Mattan Kapon

DAAD-Preis für Psychologie-Studenten mit israelischen Wurzeln

Foto: Volker Wiciok
Mattan Kapon war aus Hamburg mit seiner Familie zur Preisübergabe angereist.

Mit großer Sorge verfolgt Mattan Kapon den Krieg im Nahen Osten. Der Student der FernUniversität in Hagen engagiert sich für jüdisches und israelisches Leben in Deutschland. Beim DIES ACADEMICUS ist der Israeli aus Hamburg jetzt mit dem DAAD-Preis für sein gesellschaftliches Engagement und seine sehr guten Leistungen im Master Psychologie ausgezeichnet worden. „Ich baue Brücken zwischen den Kulturen“, sagt er fließend auf Deutsch. Seine Muttersprache ist Hebräisch. Seit sieben Jahren lebt und studiert der 31-jährige Jude in Deutschland. „Die Auszeichnung in diesen schwierigen Zeiten ist für mich eine große Ehre und motiviert mich weiter zu machen“, sagt der Preisträger.

Familie, fester Job und Master im eigenen Tempo

Vor zwei Jahren hat die Geburt seines Sohnes sein Leben auf den Kopf gestellt. Mattan Kapon stieg nach seinem Bachelor in Psychologie an einer Präsenzuni als Projektkoordinator für Digitale Transformation bei der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) fest in Berufsleben ein. Sein Psychologie-Studium wollte er gerne fortsetzen. Um möglichst flexibel zu sein, entschied er sich gemeinsam mit seiner Frau Ilona für den Master an der FernUni. „Wir müssen unsere Kräfte bündeln und motivieren uns gegenseitig“, sagt er über das gemeinsame Lernen. „Mit Familie und Job ist das nicht so einfach.“ Daher steht im laufenden Wintersemester mit der Gesundheitspsychologie bewusst nur ein Modul auf dem Programm. Zeitdruck hat er nicht, denn beruflich ist Mattan Kapon aktuell nicht auf den Master-Abschluss angewiesen. Auf frisches Wissen und neue Werkzeuge möchte er aber keineswegs verzichten. „Das Fernstudium inspiriert mich und öffnet mir Türen für meine berufliche Zukunft“, sagt er.

Die soll weiterhin an der Schnittstelle zwischen Pädagogik und Psychologie liegen. Im Moment betreut Mattan Kapon für die ZWST ein Digitalisierungsprojekt für Menschen mit Behinderung. „Wir wollen die Teilhabe im Alltag einfacher machen und bauen dafür eine Plattform zur Vernetzung auf“, erklärt er. Mit Hilfe einer App sollen kulturelle und sprachliche Hürden abgebaut werden. „Es ist ein langer Weg“, sagt Kapon. „Aber unsere Erfahrungen sind gut.“

Mattan Kapon über den DAAD-Preis Foto: Volker Wiciok

Ich baue Brücken zwischen den Kulturen. Die Auszeichnung ist für mich eine große Ehre und motiviert mich weiter zu machen.

Mattan Kapon über den DAAD-Preis

DAAD-Preis

Der Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender ist mit 1000 Euro dotiert. Die FernUniversität vergibt ihn jährlich anlässlich ihres DIES ACADEMICUS an eine Studentin oder einen Studenten mit besonderen akademischen Leistungen und bemerkenswertem gesellschaftlichen Engagement.

Meet a Jew: Wie ist es, als Jude in Deutschland zu leben?

Langen Atem braucht er auch für sein gesellschaftliches Engagement. Als Kontaktperson bei „Meet a Jew“ berichtet er zum Beispiel in Schulen darüber, wie es ist, als Jude in Deutschland zu leben. „Die meisten Menschen haben noch nie bewusst einen Juden getroffen“, sagt er und beschreibt sich selbst als säkular und wenig religiös. „Wir sind ganz normale Menschen.“ Als Matchmaker des deutsch-israelischen Zukunftsforums engagiert er sich außerdem für Kooperationen zwischen Deutschland und Israel – wirtschaftlich, pädagogisch, politisch. „Hier geht es darum, Organisationen und Akteure aus beiden Ländern zusammenzubringen.“

Außerdem setzt er sich an seinem Wohnort Hamburg für den Aufbau einer jüdischen Gemeinde und Community ein, dafür durchläuft er aktuell ein Qualifizierungsprogramm des Kehilot-Instituts. „Als Gruppe und Gemeinde hat man mehr Ressourcen und Möglichkeiten“, findet Mattan Kapon. „Ich würde gerne die Feiertage mal gemeinsam mit anderen jüdischen Familien feiern.“

Der Zusammenhalt und das Miteinander gewinnen in diesen schwierigen Zeiten an Bedeutung. Mattan Kapons Verwandtschaft lebt im Norden Israels. Normalerweise besucht er die Familie mindestens zweimal im Jahr. Der Krieg in seiner Heimat, aber auch die antisemitischen Vorfälle in Deutschland bereiten ihm Sorgen. „Ich nutze jede Gelegenheit zum konstruktiven Austausch und zur Aufklärung – jetzt erst recht“, blickt er in eine ungewisse Zukunft.

Stand: November 2023

Carolin Annemüller | 20.03.2024