Tagung in Hagen blickt auf die Realverfassung der EU

An zwei Tagen besprechen internationale Expert:innen auf dem Campus der FernUniversität die Verfassungswirklichkeit der EU. Gäste sind willkommen, die Online-Teilnahme ist möglich.


Europa-Flaggen Foto: Bloomberg Creative/Bloomberg Creative Photos/Getty Images
Die Europäische Union ist ein vielschichtiges Gebilde mit bewegter Geschichte: Ihre gelebte Realverfassung deckt sich nicht immer mit den postulierten Grundsätzen zur Zeit ihrer Gründung.

Eine Verfassung ist mehr als ein juristisches Regelwerk – genauso wichtig ist es, wie sie von Bürgerinnen und Bürgern tatsächlich gelebt wird. Das gilt auch für die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten. Die Verfassungswissenschaft setzt beide Pole, die normative wie die reale Seite, miteinander in Beziehung. Welche politische Wirklichkeit ist aus den Grundlagentexten der Europäischen Union hervorgegangen? Ist die EU am Ende zersplitterter als die in den Gründungsverträgen formulierten gemeinsamen Werte glauben lassen? Sind die Interessensgegensätze vielleicht sogar der notwendige Preis demokratischer Selbstbestimmung?

Um Fragen wie diese geht es bei einem zweitägigen Symposion an der FernUniversität in Hagen: Am 24. und 25. November lädt das Dimitris-Tsatsos-Institut für Europäische Verfassungswissenschaften (DTIEV) zur Tagung „Umrisse eines Politischen Europa: Bestandsaufnahme von Verfassungsprozessen in Bewegung“ ein. Zu Gast sind namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft – etwa Peter Altmaier, ehemals Chef des Bundeskanzleramts und früherer Bundeswirtschaftsminister.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Das Symposium findet an der FernUniversität statt: Gebäude 2, Erdgeschoss, Raum 1-3, Universitätsstr. 33, 58097 Hagen. Alternativ können sich Interessierte auch online via ZOOM zuschalten. Um vorherige Anmeldung wird gebeten.

Vielfältige Perspektiven

Nach einem Impulsvortrag des Soziologen Wolfgang Streeck beleuchten die beiden ersten Vorträge das politische Europa, seine Entscheidungsprozesse und Akteure sowie seine erfolgreichen und gescheiterten Agenden aus zeitgeschichtlicher Perspektive. Das zweite Panel untersucht verschiedene Formen von Europadiplomatie, den Europäischen Rat und den Rat der Union, die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik sowie die Vorgänge um den Brexit.

Im Fokus des dritten Panels steht die Rolle der EU und ihrer Mitgliedstaaten in militärischen Konflikten – etwa beim Angriff Russlands auf die Ukraine. Das vierte Panel analysiert den öffentlichen Raum Europas. Beispiele sind die Tätigkeiten von zivilgesellschaftlichen Organisationen und globalen Konzernen, außerdem die Krisen-Berichterstattung europäischer Medien. Ein Ausblick auf die künftige Verfasstheit der EU schließt die Bestandsaufnahme ihrer Realverfassung ab.

Alle Infos zur Teilnahme und zum Programm

Benedikt Reuse | 16.11.2023