Auf gute Nachbarschaft in Landau
In Landau gibt es eine neue Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete. Eine psychologische Befragung unter Anwohnenden deutet auf gute Vorzeichen für das künftige Zusammenleben hin.
Die Integration von Geflüchteten läuft nicht überall reibungslos ab. Gerade ihre Unterbringung gerät vielerorts zum kommunalen Zankapfel. Wenn Anwohnende sich gegen den Zuzug sträuben, stehen im Hintergrund oft Missverständnisse und Vorurteile. Offen zeigt sich hingegen Landau: Auf eine neue Gemeinschaftsunterkunft in der Innenstadt reagieren die Anwohner:innen weitestgehend gelassen, freundlich und zugewandt. Das untermauert eine psychologische Studie unter der Leitung von FernUni-Psychologin Dr. Maria-Therese Friehs. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Psychologische Methodenlehre und Evaluation (Prof. Dr. Oliver Christ) wohnt selbst in Landau. Von Januar bis März befragten sie und ihr Team etwa 150 Anwohner:innen in mehreren Runden dazu, wie sie auf die neue Unterkunft blicken und die Nachbarschaft bewerten.
Das zugrundeliegende Forschungsprojekt „Zusammenleben in Landau“ führte die FernUniversität in Hagen gemeinsam mit der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) durch. Finanziert wurde es im Rahmen des „Flexiblen Fonds Nachwuchs“ der internen Forschungsförderung der FernUniversität.
Reibungsloser Integrationsprozess
Seit Februar leben in der umgebauten PVA-Druckerei bis zu 150 Geflüchtete. Die Studie setzte schon vor Bezug der neuen Unterkunft an und dauerte mit ihren insgesamt neun Fragerunden bis Ende März. Dabei sammelte das Forschungsteam von den Teilnehmenden Antworten in drei Bereichen: Wie nehmen sie den eigenen Wohnort Landau wahr? Wie bewerten sie die neuen Nachbar:innen? Und wie hoch ist die Akzeptanz gegenüber möglichen Veränderungen? Die Ergebnisse in allen drei Bereichen zeugen von einer vorwiegend sorglosen und positiven Stimmung.
Besonders freut Dr. Maria-Therese Friehs, dass die Ergebnisse sich auch nach Bezug der neuen Unterkunft nicht verschoben haben: „Wir konnten im ganzen Befragungszeitraum kaum Veränderungen beobachten.“ Diese Kontinuität ist gut, weil sie auf einen reibungslosen Prozess hindeutet. „Die Einstellungen gegenüber Geflüchteten waren die ganze Zeit stabil neutral bis positiv ausgeprägt“, betont Friehs. „Das sind optimale Vorzeichen für eine gute Eingliederung der Gemeinschaftsunterkunft ins Stadtleben Landaus und für eine gelingende Ankunft der Geflüchteten vor Ort.“
Hohes Engagement für Forschung
Mit Blick auf die Studie lobt die Psychologin zudem das Engagement der befragten Nachbarschaft: „Es ist nicht selbstverständlich, aber darum umso schöner, dass sich so viele Personen neun Wochen lang die Zeit genommen haben, geduldig und interessiert auf die vielen Fragen zu antworten.“ Die Tatsache, dass sich so viele für das künftige Miteinander in der Landauer Innenstadt interessieren, ist schon für sich genommen ein positives Signal. „Außerdem gilt mein großer Dank unseren Studierenden für die tolle Mitarbeit“, hebt Friehs hervor. „Sie haben im Rahmen von Forschungspraktika vor Ort geholfen, die meisten Interviews durchgeführt und sich auch aktiv an der Auswertung der Daten beteiligt.“