„Der Fachkräftemangel hat eine Weckfunktion“
Beim Berliner Symposium „Transformation gestalten“ der FernUni diskutierten Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über digitalen Wandel, Fachkräftegewinnung und neues Lernen.
Es war ein Nachmittag voller Impulse, Denkanstöße und konkreter Anregungen. Im Zentrum aller Gespräche in großen und kleinen Zirkeln stand das Thema Bildung. Denn: „Der Fachkräftemangel wird immer dringlicher – und wir vernachlässigen weiterhin das wichtigste Gegenmittel: lebenslanges Lernen. Wir brauchen Bildung, Weiterbildung und Lernen in einem ganz anderen Ausmaß, als wir das bislang im Klein-Klein der Zuständigkeiten praktizieren.“ Mit diesem Statement eröffnete FernUni-Rektorin Prof. Ada Pellert das Symposium in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen.
Das Symposium bot einen Mix aus Präsenz- und Onlineformaten: digitale Grußbotschaften aus der Bundes- und NRW-Landespolitik, ein kontroverses Auftaktgespräch und eine lebendige Abschlussdiskussion. Dazwischen teilten sich die Teilnehmenden aus Forschung, Politik, Berufsbildung und Gesundheitswesen, Industrie und Verwaltung auf verschiedene Panelsessions auf. NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes schickte eine Videobotschaft: „Ich bin mir sicher, die Fachkräftefrage ist die entscheidende Zukunftsfrage, ob wir unseren Wohlstand und unsere soziale Sicherheit werden halten und mehren können. Daher hat die Landesregierung die Fachkräfteoffensive NRW auf den Weg gebracht. Es muss aber noch mehr geschehen auf dem Weg der Fachkräftesicherung. Deshalb freue ich mich auf die Ergebnisse Ihres Symposiums.“
Wie gewinnen und binden wir Fachkräfte? Wie gestalten wir die digitale Transformation der Wirtschaft? Wie setzen wir neues Lernen am Arbeitsplatz um? Mit diesen Fragen setzte sich die Tagung auseinander. Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch der Forschungsschwerpunkt „Arbeit – Bildung – Digitalisierung“ (ABD) an der FernUniversität, gemeinsam mit dem Berlin-Büro für Transfer Veranstalter des Symposiums. Das große Plus: ABD arbeitet gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft daran, wie wir diese große gesellschaftliche Transformation aktiv gestalten und Chancen der Digitalisierung nutzen. Mit agilem Arbeiten, adaptiven Lernangeboten und neuen Assistenzsystemen gibt es bereits viele erfolgversprechende Ansätze.
Wissen und Lernen: das Was und Wie
„Wir brauchen neue Kooperationen, denn tragfähige Lösungen können nur in enger Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik entstehen. Der Fachkräftemangel sorgt für den notwendigen Problemdruck, die Transformation in den Blick zu nehmen. Wir müssen handeln! Es geht um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands“, attestierte Ada Pellert dem Fachkräfte- resp. Arbeitskräftemangel, als „Weckruf“ zu dienen. Darüber herrschte Konsens beim Symposium.
Kontrovers ging es bei der Frage zu, welches Wissen wir zukünftig brauchen und wie wir Lernprozesse organisieren. Reicht „YouTube als größter Lernanbieter“, wie es Bildungswissenschaftler Dr. Dieter Dohmen formuliert. Wie ermitteln wir vorhandene Kompetenzen, die nicht im Zeugnis stehen – um an dieser Stelle mit der Weiterqualifizierung anzusetzen. Das treibt etwa Roland Schüßler von der Bundesarbeitsagentur NRW um.
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Auch bei den Panelsessions zu den Forschungs- und Anwendungsfeldern des Forschungsschwerpunktes ABD – Bildung, Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheit – ging es um die Erfolgsfaktoren der Fachkräftegewinnung. Hier flossen vor allem die Perspektiven aus der Praxis ein.
FernUni „steht quer im Stall“
In einer lebendigen Podiumsdiskussion zum Abschluss des Tages liefen die inhaltlichen Schwerpunkte des Symposiums zusammen: Wir brauchen möglichst kleinere Bildungsabschlüsse, modulare Angebote, berufliche gleichwertig neben akademischer Ausbildung – und müssen vor allem weg vom politischen Silodenken. „Wir müssen Bund und Länder zusammenbringen“, brachte es der Bundestagsabgeordnete Prof. Stephan Seiter am Beispiel der FernUniversität auf den Punkt: „Wir haben etwas, das national im Angebot ist, aber vom Bundesland verwaltet wird – und damit steht es quer im Stall.“
Bundesministerium für Lernen und Innovation
Eine Idee, wo die Fäden für Bildung zusammenlaufen könnten, um die dezentrale Vielfalt des Bildungssystems zu gestalten, brachte Ada Pellert ein: Die FernUni-Rektorin wirbt für ein Bundesministerium für Lernen und Innovation, um „dem Klein-Klein der Zuständigkeiten“ zu begegnen.
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00:00 min. Start der Aufzeichnung
0:48 min. Begrüßung durch Rektorin Prof. Ada Pellert
2:28 min. Videobotschaft von NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes: „Ich bin mir sicher, die Fachkräftefrage ist die entscheidende Zukunftsfrage, ob wir unseren Wohlstand und unsere soziale Sicherheit werden halten und mehren können. Daher hat die Landesregierung die Fachkräfteoffensive NRW auf den Weg gebracht. Es muss aber noch mehr geschehen auf dem Weg der Fachkräftesicherung. Deshalb freue ich mich auf die Ergebnisse Ihres Symposiums.“
5:20 min. Einführung durch Rektorin Prof. Ada Pellert: „Warum ich mir ein Bundesministerium für Lernen und Innovation wünsche“
25:34 min. Digitaler Impuls von MdB Kai Gehring: „Demografischer Wandel, Dekarbonisierung und Digitalisierung sind die Herausforderungen für die Fachkräftesicherung. Die FernUniversität kann die notwendige Kompetenzentwicklung unterstützen.“
30:10 min. Auftaktgespräch zwischen Prof. Ada Pellert, Bildungswissenschaftler Dr. Dieter Dohmen, Roland Schüßler von der Bundesarbeitsagentur und Prof. Friederike Welter, Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung
1:22:11 min. Podiumsdiskussion mit Prof. Ada Pellert, Prof. Martin Ehlert vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Maike Finnern von der GEW, FernUni-Absolventin Dr. Susanne Kortendick und MdB Prof. Stephan Seiter