Entscheidung für Medienformate
Sie beschäftigen sich mit der Frage, in welchem Medienformat Sie Ihre Lehrinhalte am besten umsetzen können? Ein paar grundsätzliche Überlegungen können Ihnen bei der Wahl helfen. Wichtig sind dabei vor allem die Eignung eines Mediums für die Darstellung von Inhaltsarten, die Zielgruppe, die angesprochen werden soll, und der Kontext, in dem das Medium eingesetzt wird.
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In ihrem "Handbuch Bildungstechnologien" von 2020 stellen Helmut Niegemann und Armin Weinberger anhand von Gegensatzpaaren Entscheidungskriterien zusammen, die bei der Auswahl von Medienformaten behilflich sind. Die folgende Grafik zeigt die Gegensatzpaare. In der darauffolgenden Tabelle wird im Detail ausgeführt, welche Medienformate sich für welche Inhalte eignen.
Die Dimensionen in der Tabelle sollen lediglich Hinweise bieten, welche Inhalte sich für welche Medien eher eignen als für andere. In den meisten Fällen werden einzelne Medien nicht isoliert zur Verfügung gestellt. Vielmehr werden im Sinne eines crossmedialen Ansatzes unterschiedliche Medien miteinander verknüpft.
Art des Inhalts | geeignete Medien | Anmerkungen |
---|---|---|
linear | (Lehr-)Text, Präsentation /Vortrag, Video, Audio | Linear sind Inhalte dann, wenn ihre Rezeption von Anfang bis Ende ohne Abweichung erfolgen kann. Dazu gehören also längere Texte, Präsentationen oder zeitgesteuerte Medien wie Videos oder Audio-Formate. |
nicht-linear | Hypertext, Glossar, Lernkarten | Nicht-linear sind solche Inhalte, bei denen Lernende selbstständig entscheiden, in welcher Reihenfolge sie sie rezipieren. Die Umsetzung von nicht-linearen Inhalten erfolgt in der Regel in einem Hypertext-basierten System wie einem Lernmanagementsystem. |
statisch | (Lehr-)Text, Bild | Statische Inhalte werden in Texten und Bildern umgesetzt. Sie könnten als „Momentaufnahmen“ bezeichnet werden, bei der der Entwicklungsprozess zum Ergebnis nicht visualisiert werden muss, weil er entweder anschaulich beschrieben werden kann oder als bekannt vorausgesetzt wird. Z. B. kann ein Diagramm als Bild eingefügt werden, wenn die Entstehung des Diagramms selbsterklärend ist. |
dynamisch | Video, Audio | Dynamische Inhalte zeichnen sich dadurch aus, dass die Verdeutlichung des Entwicklungsprozesses zu einem Ergebnis wichtig für das Verständnis des Endprodukts ist. Z. B. kann es wichtig für das Verständnis eines Diagramms sein, wenn der Entwicklungsprozess entweder in einem Video visualisiert oder in einem Audio-Format detailliert beschrieben wird. |
dekontextualisiert / abstrakt / theoretisch / allgemeingültig | in der Regel unabhängig vom Medium | Diese Dimension sollte zwar in die Planung einbezogen werden, kann aber in allen Medien realisiert werden. |
kontextualisiert / situativ / konkret / beispielhaft | in der Regel unabhängig vom Medium | Diese Dimension sollte zwar in die Planung einbezogen werden, kann aber in allen Medien realisiert werden. |
Vermittlung → Rezeption | (Lehr-)Text, Bild, Video, Audio | Für die „reine“ Vermittlung von Inhalten und deren Rezeption eignen sich lineare Medien besser, da die Verarbeitungsreihenfolge eindeutiger ist. Diese Art der Inhaltsaufbereitung wird in der Regel bei unerfahrenen Lernenden eingesetzt. |
Erarbeitung → Anwendung | Forum, Peer Formate (Gegenseitige Beurteilung, CSCL usw.), Hypertext, Glossar, Lernkarten, Lektion/WBT, Simulation | Für eine interaktive Erarbeitung von Inhalten eigenen sich nicht-lineare Formate besser. Sie geht meistens einher mit konkreten Aufgabenstellungen zur Anwendung des Erlernten, bei dem Lernende zuvor individuell entschieden haben, was sie für die Bearbeitung der Aufgaben benötigen. Diese Art der Inhaltsaufbereitung wird in der Regel bei erfahrenen Lernenden eingesetzt. |
externe Regulation | Lernmanagementsystem | Ein Lernmanagementsystem (LMS) bietet eine Reihe von Funktionen, um die Steuerung von Lernprozessen zu organisieren. Beispiele dafür sind u. a.
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Eigensteuerung | in der Regel unabhängig vom Medium | Diese Dimension sollte zwar in die Planung einbezogen werden, kann aber in allen Medien realisiert werden. |
geringe Lehrenden-Studierenden-Interaktion | (Lehr-)Text, Bild, Video, Audio, Quiz/Test, automatisierte Feedbackverfahren, Peer Formate | Bei geringer Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden müssen Studienmaterialien „für sich selbst stehen“. Studierende müssen also in der Lage sein, ohne Hilfe von außen mit den Inhalten zurechtzukommen. Mit unterschiedlichen Unterstützungsmaßnahmen wie gute Navigierbarkeit des Textes, Selbsttest und automatisierten Feedbackverfahren kann dies gewährleistet werden. |
hohe Lehrenden-Studierenden-Interaktion | E-Mail, Chat, Forum, synchrone Formate | Eine hohe Lehrenden-Studierende-Interaktion kann in der Fernlehre vor allem mit digitalen Möglichkeiten der Kommunikation erreicht werden. |
individuell | (Lehr-)Text, Bild, Video, Audio, Quiz/Test, automatisierte Feedbackverfahren | Wenn Lernende individuell Inhalte erarbeiten möchten oder sollen, bieten sich lineare Medien an. |
kooperativ / kollaborativ | (Lehr-)Text, Bild, Video, Audio, Quiz/Test, automatisierte Feedbackverfahren, Chat, Forum, Kollaborationswerkzeuge, Peer Formate | Bei der kooperativen oder kollaborativen Erarbeitung von Inhalten sind sowohl lineare als auch nicht-lineare Medien sinnvoll. Im Falle der Kooperation erarbeiten Lernende einzeln bestimmte Teile, die dann zusammengeführt werden. Bei der kollaborativen Erarbeitung wird gemeinsam ein Ergebnis produziert, bei dem die einzelnen Anteile nicht mehr zu unterscheiden sind. Bei dieser Art der Inhaltsaufbereitung kommen häufig Materialpools zum Einsatz, bei denen Lernende selbstständig entscheiden, welche Materialien sie zur Erfüllung von Aufgaben benötigen. |
Literatur
Niegemann, H. M.; Weinberger, A. (Hrsg.). Handbuch Bildungstechnologie. Konzeption und Einsatz digitaler Lernumgebungen. Berlin, 2020.