Mittels soziotechnischem Management Hürden bei der Digitalisierung überwinden

Die FernUniversität bietet in Kooperation mit dem Zentrum für Telematik und Telemedizin im Juni eine Fortbildung für IT-Verantwortliche aus dem Gesundheitswesen an.


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Durch moderne IT können Prozesse im Gesundheitswesen kund:innen- sowie anwender:innen-freundlicher gestaltet werden und kosteneffizienter sein.

Digitalisierung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. In Deutschland, dem Land, das die papiergebundene Verwaltung einst perfektionierte, gibt es einen großen Nachholbedarf, diese auf digitale Kanäle umzustellen. Dabei bergen neue Technologien, wie die Künstliche Intelligenz (KI), großes Potenzial für die Optimierung von Abläufen und Arbeiten. Dadurch können Prozesse kund:innen- sowie anwender:innen-freundlicher gestaltet werden und kosteneffizienter sein. So auch im Gesundheitswesen. Anwendungsbeispiele sind das Telekonsil, die digitale Pflegedokumentation oder Videosprechstunden sowie Telemonitoring.

Systeme aus dem Gesundheitswesen in den Blick nehmen

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Prof. Dr. Julia Krönung den hat den Bereich Einführung digitaler Methoden im Gesundheitswesen untersucht.

In Kooperation mit dem Zentrum für Telematik und Telemedizin (ZTG) hat Prof. Dr. Julia Krönung (Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Gestaltung soziotechnischer Informationssysteme) von der FernUniversität in Hagen den Bereich Einführung digitaler Methoden im Gesundheitswesen untersucht. Zur Anwendung kam dabei das Instrumentarium des soziotechnischen Managements: „Dabei nimmt man die Systeme Belegschaft und Technik in den Blick, schaut, wo es in der Interaktion knarzt, und stimmt – wo es geht – beides aufeinander ab“, so Krönung. Dabei sei es wichtig von Fall zu Fall zu schauen, die jeweiligen Systeme mit ihren Besonderheiten zu identifizieren, denn die Ergebnisse seien nicht immer übertragbar.

Rainer Beckers, Geschäftsführer vom ZTG wies darauf hin, dass man unbedingt einen mitarbeiterorientierten, ganzheitlichen Ansatz braucht. Den in der Praxis vorkommenden, Vorbehalten und Ängsten, die Teile von Belegschaften in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gegenüber neuen Technologien haben, können die IT-Verantwortlichen nur durch gezieltes Nachfragen und Ansprechen begegnen. „Digitalisierung ist nicht das berufliche Kernthema der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Versorgung. Damit beschäftigt man sich nicht per se“, sagt er. Auch gebe es zum Beispiel Unterschiede in der „Digitalisierungskultur“ zwischen den Einrichtungen. Das muss man als IT-Verantwortlicher wahrnehmen und berücksichtigen. Das soziotechnische Management ermöglicht es IT-Verantwortlichen mit neuen Methoden diese Einführungsprozesse erfolgreich zu gestalten.

Fortbildung zum soziotechnischem Management startet in Juni

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Rainer Beckers begrüßt den mitarbeiterorientierten, ganzheitlichen Ansatz des soziotechnischen Managements.

Am 26. Juni startet eine dreitägige Fortbildung für IT-Verantwortliche aus dem Gesundheitswesen, die aus den Ergebnissen der Kooperation zwischen FernUni und ZTG hervorgegangen ist. Dabei lernen Teilnehmende, wie sie in zwei Phasen die Einführung neuer Software mit dem gelehrten Instrumentarium bewerkstelligen können. Was passiert mit dem Papier? Wie gehe ich mit Ängsten um? Mit welchen Argumenten schaffe ich es, Mitarbeitende zu überzeugen sich neuen Technologien zu öffnen? Das sind Fragen, die im hybriden Setting der Fortbildung anhand von Fallbeispielen besprochen werden. Nicht zuletzt kann die Fortbildung dabei helfen in der Praxis den Einführungsprozess zu verkürzen und somit Geld zu sparen.

Rainer Beckers und Prof. Julia Krönung freuen sich über die Kooperation und die konstruktive Zusammenarbeit. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, wie Wissenschaft in die Praxis übertragen werden kann und fruchtbare Ergebnisse zeigt.

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Carsten Sander | 15.05.2024