Prof. Dr. Michael Bitz: der Gern-Gebliebene

Biographisches

  • 1943 geboren in Berlin
  • 1976 – 2011 Professor für Betriebs­wirtschafts­lehre, insbesondere Bank- und Finanz­wirtschaft an der FernUniversität
  • Verschiedene Ämter in der akademischen Selbst­verwaltung, unter anderem Prorektor, Vorsitzender des Senats und Dekan
  • Seit 1993 Direktor der Abteilung Bank- und Finanz­wirtschaft des mit der FernUniversität koop­erierenden IWW-Instituts
  • Seit 2011 wissen­schaftliche Aktivitäten im Rahmen des CSF-Centrums für Steuern und Finanzen

Der Wirtschaftswissenschaftler Michael Bitz kam 1976 mit 33 Jahren als junger Professor nach Hagen, um etwas Neues zu schaffen. „In Deutschland wusste damals niemand, wie ein akademisches Fernstudium funktioniert“, blickt er zurück. „Wir waren ja hier alle Autodidakten in Sachen Fernstudium. Es war ein Sich-Hineinkämpfen in die Materie.“

Geblieben aus Überzeugung

Seit seiner Berufung an die FernUniversität hat er Rufe an die Universitäten Hohenheim, Gießen, Hamburg, Erlangen-Nürnberg, Linz sowie Köln erhalten, die er für seine Bleibeverhandlungen nutzte. Für Hagen entschied er sich, weil er seine Aufgabe immer mehr in der Weiterentwicklung des akademischen Fernstudiums sah. Ausschlaggebend waren aber auch die sehr gute Ausstattung, die ihm in Hagen geboten wurde, und die größere zeitliche Flexibilität an der FernUniversität.

Orientierung an einer traditionellen Universität

Michael Bitz gehörte wie Ulrich Eisenhardt der konservativen „Betonfraktion“ an. Diese wollte einerseits das Konzept des Fernstudiums konsequent weiterentwickeln, die FernUniversität ansonsten aber an den Standards traditioneller Universitäten ausrichten. „Wir wollten, dass unsere Absolventen sagen können: Wir haben etwas Gleichwertiges studiert“, betont Bitz. Eine Öffnung der Hochschule lehnte er in der Anfangszeit vehement ab. „Das würde unsere Abschlüsse als zweitrangig erscheinen lassen“, schloss Bitz den Verzicht auf das Abitur als Zugangsvoraussetzung aus.

Lehre

In der Lehre legte Michael Bitz viel Wert auf eine intensive Betreuung der Studierenden. Neben dem gedruckten Studienbrief setzte er schon früh auf obligatorische Seminarveranstaltungen, die sich schnell etablierten. „Das war ein durchaus modernes Konzept in der BWL. Die Idee war einfach gut“, ließ sich Bitz von der Fernlehre überzeugen. „Machst du mal das Experiment. Das kann spannend werden.“

Aufbau der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft

Und das wurde es. Das Interesse an einem Wirtschaftsstudium war von Beginn an immens hoch. „Die BWL ist gut geeignet für ein Fernstudium. Es sind abstrakte Inhalte, die man gut auf diesem Weg vermitteln kann“, bilanziert Bitz. In der Anfangszeit bildeten Mathematik und Wirtschaftswissenschaft noch eine gemeinsame Fakultät. Michael Bitz baute dann die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft maßgeblich mit auf. „Wir haben immer wieder etwas Neues gemacht, Studiengänge aufgebaut und verändert oder neue Medien integriert“, beschreibt er die Herausforderungen an der FernUniversität. So hatte er nie den Eindruck, wirklich fertig zu sein. „Das hält fest.“

 

Das Interview als Text

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Da hatte mich eine, eine Zeitungsnotiz erreicht, die mein Vater, der ja hier in Hagen immer noch wohnte, gesehen hatte, dass hier Leute gesucht wurden. Habe ich erst überlegt, soll ich mich auf so was bewerben, ist ja doch was Komisches. Dann habe ich ein bisschen nachgedacht. Eigentlich kann das ja ganz spannend sein, was zu machen, was es bisher in Deutschland zumindest noch nicht gibt, irgendwo hinzugehen, wo die Strukturen noch nicht festgefahren sind, wo man was mitgestalten kann. Also bewirb dich mal.
Dann kam an einem Samstagmorgen -das weiß ich wie heute – Post. Und ich sag zu meiner Frau: Ach guck mal, ist relativ viel, wir machen mal auf, gemeinsam. Und dann machen wir beiden einen Brief auf und sie sagt, da ist der Ruf. Und ich mache den Brief auf und sage, da ist der Ruf. Da war wirklich das seltene Ding passiert, dass ich an einem Tag, wirklich an einem Tag, einen Ruf an die Fernuni Hagen kriegte und an die Uni Hohenheim.

Eigentlich hätte das nicht gehen können, weil die Kultusministerien seinerzeit so eine Kartellabsprache hatten. Wenn ein Ruf erteilt ist, wird kein anderer Ruf mehr erteilt. Aber da dies so gleichzeitig war, war diese Quermitteilung nicht genau. Da war natürlich die Freude groß, bei mir in der Fakultät in Saarbrücken, man freute sich, frisch habilitiert und schon Rufe, ist ja auch immer Renommee für die Hochschule.

Ja und dann habe ich mich eben wider Erwarten der Saarbrücker Kollegen für Hagen entschieden. Hm, wie gesagt, der eine Grund war der, den ich gerade schon mal angesprochen hatte, dass sich hier die Möglichkeit bot, was Neues zu gestalten, Wege zu gehen, die bisher noch nicht gegangen waren, in der Struktur nicht der jüngste Kollege zu sein, der sich hinten anstellen muss. Und zum zweiten kam hinzu, dass mein Vater ein bisschen kränkelte zu der Zeit und ich auch aus dem Grunde öfter schon mal nach Hagen fahren musste, um da also nach dem Rechten zu sehen, ihn im Krankenhaus zu besuchen und das Gefühl da in der Nähe zu sein, war ein zweiter Grund, der mich dazu bestimmt hat, hier nach Hagen zu gehen.

Was dann interessant war, als so die ersten Darstellungen mir zumindest bekannt wurden, wie das mit dem Fernstudium ablaufen sollte, eben primär damals schriftliches Studienmaterial, das die curricularen Vorstellungen, die da die Kollegen aus dem Gründungsausschuss entwickelt hatten, die schienen mir auch vernünftig. Das war ein durchaus modernes Konzept der BWL, also von daher: Das kann ganz, ganz spannend werden. Und machst du mal das Experiment.

Die Idee war einfach gut, warum nicht Leute abholen, nebenberuflich zu studieren, die anders zu versorgen. Geht das? Kann man wirklich schriftliches Material und Begleitgeräusch so hinkriegen, dass man einen Abschluss schafft, der vergleichbar ist mit dem, was man eben in dem „normalen“ Präsenzstudium macht. Und da bin ich nun von Haus aus eigentlich immer Optimist, so dass ich eigentlich sagte, dass müsste gehen, zumindest in BWL.

Und dann waren eben diese, diese Gründungsjahre der FernUni dadurch gekennzeichnet, dass wir im Grunde alle nicht wussten, wie Fernstudium geht. Dass da einige Vorgaben waren von dem sogenannten Gründungsausschuss, der ja da etabliert worden war. Das waren Kollegen anderer Universitäten, die sich zusammengefunden hatten auf Aufruf von Johannes Rau, dem damaligen Kultusminister und Wissenschaftsminister, die eben dieses Kind FernUni auf die Schiene bringen sollten, gewisse curriculare Vorstellungen entwickelt hatten, die ersten Kurse auch zum Teil schon selbst geschrieben hatten. Und nun ging es für uns daran, diese Dinge zu betreuen, wie auch immer mit Studenten umzugehen, die wir nicht vor Ort hatten. Und genau wie ich kamen ja auch die anderen Kollegen alle von Präsenzuniversitäten und waren gewohnt, Übungen durchzuführen, Vorlesungen im großen Audimax durchzuführen, Seminarveranstaltungen zu machen, einmal wöchentlich von sechs bis acht oder so. Aber wussten alle nicht mit diesem, diesem neuen Medium umzugehen.

Also wir sind ja hier alle Autodidakten. Denn das was uns an didaktischer Beratung gegeben werden sollte, war eigentlich vom Konzept her nicht machbar, dass da ein Kollege sich neben uns setzt und sagt: Jetzt musst du den Satz umformulieren, damit der besser verständlich ist oder so was. Wenn ich einen kleinen Exkurs einstreuen darf, ich weiß nicht ob Sie dieses Zulassungsverfahren kennen, was in den ersten Jahren hier praktiziert wurde, das Freigabeverfahren. Da schrieben wir die Studientexte und dann wurden die an vier Stellen zur Zensur vorgelegt. Das war einmal das Rechenzentrum, die mussten irgendwelche Formalia prüfen, kein Problem. Die Bibliothek musste prüfen, ob die angegebene Literatur beschaffbar war, auch ok. Und dann gab es das damalige ZFE, Zentrum für Fernstudienentwicklung, die überprüften irgendwelche Fernstudienelemente, ob die Marginalien richtig saßen, oder so was. Und dann gab es das ZIFF, Zentrales Institut für Fernstudienforschung mit drei oder vier Professuren besetzt und die sollten die Studientexte jetzt auf die didaktische Eignung beurteilen. Otto Peters war an diesem ZIFF unter anderem und dann noch einige andere Kollegen, Börje Holmberg unter anderem. Das war natürlich ein tot geborenes Kind. Nicht, wir haben dann in der großen zeitlichen Enge, die ohnehin herrschte, denen die Studientexte geschickt. Ja am Anfang haben die die noch durchgelesen, dann wollten sie irgendwelche Seminare machen, wo sie uns Konzepte entwickeln sollten, wie wir doch so ein Studientext schreiben. Das haute auch nicht hin, außerdem waren wir auch nicht wirklich willens uns belehren zu lassen. Also, was dann statt gegriffen hat, ich denke da unterscheiden sich die Kollegen vielleicht ein bisschen, dass wir uns einfach selbst gefragt haben, wie muss ich jetzt hier formulieren. Da sitzt der Student oder die Studentin und soll das verstehen. Wie muss ich das jetzt aufbereiten, wo muss ich eine Kontrollfrage einbauen, wo muss ich eine Übungsaufgabe hinsetzen, wo muss ich etwas wiederholen, wo muss ich einen Push geben, dass jetzt was selbständig gemacht wird. Das hat man eigentlich so, so selbständig entwickelt. Da gab es auch kein Lehrbuch zu. Und ich glaube nicht, dass das wirklich in der praktisch anwendbaren Form gestaltet werden kann.

Was ganz hilfreich war, waren so ein paar äußere Vorgaben, Kolumnentitel zu machen, Marginalien einzuarbeiten, ok, das hilft so ein bisschen den Text leichter wahrzunehmen. Das haben wir auch gerne gemacht. Aber darüber hinaus war es wirklich ein, ein Sich¬Hinein¬Kämpfen in diese Materie. Und eins ist auch richtig, unsere Studientexte, zumindest wenn sie gut gemacht sind, sind anders als so ein klassisches Lehrbuch.

Wobei dann unsere Idee war, wir müssen ein, zwei Punkte haben, wo wir dann einmal die Studenten obligatorisch zusammenziehen. Und das haben wir dann eben mit den obligatorischen Seminarveranstaltungen etabliert. Das war am Anfang auch umkämpft. Das sei dem Wesen des Fernstudiums nicht gerecht, wenn die Leute dann zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort mal sein müssen. Aber da haben wir uns dann Gott sei Dank durchgesetzt. Wir können eigentlich nur ein BWL-Examen vergeben, wenn die Leute zwei Seminarscheine absolviert haben.

Und wir hatten dann ja ab 80 denke ich die ersten Absolventen, können Sie wahrscheinlich in den Annalen besser nachlesen, oder 79 kann es auch gewesen sein. Das waren sehr ordentliche Studenten, konnten sich wirklich sehen lassen. Und da kann ich sagen, da ist kein Defizit gegenüber anderen Absolventen etwa.

Und das war eine Zeit, in der eben sehr viel Unsicherheit da war, wir Wege finden mussten. Es war auch eine Zeit, in der wir hier hausintern versuchen mussten, die Dinge zwischen dem Verwaltungsbereich und dem akademischen Bereich ins Lot zu bringen. Die meisten Verwaltungsmitarbeiter kamen aus dem Ministerium, waren solche Strukturen, wie sie in Ministerien üblich sind, gewohnt. Das war mehr so Anweisung und Ebene drunter folgt. Das wäre nun eine Welt, die uns Akademiker nicht so vertraut war, nicht. Wir waren alles kleine Herrgötter, zumindest war unser Bewusstsein, wir stehen in der Verantwortung einfach in Forschung und Lehre zu vertreten und das machen wir selbständig, fügen uns möglicherweise in gewissere äußere Rahmendaten ein, Termine sind zu beachten etc., aber nehmen eben uns, unsern Job in der Weise eigenständig war. Nicht, ich will eine Episode erzählen. Ich glaube es war fast ein Jahr, jedenfalls in der ersten Zeit wurde alle Post, die hier an der FernUniversität einging, zentral geöffnet in der Verwaltung. Da guckten die erstmal nach, was da drin stand und dann sortierten die die Post.

Können Sie sich vorstellen, dass wir, die wir von ordentlichen Universitäten kamen, rebelliert haben gegen diese Vorgehensweise? Der damalige Verwaltungsdirektor hat uns dann erklärt, das müsse so sein aus irgendwelchen Gründen, die er aus seiner Ministerium-Biographie her abgeleitet hatte. Es war eine ganze Weile Kampf bis man diesen Krampf abgeschafft hatte und Post dann wirklich an den, an den richtigen Stellen ankam.

Die meisten Kollegen hatten dann folgendes Konzept, dass wir sagten, wir wollen Fernstudium machen. Wir wollen aber ansonsten uns den Kriterien stellen, die bei ordentlichen anderen deutschen Universitäten auch Maßstab sind. Dazu zählen wir nicht unbedingt die Gesamthochschulen, die damals ja noch in anderen Gemengelagen sich bewegten als das heutzutage der Fall ist. Sondern wir wollen uns an Bonn und Saarbrücken und Berlin, was auch immer, das sollen unsere Maßstäbe sein, nur eben ein anderes Medium. Das war in den ersten Jahren der FernUniversität sehr umkämpft, das wurde vom Ministerium nur sehr begrenzt akzeptiert.

Es wurde immer wieder versucht in curriculare Dinge einzugreifen vom Ministerium. Vermeintlich wurden auf einmal zu viele, zu wenige Erfolge erreicht in einzelnen Klausuren. Makroökonomie ist nun nicht so leicht, da musste der Kollege nach Düsseldorf fahren und Rechenschaft ablegen, warum so viele Leute bei ihm durchgefallen waren. Alles Eingriffe, die man sich in Köln oder in Bonn nie hätte vorstellen können. Es gab auch innerhalb der Hochschule Bestrebungen, primär aus einer anderen Fakultät, die so die Idee vertraten, na ja Fernstudium ist ja schwerer. Unsere Studenten haben es schwerer, also müssen wir mit den Anforderungen runter gehen. Dann haben die letztlich immer noch viel zu tun. Da war unsere Linie klar, zu sagen, das können wir nicht machen. Wir wollen, dass auch am Ende unsere Absolventen sagen können, wir haben etwas Gleichwertiges studiert, genau das, was jemand in Köln oder in Bonn als Abschluss präsentieren muss, das habe ich in Hagen auch gemacht und zusätzlich unter den erschwerten Bedingungen des Fernstudiums, aber kein Fernstudium-discount. Ich denke, das ist heute auch nicht mehr zweifelhaft an der Fernuni. Es war damals sehr zweifelhaft und musste durchaus erkämpft werden. Nicht und ein, ein weiterer damals sehr virulenter Punkt war die Öffnung der Hochschule. Auch dort haben wir uns in der Gründungsphase sehr vehement entgegen gesetzt, gar nicht weil wir glaubten, dass Leute ohne Abitur nicht studieren können.

Wir haben uns deshalb dagegen gewendet, weil wir sagen, das würde ebenfalls von Anfang an unsere Abschlüsse als zweitrangig erscheinen lassen. „Da kann ja jeder studieren.“ Deshalb, haben wir gesagt: Da sind wir erstmal gegen, wir kämpfen dafür, dass das nicht realisiert wird. Auch da gab es viele Repressionen seitens der Politik, seitens des Ministeriums, da doch jetzt entsprechende Beschlüsse zu fassen.

Ich erinnere mich an eine Rektoratssitzung. Ich war Mitglied des ersten Rektorats damals. Da wurde auf einmal eine Tischvorlage verteilt. Da war unten noch vermerkt, dass es aus dem Ministerium kam, das war nicht geplant. Der Kanzler brachte die ein, Tischvorlage, und in dieser Tischvorlage sollte dann eben schnell beschlossen werden, wir beschließen jetzt, dass an der FernUniversität jeder studieren kann, das Ministerium macht eine entsprechende Änderung irgendwelcher Verordnungen und wir müssen aber als Hochschule das beschließen. Das sollte also so über den Tisch gejagt werden. Und da haben dann eben die Kollegen, die mit im Rektorat saßen genug, genug Rückgrat gehabt, um zu sagen, das machen wir erstmal nicht. Dann traten Mitglieder zurück des Rektorats, das war eine kritische Zeit und ich denke, die FernUniversität wäre wahrscheinlich insgesamt nicht so erfolgreich geworden, wenn in dieser frühen Phase diese, diese bildungsideologischen Ideen hier Platz gegriffen hätten. Im Nachhinein bin ich sehr überzeugt, nicht weil wir diese Meinung vertreten haben, dass es richtig war zu sagen, Orientierung ordentlicher anderer Universitäten.

Nicht, und der nächste Punkt war, das wir sagten, was die Forschung anbelangt, da positionieren wir uns in der fachlichen Welt. Wir veröffentlichen, wir gehen auf Kongresse, wir treten in den wissenschaftlichen Vereinigungen auf, Verband der Hochschullehrer BWL oder Verein für Sozialpolitik, die bei uns so die beiden Vereine sind. Und auch da gibt es nichts Spezifisches, da sind wir Fachkollegen für Produktion oder für Bankbetriebslehre oder was auch immer, treten dort aber auf, das wir sagen, wir sind Kollegen von der FernUni, FernUni ist eine ordentliche Uni. Wir forschen da und wir lehren in dieser anderen Form. Und das hat sich dann über Jahre hinweg durchgesetzt.

Was meine Perspektive allerdings nicht war, oder nicht unbedingt festgelegt, dass ich mein ganzes Leben in Hagen bleiben würde. Da hatte ich noch die Idee, du baust das mal mit auf und je nachdem wie dann die familiären Gegebenheiten sind, zehn, fünfzehn Jahre, dann gehen wir noch mal woanders hin.

Aber dazu ist es dann nicht gekommen, obwohl ich eben, Sie wissen es wahrscheinlich, ein paarmal dann noch Rufe an andere Hochschulen hatte, aber letztlich war da eben doch die Beharrungskraft immer so groß, dass ich hier in Hagen geblieben bin, oder wir geblieben sind.
Also wir haben eine, eine enorme Bleibequote.

Ich denke zumindest mit zunehmendem Alter wird es vielen Kollegen genauso wie mir gegangen sein, die die angenehmen Seiten der FernUniversität entdeckt haben. Nicht in der Weise, dass wir hier weniger arbeiten müssen. Aber wir haben auch in der Gestaltung unserer Arbeitseinsätze viel mehr Flexibilität. Das, was wir den Studierenden bieten beim Studium, das haben wir ja auch.

Ich habe auch gerne Vorlesungen gehalten, muss sagen in meinen späteren Jahren war ich eigentlich ganz froh, dass ich das nicht mehr machen musste. Denn das ist schon was anderes, ob man in Ruhe sich hinsetzt, das schreibt und das konzipiert oder dann jede Woche in den Hörsaal, auch wenn die Gesundheit nicht mehr ganz so mitmacht. Aber in jungen Jahren hätte ich das durchaus gerne machen wollen. Nun haben wir uns alle so ein bisschen Ersatz gesucht, indem wir bei irgendwelchen Weiterbildungseinrichtungen hier in der Umgebung irgendwelche Kurse gehalten haben. Verwaltungswirtschaftsakademie und ähnlichen Einrichtungen. So gesehen, das Bedürfnis einfach mal vor Studenten zu reden, wurde dann da auch erfüllt.

 

Über das Projekt Zeugen der Zeit

Interviews und Redaktion:
Dr. Almut Leh (Institiut für Geschichte und Biographie)

Produktion:
Jennifer Dahlke, Alexander Reinshagen, Sascha Senicer (Zentrum für Medien und IT)

Texte:
Carolin Annemüller, Susanne Bossemeyer, Gerd Dapprich, Anja Wetter, Multimediale Umsetzung: Oliver Baentsch (Dezernat 7 Hochschulstrategie und Kommunikation)

Fotos:
Jakob Studnar, Stefanie Loos, Archiv der FernUniversität

Plakate:
Gabriele Gruchot (Dez. 5 Technische Medienadministration)