Alexander Leipold

FernUni-Studium war Sprungbrett für Promotion


Das Studium an der FernUniversität in Hagen war sein Sprungbrett. Alexander Leipold ist gesprungen – mitten aus dem Berufsleben in die Welt der Wissenschaft. Den entscheidenden Schubser hat Leipolds Master-Arbeit im Studiengang Governance geliefert: „Ökonomische Ungleichheit und der Einfluss von Diskurskoalitionen auf Vermögensbesteuerung in Deutschland“. Das Gutachten aus dem Lehrgebiet von Prof. Dr. Annette Töller (Politikwissenschaft III: Politikfeldanalyse & Umweltpolitik) bescheinigte ihm eine hervorragende Forschungsleistung. Auf der Grundlage wird der 30-Jährige nun promovieren. Mit Promotionsstipendium.

Ein Mann sitzt am Schreibtisch: Alexander Leipold
Alexander Leipold

Zeit für einen Cut

Nach zehn Jahren im Berufsleben, in denen Leipold parallel dazu erst den Bachelor- und anschließend den Master-Studiengang Governance an der FernUni absolviert hat, wurde es Zeit für einen Cut. „Ich habe die Chance für den Wechsel genutzt, neben meinem Job wäre es undenkbar gewesen“, erzählt der gebürtige Brandenburger und Wahlberliner. Es ist ein radikaler Schnitt: Für ein Promotionsstipendium des Landes Niedersachsen hat Leipold einen festen Arbeitsplatz in der Verwaltung einer Universität verlassen und ist aus der quirligen Bundeshauptstadt ins niedersächsische Lüneburg gezogen. Dort geht es nun an der Leuphana-Universität weiter.

Ohne die FernUniversität hätte Leipold diesen Schritt nicht gewagt. „Als ich mich 2009 in Hagen eingeschrieben habe, hatte ich schon lange den Wunsch Politikwissenschaft zu studieren.“ Das Gymnasium hatte er damals ohne Abitur beendet und 2006 eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter abgeschlossen. Aber bald schon war klar: Es musste sich etwas ändern, der Job war nicht genug. Am Abendgymnasium holte er neben der Arbeit sein Abitur nach.

„Selbstorganisation, Durchhaltevermögen und Motivation“

Durch Recherchen stieß Leipold auf die FernUniversität. „Selbstorganisation, Durchhaltevermögen und Motivation hatte ich schon im Abendgymnasium gelernt. Das hat geholfen“, blickt er auf sein Fernstudium zurück. Beide Welten parallel zu bewohnen, strengte ihn dagegen zwischendurch sehr an. „Die meiste Zeit habe ich einen Vollzeitjob erfüllt. Der Wissenstransfer blieb begrenzt, was verschiedene Gründe hatte.“

Konkurrenzsituation unter Ländern

Jetzt kann er sich auf eine Rolle, die des Promotionsstudenten, konzentrieren. „Demokratie unter Stress“ lautet das übergreifende Thema des Promotionskollegs, für das die Master-Arbeit die Grundlage bildet. Darin hat sich Leipold damit beschäftigt, wie die steuerpolitischen Positionen der Beteiligten aus Regierung, Wirtschaft, Wissenschaft und Beratung sich über die Jahre annäherten, schließlich ganz verengten.

So konnte er zeigen, welchen Einfluss Netzwerke auf die Steuergesetzgebung genommen haben. Leipold konzentrierte sich auf die Vermögensteuer, die den Bundesländern als Einnahmequelle dient und seit ihrer Abschaffung Ende der 1990er Jahre heftig umstritten ist: „Unter den Ländern besteht eine Konkurrenzsituation, was immer wieder zu Konflikten führt.“ Dieser Streit um Gesetzgebungen führt regelmäßig bis vors Bundesverfassungsgericht.

„Akteure sind sich räumlich nah, wenn sie steuerpolitische Konzepte teilen oder ablehnen. Dabei stehen sich die Gruppe der Befürworter der Vermögensteuer oder einer höheren Kapiteleinkommenssteuer und die der Ablehner gegenüber“, beschreibt Leipold eine Beispielgrafik.

Netzwerkanalyse

Um die Steuerdiskussionen mit den Pro- und Contra-Argumenten aus den unterschiedlichen politischen Lagern abzubilden, hat sich Leipold des Instrumentes der Netzwerkanalyse bedient. „Die inhaltlichen Positionen der Beteiligten lassen sich so einfacher erfassen, wir erkennen die Gegenpole“, erläutert er.

Als Material der Diskussion hat sich der FernUni-Absolvent das Medium Zeitung ausgesucht. „Die Frankfurter Allgemeine Zeitung räumt Fachdiskussionen, wie etwa der um Steuerpolitik, relativ viel Platz ein. Außerdem vertritt die FAZ eine klar abgrenzbare Perspektive.“ Er wertete rund 1.500 Artikel zwischen 1995 und 2015 aus und stellte seine Ergebnisse in mehreren Netzwerkgrafiken dar (s. Grafik).

Steuerhinterziehung und Expertenwissen

Für seine Dissertation baut Leipold den Ansatz aus, fokussiert nun aber stärker auf den Zusammenhang von Steuerhinterziehung und Expertenwissen in parlamentarischen Beratungen. „Wir brauchen eine vergleichende Perspektive, um zu verstehen, wie das steuerpolitische Fachwissen in Medien und parlamentarischer Beratung konstruiert wird.“

Seinen Wechsel aus der Verwaltung in die Wissenschaft hat er nicht bereut. „Das war notwendig, um klarer sehen zu können. Die Leuphana bietet mir dafür beste Arbeitsbedingungen.“ Zudem arbeitet Leipold seit Januar im Hagener Drittmittelprojekt „Instrumente in der Verbraucherpolitik“ mit, das von Dr. Kathrin Loer geleitet wird. Dort geht es um neue politische Strategien für die Verbraucherpolitik.

Somit bleibt er auch an der FernUniversität in Hagen wissenschaftlich aktiv.

Stand: Februar 2017