Europawahl: „Nutze deine Stimme. Sonst entscheiden andere für dich.“

Die FernUni nimmt die anstehende Wahl in den Fokus: Wissenschaftler:innen beziehen Position dazu, warum aus ihrer Sicht Europa und die Wahl wichtig sind.


Es sind nur noch wenige Tage bis zur Europawahl: Vom 6. bis zum 9. Juni sind mehr als 370 Millionen Menschen in den 27 EU-Mitgliedstaaten zur Teilnahme aufgerufen. Mit einer überparteilichen und pro-demokratischen Wahlkampagne informiert das EU-Parlament über die Stimmabgabe unter dem Motto „Nutze deine Stimme. Sonst entscheiden andere für dich.“ Dabei geht es um die Bedeutung der Demokratie und das Bekenntnis des Europäischen Parlaments zu Dialog, Einheit und aktiver Bürgerschaft.

Auch die FernUniversität nimmt die Wahl in den Fokus. FernUni-Wissenschaftler:innen beziehen Position dazu, warum aus ihrer Sicht Europa und die Wahl wichtig sind.


Portrait von Lara Sosa Popovic, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Internationale Politik Foto: Bernd Müller

Demokratie ist ein hart erkämpftes und wertvolles Erbe. Es ist unsere Aufgabe, sie zu schützen, zu stärken und an unsere Erben weiterzureichen. Der effektivste Weg, dies zu tun, ist zu wählen – denn umso mehr Menschen wählen, desto stärker wird die Demokratie.

Lara Sosa Popovic, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Internationale Politik

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Wieso wählen gehen?

In Europa konnten Millionen von Menschen noch vor nicht allzu langer Zeit weder wählen noch frei sprechen. Demokratie ist ein hart erkämpftes und wertvolles Erbe. Es ist unsere Aufgabe, sie zu schützen, zu stärken und an unsere Erben weiterzureichen. Der effektivste Weg, dies zu tun, ist zu wählen – denn umso mehr Menschen wählen, desto stärker wird die Demokratie.

Gerade in Zeiten, in denen antidemokratische Bewegungen hier und in ganz Europa an Stärke gewinnen, die auch insbesondere demokratische Prinzipien und Institutionen in Frage stellen oder ablehnen, ist das politikwissenschaftliche Argument klar: Wählen zu gehen ist eine notwendige Stärkung der Demokratie.

Und wieso Europa?

Europa mag oft weit entfernt erscheinen, doch jetzt haben wir die einzigartige Gelegenheit, unsere direkte Stimme für das Europäische Parlament abzugeben. Das Europäische Parlament ist die einzige europäische Institution, die wir direkt wählen können. Diese Stimmen entscheiden, welche Abgeordneten über Gesetze verhandeln und abstimmen – und das für die nächsten fünf Jahre.

Wir brauchen die EU und ihre Stärkung. Nach Jahrhunderten der Konflikte hat die EU eine Struktur geschaffen, die Konfliktlösung durch Diplomatie und Dialog statt durch Krieg ermöglicht. In einer zunehmend instabilen und komplexen Welt befasst sich die EU mit globalen Herausforderungen, die kein EU-Staat allein erfolgreich bewältigen kann. Wenn wir nicht teilnehmen, verschenken wir unsere Chance, die Zukunft zu bilden. Daher: Nutzt die Chance, eure Zukunft mitzugestalten, stärkt dabei die europäische Demokratie und geht wählen!


Portrait von Prof. Roman Liepelt, Leiter des Lehrgebiets Allgemeine Psychologie: Urteilen, Entscheiden, Handeln Foto: Hardy Welsch

Nur wenn Sie im Juni 2024 selbst an der Wahl teilnehmen, können Sie den Ausgang der Wahl aktiv beeinflussen. Angesichts der vielseitigen Herausforderungen, vor denen Europa derzeit steht, ist die aktive Teilnahme an der Europawahl wichtiger denn je.

Prof. Roman Liepelt, Leiter des Lehrgebiets Allgemeine Psychologie: Urteilen, Entscheiden, Handeln

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Effiziente Wahlentscheidungen: Tipps und Methoden zur Europawahl 2024

Ein Wahlprozess kann komplex und zeitaufwendig sein. Zwar besteht die Möglichkeit, sich intensiv mit den Programmen aller Parteien und Kandidat:innen auseinanderzusetzen, alle Vor- und Nachteile genau abzuwägen und so die beste Wahl zu treffen. Doch viele Menschen haben dafür nur begrenzt Zeit und Ressourcen.

Eine erste gute Hilfestellung für eine effiziente Wahlentscheidung bietet der Wahl-O-Mat, mit dem man seine eigenen Standpunkte mit Antworten der Parteien vergleichen kann: https://www.wahl-o-mat.de/europawahl2024/app/main_app.html

Aber auch die Psychologie bietet effiziente Methoden, wie zum Beispiel die 'Take-the-best'-Heuristik, die oft zu relativ guten Entscheidungen führen. Diese Methode bietet eine Möglichkeit zur Vereinfachung des Entscheidungsprozesses: Suchen Sie nach Kriterien (Cues), die Ihnen bei der Entscheidung helfen können und ordnen Sie diese entlang ihrer Wichtigkeit oder Verlässlichkeit. Gehen Sie diese Kriterien, beginnend mit dem Wichtigsten, der Reihe nach durch. Hören Sie auf zu suchen, sobald Sie ein Kriterium gefunden haben, das einen klaren Unterschied zwischen den Wahlmöglichkeiten macht und treffen damit Ihre Wahl.

Das Wichtigste ist, dass Sie sich bei der Wahl nicht vom Unterlassungseffekt (omission bias) leiten lassen und aus Angst vor einer möglicherweise falschen Wahlentscheidung gar nicht erst zur Wahl gehen. Nur wenn Sie im Juni 2024 selbst an der Wahl teilnehmen, können Sie den Ausgang der Wahl aktiv beeinflussen. Angesichts der vielseitigen Herausforderungen, vor denen Europa derzeit steht, ist die aktive Teilnahme an der Europawahl wichtiger denn je.


Prof. Matthias Westphal, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik Foto: Hardy Welsch

Nach der Corona-Krise, dem russischen Angriffskrieg und einer unklaren politischen Richtung der USA ist klar, dass wir in Europa auch weiterhin nur gemeinsam die großen Fragen zu Sicherheit, Freiheit und nachhaltigem Wohlstand beantworten können, auf denen die EU aufgebaut wurde.

Prof. Matthias Westphal, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik

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Nach der Corona-Krise, dem russischen Angriffskrieg und einer unklaren politischen Richtung der USA als wichtigstem europäischen Verbündeten ist klar, dass wir in Europa auch weiterhin nur gemeinsam die großen Fragen zu Sicherheit, Freiheit und nachhaltigem Wohlstand beantworten können, auf denen die Europäische Union ursprünglich aufgebaut wurde. Gerade auch die zukünftigen Probleme, die durch den Klimawandel, den Fachkräftemangel oder einer ungeregelten Migration entstehen, lassen sich in einer zunehmend multipolaren Welt am besten, teilweise ausschließlich europäisch lösen.

Gleichzeitig haben in der Vergangenheit jedoch die Europaskepsis sowie der Ruf nach populistischen Antworten auf diese Probleme zugenommen, sodass die Durchsetzung gemeinsamer europäischer Lösungen politisch erschwert wird. Die kommende Europawahl ist deshalb wichtig, um einer neuen europäischen Politik Rückenwind zu geben, die diese neuen Herausforderungen noch rigoroser ins Zentrum des Handelns rückt.

Darüber hinaus spielen auch wieder konkrete wirtschaftspolitische Themen eine große Rolle. Viele Parteien setzten die Wirtschaftspolitik auch diesmal ins Zentrum ihres Wahlprogramms, denn der Schaden ist immens, den die Corona-Krise und der Ukrainekrieg bei der europäischen Wirtschaft hinterlassen haben. Spannend bei der Wahl wird daher sein, ob und wie stark die sich durchsetzenden wirtschaftspolitischen Positionen mit solchen zum Klimaschutz, zur Nachhaltigkeit oder Versorgungssicherheit abgewogen werden.


Prof. Andreas Haratsch, Inhaber des Lehrstuhls für Deutsches und Europäisches Verfassungs- und Verwaltungsrecht sowie Völkerrecht Foto: Hardy Welsch

Die Europäische Union leistet einen nicht zu überschätzenden Beitrag zur Erhaltung von Frieden, Freiheit und Wohlstand auf unserem Kontinent. Das Europäische Parlament trägt maßgeblich dazu bei. Wir sollten diese Errungenschaften nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.

Prof. Andreas Haratsch, Inhaber des Lehrstuhls für Deutsches und Europäisches Verfassungs- und Verwaltungsrecht sowie Völkerrecht

Das komplette Statement

Die anstehende Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments ist richtungsweisend für das weitere Schicksal der Europäischen Union. Das Parlament als Vertretung der Unionsbürgerinnen und Unionsbürger ist einer der wesentlichen Pfeiler der Demokratie auf europäischer Ebene. Es übt nicht nur gemeinsam mit dem Rat die gesetzgebende Funktion aus, sondern wählt mit der Kommissionspräsidentin bzw. dem Kommissionspräsidenten und den übrigen Mitgliedern der Kommission die Spitze der Exekutive der Europäischen Union, wenn man so will, die europäische Regierung. Zugleich kontrolliert das Parlament die Kommission, in dem es mit dem Misstrauensvotum die Macht besitzt, die Kommission auch wieder abzusetzen. Ein funktionsfähiges Europäisches Parlament ist daher von grundlegender Bedeutung für die Erhaltung und Stärkung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa. Die Bewahrung der Werte Europas, die Verteidigung von Freiheit, Gleichheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie die Wahrung von Menschenwürde und Menschenrechten, sollten bei einer Wahlentscheidung – gleichgültig auf welcher politischen Ebene – stets im Auge behalten werden. Die Europäische Union sichert dieses Fundament und leistet einen nicht zu überschätzenden Beitrag zur Erhaltung von Frieden, Freiheit und Wohlstand auf unserem Kontinent. Das Europäische Parlament trägt maßgeblich dazu bei. Wir sollten diese Errungenschaften nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.