philosophie bis hin zur Kultur- und Wirtschaftsphilosophie. 2004 gründete er die European Society for Early Modern Philosophy, die seitdem führende Köpfe der philosophischen Erforschung der frühen Neuzeit zusammenbringt. Das Thema des Gründungskongresses, der 2007 in Essen stattfand, lautete „Departure for Modern Europe“. Später veranstaltete Busche auch philosophische Tagungen zu den Themen Kultur, Mode, Begriffsgeschichte sowie Recht und Billigkeit.
Gleichzeitig war dem Philosophen immer klar: „Man kann Forschung nur vorantreiben, wenn man sich spezialisiert.“ In der Tiefe widmete er sich vor allem Aristoteles, Leibniz, Kant und Hegel. Die Gemeinsamkeit dieser vier Philosophen liegt für Busche darin, dass sie auf der Höhe ihrer Zeit Theorie mit Praxis verbanden. Dabei hatte es ihm insbesondere Leibniz angetan, mit dessen Frühschriften er sich schon während seiner Habilitation an der Universität Bonn beschäftigt hatte.
Zurück zu den Wurzeln
In Bonn befand sich auch die akademische Wiege von Hubertus Busche. Studium, Doktorarbeit, Habilitation und erste Lehrstuhlvertretungen: All das fand an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität statt. „Bonn war damals eine Hochburg der Philosophie.“
Die eigentliche Wiege von Hubertus Busche stand dagegen in Hagen. Als 2003 der Ruf in seine Heimatstadt folgte, wusste er also, worauf er sich einließ: „Die Stadt Hagen ist besser als ihr Ruf und hat einiges zu bieten. Auch die FernUniversität kannte ich schon vorher, da ich bereits zu Vorträgen im Rahmen des forum philosophicums eingeladen worden war.“
Digitalisierungsschub durch Corona
An der FernUniversität gab es über viele Jahre für Studierende neben den klassischen Studienbriefen Veranstaltungen und Prüfungen fast nur in Präsenz. „Durch die Corona-Pandemie hat sich viel verändert. Mündliche Prüfungen finden seitdem fast nur noch virtuell statt. Bei Seminaren haben wir uns im Institut für eine Mischung aus Online- und Präsenzseminaren entschieden.“ Aktuell werden insgesamt über 60 Seminare pro Jahr angeboten, da diese sehr stark nachgefragt werden. Für Busche ist das auch kein Wunder: „Philosophie kann man schließlich am besten im Dialog betreiben.“
Die Seminare an der FernUniversität waren für den Philosophieprofessor zudem auf Grund der besonderen Klientel immer sehr bereichernd: „Dort sitzen häufig gestandene, berufstätige Menschen mit viel Erfahrung. In den Seminaren hatten wir dadurch spannende Diskussionen auf hohem Niveau.“
Pläne für die Zukunft
Nach einer kreativen Pause möchte der Philosoph auch im Ruhestand wieder Seminare anbieten. „Davon haben dann ja beide Seiten etwas“, erklärt er. Die Studierenden profitieren von einem größeren Angebot. „Und ich roste geistig nicht ein“, ergänzt Busche mit einem Augenzwinkern.
Ansonsten möchte er die neu gewonnene Freiheit für mehr Zeit mit der Familie und Sport nutzen. Darüber hinaus hat er bereits vier Buchprojekte im Hinterkopf: Eins über Leibniz, eins über Moral und Evolution, eins über Ahnungen und eins über Aristoteles. „Mal sehen, wie weit ich komme.“