Mehr als 0 und 1 – New Learning für Lehrende
Zwei bildungswissenschaftliche Lehrgebiete der FernUni sind Partner:innen im Projekt „Learning New Learning“, das eine Weiterbildungsplattform für Lehrkräfte an Schulen entwickelt.
Das (schulische) Lernen von morgen soll individuell und selbstbestimmt, kollaborativ und kooperativ, hybrid und digital sein. Allerdings sind die Lehrpläne darauf nicht ausreichend ausgelegt. Fähigkeiten wie Data Literacy fehlen weitgehend, Aspekte wie agiles und vernetztes Arbeiten werden zu wenig berücksichtigt. Dabei sind selbstgesteuertes Lernen und die Fähigkeit, Wissen zu vernetzen und anzuwenden, wichtige Schlüsselkompetenzen.
Um insbesondere Lehrkräfte an Schulen zu befähigen, Schülerinnen und Schüler in einer zunehmend digitalen und diversen Welt zu unterrichten und individuell zu unterstützen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative Digitale Bildung das Verbundprojekt „Learning New Learning – Digitale Qualifizierungsangebote für eine neue Bildung (LNL2)“. Die Projektleitung des Teilvorhabens der FernUniversität liegt bei den Lehrgebieten Erwachsenen- und Weiterbildung sowie Empirische Bildungsforschung.
Austausch und Vernetzung
Wenn sich Lernen wandelt, verändert sich auch die Rolle von Lehrkräften. Zum einen benötigen sie Kompetenzen, mit digitalen Tools umzugehen und sie didaktisch sinnvoll einzusetzen. Zum anderen bedarf es einer neuen Haltung für New Learning, neues Lernen. „Im ersten Schritt entwickeln wir eine Weiterbildungsplattform für Lehrkräfte an Schulen, über die sie sich qualifizieren, austauschen und vernetzen sowie gleichzeitig eine neue Lernkultur erleben können“, erläutert Prof. Dr. Eva Cendon. Im Rahmen der Angebote auf diesem New Learning Campus (NeLe) können Lehrkräfte selbst innovative Lernsettings ausprobieren und erproben. Ziel ist es, mittelfristig das Lehren und Lernen im Ökosystem Schule nachhaltig zu verändern.
Wer macht mit:
- Lehrgebiet Erwachsenen- und Weiterbildung, Lehrgebiet Empirische Bildungsforschung, Zentrum für Lernen und Innovation (alle FernUniversität)
- Kiron Open Higher Education, Pacemaker Initiative von EDUCATION Y, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Karlsruher Institut für Technologie, Teach First Deutschland, Bundesverband Innovative Bildungsprogramme
Im Rahmen von LNL2 kooperieren die beiden bildungswissenschaftlichen Lehrgebiete und das Zentrum für Lernen und Innovation (ZLI) der FernUni mit sechs externen Projektpartner:innen (s. Infobox). Alle bringen Erfahrungen aus dem Bildungsbereich und unterschiedliche Perspektiven mit: wissenschaftliche, praxisbezogene, technologische oder methodische. „Das Besondere an dem Projekt ist, dass Hochschulen eng mit Organisationen der Zivilgesellschaft und Akteuren der Schullandschaft zusammenarbeiten“, sagt Cendon.
Pädagogisches Leitbild
Sarah Burger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Erwachsen- und Weiterbildung von Prof. Eva Cendon, gehört zum Hagener Team, das ein pädagogisches Leitbild entworfen hat. „In Abstimmung mit den anderen Projektbeteiligten haben wir uns auf gemeinsame Grundüberzeugungen darüber verständigt, was neue Bildung überhaupt meint“, führt Burger aus. „Das ist wichtig für die spätere Kursgestaltung, an der wir interdisziplinär arbeiten. Dafür brauchen wir unter anderem einheitliche didaktische Leitlinien.“
Das Leitbild basiert auf dem von der FernUniversität initiierten Hagener Manifest zu New Learning: Lernende stehen im Mittelpunkt des Lernprozesses und werden zum selbstbestimmten, lebenslangen Lernen in einer digitalen Lebensrealität befähigt. Denn durch die Digitalisierung sind neue Lernorte, -formate und -anlässe entstanden. Die Lernenden sind stärker als bisher an ihrem Lernprozess beteiligt – an der Auswahl der Inhalte, an den Lernzeiten sowie an der Art und Weise der Aneignung – und das beginnt in den Schulen. Dort braucht es ein neues institutionelles Verständnis, den Kulturwandel von innen heraus.
„Wir brauchen eine Neuausrichtung der Methoden und der Didaktik, um Lernprozesse inklusiver zu gestalten und dabei müssen wir Zukunftskompetenzen eine deutlich größere Bedeutung beimessen“, fasst Eva Cendon zusammen, deren Team auch für Themenmodule zum Schwerpunkt Zukunftskompetenzen/Future Skills zuständig ist.
Lernnuggets im Alltag
Während der Projektphase werden die Bedarfe von Lehrkräften einbezogen. Die Rückkopplung mit der Praxis erfolgt fortlaufend über Interviews zum jeweiligen Arbeitsstand der Plattform. „Wir berücksichtigen auch die knappen Ressourcen an Zeit und Personal an Schulen.“ Die geplanten Lerneinheiten sind jeweils zeitlich begrenzt, hängen aber inhaltlich zusammen. „Solche Lernnuggets lassen sich flexibler in den Alltag einbinden“, so Sarah Burger. Der NeLeCampus soll im Laufe des kommenden Schuljahres gelauncht und später in die erweiterte Bildungslandschaft im Rahmen der Nationalen Bildungsplattform integriert werden.