Bedeutung von kognitiver Care-Arbeit

Eine Studie der Hagener Sozialpsychologie grenzt den geistigen Teil von Care-Arbeit als „Mental Labor“ ein. Es zeigt sich, dass vor allem Frauen Verantwortung dafür übernehmen.


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Die Planung von wichtigen Alltagsaufgaben in der Familie bedeutet regelmäßige geistige Arbeit. Oft übernehmen sie eher Frauen als Männer.

Ob wöchentlicher Großeinkauf, Kindergeburtstag oder Musikschul-Besuch – Familienleben will geplant und organisiert sein. In ihrer aktuellen Studie bezeichnen die Hagener Sozialpsycholog:innen Natalia Reich-Stiebert, Laura Froehlich und Jan-Bennet Voltmer diesen kognitiven Part der familiären Care-Arbeit als „Mental Labor“. CATALPA-Mitglied Laura Froehlich stellte Forschungsergebnisse dazu jetzt beim „General Meeting of the European Association of Social Psychology“ (EASP) in Krakau mit einem Symposiumsvortrag vor. CATALPA (Center of Advanced Technology for Assisted Learning and Predictive Analytics) ist eine zentrale wissen­schaft­liche Ein­rich­tung der FernUniversität.

Für die Studie hatten Reich-Stiebert, Froehlich und Voltmer 31 Artikel ausgewertet, die sich mit der kognitiven Dimension unbezahlter Arbeit rund um Haushalt und Kinder befassen. Damit leisteten sie Pionierarbeit, denn die Forschung zu diesem Thema wurde bisher noch nicht systematisch zusammengefasst. Sie fanden heraus: Frauen übernehmen in der Partnerschaft oder Familie den größeren Anteil an Mental Labor, vor allem, wenn sie nicht oder nur in Teilzeit berufstätig sind. Das geht einher mit negativen Konsequenzen für Frauen, etwa emotionaler Belastung, Unzufriedenheit in Leben und Beziehungen und beruflichen Nachteilen.

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CATALPA-Mitglied Laura Froehlich stellte in Krakau Ergebnisse zur gemeinsamen Studie vor.

Vor allem von Frauen getragen

Die meisten der bisherigen Studien beschreiben den Status Quo in der Aufteilung von Mental Labor im familiären Kontext. Die Forschenden der FernUniversität in Hagen dagegen suchten nach multidisziplinären Erklärungsansätzen aus kognitiver Psychologie, Soziologie und Sozialpsychologie. So begründen aus ihrer Sicht soziale Rollen- und Geschlechtsstereotype nicht nur, warum den Frauen die Verantwortung für Mental Labor übertragen wird, sondern auch, warum Frauen mehr motiviert sind, diese Aufgaben zu übernehmen.

Männer im Rollenkonflikt

Männer kann es dagegen in einen Rollenkonflikt bringen, wenn sie solche Aufgaben wahrnehmen – Aufgaben für die Gemeinschaft auszuführen, gilt als typisch weiblich. Kognitiv sollten dagegen Männer und Frauen gleichermaßen in der Lage sein, Mental Labor im familiären Kontext zu übernehmen: Für das Erinnern an Pläne und Absichten ist das sogenannte prospektive Gedächtnis zuständig. Untersuchungen dazu zeigen keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Für die Zukunft plädieren die drei Autor:innen für mehr Forschung in diesem Bereich, um einen Beitrag zu mehr Gleichstellung zu leisten. Besonders die Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung von Mental Labor könnte hierfür einen wesentlichen Grundstein legen.

Europäische Fachgesellschaft der Sozialpsychologie

Die europäische Fachgesellschaft der Sozialpsychologie ESAP gibt es bereits seit über 50 Jahren. Sie hat mehr als 1200 Mitglieder. Alle drei Jahre findet ihr General Meeting statt. Es ist europaweit die größte Konferenz der Sozialpsychologie.

CATALPA-Mitglied Nathalie Bick war auf der Konferenz ebenfalls vertreten. Sie stellte in einer Poster Session Forschungsergebnisse zum Thema soziale Identität im Studium vor. Mehr dazu

 

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Christina Lüdeke | 10.08.2023