Mandy Goram
Von der IT-Managerin zur IT-Forscherin
Wissenshunger. Bildungsdurst. Das sind die Faktoren, die Mandy Goram antreiben. Mit Mitte 20 übernahm sie die Position als Leiterin des Bereichs Business Intelligence in einem mittelständischen pharmazeutischen Unternehmen, hat ihren Bachelor-Abschluss in Wirtschaftsinformatik an der FernUniversität absolviert, nahtlos das Masterstudium Praktische Informatik angeschlossen und neben all dem junge Frauen mit Interesse an MINT-Fächern gecoacht.
Gedanke an Promotion
Im Kopf formierte sich in der Phase der Masterarbeit der Gedanke daran, im Anschluss zu promovieren, sogar berufsbegleitend… Seit Oktober 2018 arbeitet Mandy Goram (29) nun als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungscluster DDLL und gehört dem Lehrstuhl für Kooperative Systeme von Prof. Dr. Jörg M. Haake an. Sie hat den Wechsel aus der Wirtschaft in die Wissenschaft vollzogen, wurde von der IT-Managerin zur IT-Forscherin. In ihrer Dissertation befasst sie sich mit der Entwicklung intelligenter Assistenzsysteme und die Anpassung des Systems sowie der Inhalte an die individuellen Bedürfnisse der Studierenden unter besonderer Berücksichtigung des Datenschutzes.
„Für ein Forschungsprojekt der FernUni habe ich im Rahmen meiner Masterarbeit einen Software-Assistenten konzipiert und entwickelt“, erzählt sie. „Das Spannungsfeld zwischen Forschung und Praxis, das ich dabei erlebt habe, fand ich sehr interessant. Letztlich hat es mich dazu bewogen, den Schritt aus der Industrie in die Forschung zu wagen.“
Früh Interesse an Informatik
Ihr Interesse an Informatik war schon früh sehr groß. Mit 13 machte Goram ein Praktikum in einem IT-Betrieb, in dem sie anschließend in den Sommerferien jobbte. „Je früher man sich damit beschäftigt und viel ausprobiert, desto besser.“ Nach dem Abitur schloss sie eine Ausbildung zur Fachinformatikerin an. „Den klassischen Weg an die Uni konnte ich aufgrund familiärer Umstände nicht gehen“, sagt sie rückblickend. Allerdings reichte es ihr nicht, die Ausbildung allein befriedigte ihren Wissensdurst nicht ausreichend.
So nahm sie parallel und auf eigene Faust das Fernstudium auf – ein steiniger Weg. Einige Male cancelte sie Klausuren, da sie keinen Urlaub nehmen konnte. Dennoch hielt sie durch und hatte rund anderthalb Jahre nach Ausbildungsende ihr Bachelorzeugnis Wirtschaftsinformatik in den Händen. „Durch diesen damals sehr ungewöhnlichen Weg konnte ich schnell eigenständig Projekte durchführen“, sagt sie. „Dadurch habe ich bald ein Gespür für den Aufwand und die Fallstricke beim Entwickeln und Betreiben von Software und deren Infrastruktur entwickelt.“
Technisch-analytisches Denken
Nachdem sie ein paar Monate durchgeatmet hatte, schrieb sie sich für den Master Praktische Informatik ein. Trotz ihrer Verantwortung hatte Goram fortan mehr Freiraum im Job durch die selbstständige Planung von Terminen und Projekten. Die Position als Führungskraft in einem neuem Unternehmen hatte sie bereits mit ihrem Bachelorabschluss bekommen. „Das technisch-analytische Denken passt zu mir. Das hat mir auch im Studium geholfen“, sagt sie.
Im Job sowieso: Ihre Schwerpunkte lagen in der strategischen und operativen Weiterentwicklung der unternehmensweiten Data Warehouse, Business Intelligence und Planungssysteme, um die angebundenen Unternehmensbereiche optimal mit Informationen zu versorgen. Sie entwickelte Verfahren und Prozesse, in denen Daten gesammelt und ausgewertet werden. Dazu musste die Informatikerin planen und priorisieren. Notfalls jeden Tag aufs Neue. „Da hilft es, sich selbst strukturieren zu können und entsprechend strukturiert vorzugehen.“
Lernen, um zu verstehen
Struktur und Disziplin hat sie auch gebraucht, um zweigleisig zu fahren. Dabei ist es ihr nicht schwergefallen: Es war ihr fester Wille und sie lernt schnell. „Die Zeit, die ich fürs Studium investiert habe“, sagt sie, „habe ich investiert, um zu verstehen. Ich wollte die Inhalte nicht auswendig lernen, das liegt mir auch nicht.“ Obendrein waren ihre Leistungen so gut, dass sie ein Deutschlandstipendium bekommen hat.
Da im Laufe ihres Berufslebens immer häufiger auch rechtliche Fragestellungen aufgetaucht waren – Datenschutz, Urheber- und Arbeitsrecht –, schrieb sie sich zusätzlich für Rechtswissenschaften an der FernUni ein. „Für Jura habe ich mich ohnehin schon als Jugendliche interessiert, insbesondere für die Rechtsphilosophie.“ Die juristische Perspektive wird sich in der Dissertation niederschlagen.
Zusammenfassend stellt sie heute fest: „Um als Informatiker erfolgreich zu werden und zu sein, reicht es nicht, studiert zu haben. In Projekten und Entwicklungsabteilungen werden fundierte Fachkenntnisse und umfangreiche praktische Erfahrungen benötigt und erwartet.“ Während des Studiums sei es daher sehr wichtig, Praxiserfahrung zu sammeln.
Frauennetzwerke
Neben allem findet Goram noch Zeit, junge Frauen im MINT-Bereich zu fördern. Sie ist selbst ein MINT-Vorbild, vor allem füllt sie als Informatikerin das „I“ neben Mathematik, Naturwissenschaften und Technik. Als Dozentin steht sie seit 2015 jährlich auf der „Informatica feminale“ Baden-Württemberg, der Sommerhochschule für Studentinnen und andere Interessierte. „Frauen unterschätzen häufig die Möglichkeiten, die ihnen das Programmieren bietet. In unserer Zeit ist es der Schlüssel neuer und innovativer Entwicklungen in Unternehmen und für neue Geschäftsmodelle.“
Bis Ende 2018 hat sie sich als Mentorin bei CyberMentor, Deutschlands größtes Online-Mentoring-Programm für Mädchen in MINT, engagiert. Dabei geht es nicht nur um Inhalte, sondern auch um Kontakte. „Als Frau halte ich es für besonders wichtig zu netzwerken und sich gegenseitig zu unterstützen, um in der MINT-Branche Fuß zu fassen“, weiß Goram aus Erfahrung.
Sie selbst nutzt nun die Gelegenheiten, die die FernUni ihr bietet, und nimmt am Mentoringprogramm für Doktorandinnen teil. „Meine Mentorin ist eine international renommierte Wissenschaftlerin mit großem Netzwerk, die mir Türen in die internationale Forschung aufstößt“, unterstreicht sie, wie wichtig Kontakte sind.
Stand: April 2019 (aktualisiert)