Große Tagung zur Zukunft von Hochschulen

Vom 23. bis 25. September organisiert die FernUniversität die Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung. Die Tagung ist hybrid angelegt und international ausgerichtet.


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Die Tagung eröffnet eine internationale Perspektive.

Wie können möglichst viele Menschen an Hochschulbildung teilhaben? Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung? Und wie gelingt es, Forschung und Lehre nachhaltig zu gestalten? Um Fragen wie diese geht es bei der großen Tagung, die vom 23. bis 25. September 2024 an der FernUniversität in Hagen stattfindet – vor Ort und online. „Die Zukunft der Hochschule: Global, nachhaltig und inklusiv“, lautet das Thema.

Es ist die 19. Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung (GfHf). „In der Gesellschaft sammeln sich Hochschulforschende aller Fachrichtungen aus dem deutschsprachigen Raum. Aber sie pflegt auch enge Kontakte zu ihrem englischsprachigen Pendant, der Society for Research into Higher Education“, unterstreicht Bildungswissenschaftlerin Prof. Dr. Eva Cendon die internationale Ausrichtung des Verbunds. Ihr Lehrgebiet Erwachsenen- und Weiterbildung gestaltet und organisiert die Jahrestagung der GfHf in diesem Jahr.

Diesmal rückt das Organisationsteam die globale Perspektive noch stärker als sonst in den Vordergrund, indem es die Tagung in Kooperation mit der University of South Africa realisiert: „Ich arbeite schon lange mit meiner südafrikanischen Kollegin Prof. Dr. Mpine Makoe zusammen und forsche mit ihr schwerpunktmäßig zur Zukunft von Hochschulen“, erklärt Cendon. Beide Professorinnen wirkten in der Vergangenheit zum Beispiel an der großen UNESCO-Initiative „Futures of Education“ mit. Teil des Teams ist zudem Prof. Cendons wissenschaftliche Mitarbeiterin Elise Glaß.

Starke Visionen in unsicheren Zeiten

Zwischen Klimakrise und Kriegen erscheint es wichtiger denn je, neue Ideen zu schmieden. „Auch uns in Europa beschäftigen derzeit viele disruptive Entwicklungen“, betont Eva Cendon. „Wie sollten Lehre, Forschung und Governance von Hochschulen angesichts dessen gestaltet werden?“ Für sie und Elise Glaß stand fest, dass die hiesige Hochschullandschaft mit einer national verengten Sicht nicht weiterkommt und gleichzeitig in der Verantwortung steht, die eigene Situation in ihrer Eingebundenheit in globale Zusammenhänge zu betrachten. Auch deshalb erscheint die University of South Africa als perfekte Partnerin. Und: „Sie ist ebenfalls eine Fernuniversität“, streicht Cendon heraus, „älter als die FernUniversität in Hagen und eine der größten weltweit.“

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Prof. Eva Cendon (li.) und Elise Glaß

Sich mit der Hochschule von einem anderen Kontinent zusammenzuschließen, sei spannend: „Als Fernuniversitäten verbindet uns das große Thema der Inklusion. Wir haben beide sehr diverse und lebenserfahrene Studierende.“ Gleichzeitig ermöglicht es, andere Problemlagen und Perspektiven in den Blick zu bekommen. So steht die südafrikanische Uni auch vor ganz eigenen Herausforderungen: In dem von häufigen Stromausfällen geprägten Land etwa liegt ein viel stärkerer Fokus auf asynchronen Lehrformaten wie Videoaufzeichnungen. „Auch administrativ gibt es sicherlich Spezifika, die gleichzeitig Inspirationspotential für den eigenen Kontext bergen.“ Das Team freut sich auf den Blick über den Tellerrand.

Virtuell und vor Ort

Auch das Programm überschreitet Grenzen: „Wir veranstalten die Tagung in Deutsch und Englisch“, erklärt Glaß. „Es gibt immer auch einen englischsprachigen Track und mindestens eine englische Keynote.“ Um von überall auf der Welt eine durchgängige Teilnahme zu ermöglichen, werden zudem Online- und Präsenzformate parallel zueinander abgehalten. „Zum Teil werden auch hybride Räume genutzt werden, die alle Teilnehmenden zeitgleich zusammenbringen.“ Für Fernuniversitäten sind solche Formate nichts Neues, für den Kontext der deutschen Hochschulforschung aber durchaus. Mit dem breit zugänglichen Programmformat möchten die Forscherinnen auch die Vorreiterrolle der Fernlehre in Hinsicht auf Beteiligungsmöglichkeiten unterstreichen. Am Herzen liegt ihnen außerdem, aus klassischen Vortragsformaten und Denkmustern auszubrechen – zum Beispiel in Form der Future-Labs: „Hochschulen sind gefordert, nicht nur auf Probleme zu reagieren, sondern proaktiv zu werden. Daher sollen nicht nur Forschungsergebnisse referiert werden, sondern auch Räume dafür geschaffen werden, gemeinsam zu überlegen, was wir tun können“, sagt Glaß.

Den Status Quo diagnostizieren

Ebenso wichtig ist es, die Gegenwart zu verstehen und aktuelle Reaktionsketten zu berücksichtigen. So gab etwa die Corona-Pandemie der digitalen Lehre einen kräftigen Schubser. Der war nicht für alle Hochschulen bequem, aber wirkungsvoll. „Auch zum Thema Nachhaltigkeit haben sich inzwischen schon viele neue Forschungscluster, Stellen und Förderlinien gebildet“, nennt Cendon ein weiteres Beispiel. Zum Selbstläufer gerät die Hochschulentwicklung dennoch nicht: Unweigerlich stellt sich die Frage, wie langlebig neue Strukturen tatsächlich sind – viele Bemühungen erscheinen allzu kurzfristig, weil sie eher auf Projektebene stattfinden. „Sehr interessant ist auch der Vergleich von privaten mit staatlichen Hochschulen“, nennt Glaß einen weiteren Kernbereich im Umbruch. „Es ist überraschend, wie viel Geld ein Teil der Bevölkerung scheinbar bereit ist für Bildung auszugeben. Der Vergleich birgt auch ein enormes Potenzial für die zukünftige Gewinnung von Studierenden.“

Tag für wissenschaftlichen Nachwuchs

Der Call for Papers für die Tagung läuft noch bis zum 5. Mai 2024 (verlängerte Frist; ursprünglich 24. April). „Ich bin gespannt, welche Einreichungen kommen“, bekräftigt Elise Glaß den offenen Ansatz. „Zum Beispiel bei Postern: Es muss nicht unbedingt das klassische Forschungsposter sein – auch Poster von Studierenden aus unterschiedlichen Ländern, die ihre Sicht auf das Tagungsthema präsentieren, sind von Interesse.“ Entsprechend sind alle Interessierten willkommen, die sich thematisch mit Hochschulbildung und Hochschulforschung auseinandersetzen und zur Zukunft von Hochschulen in Bezug setzen möchten.

Benedikt Reuse | 15.04.2024