Forschungsprojekt
SeLPst – Selbstorganisiertes Lernen und Personalisierung stärken
- Projektleitung:
- Prof. Dr. Claudia de Witt
- Mitarbeitende:
- Heike Karolyi
- Status:
- abgeschlossen
- Laufzeit:
- Dezember 2017 bis Mai 2020
Ziele
Das Projekt SeLPst zielt darauf ab, das begleitete Selbststudium im Fernstudium strukturiert zu personalisieren, die Selbstorganisation der Studierenden zu stärken und mit dem Einsatz digitaler Medien zu unterstützen. Das digital unterstützte Selbststudium stellt einen zentralen Bereich des personalisierten Studiums dar und ist in den Studiengangsanalysen der FernUniversität in Hagen ein zentraler Faktor für Motivation und Lernerfolg. Die Selbstorganisation des persönlichen Lernprozesses wird noch vor der Notwendigkeit lebenslangen Lernens immer wichtiger, gleichzeitig ist es für die Studierenden eine der größten Herausforderungen. Im Gegensatz zum Präsenzstudium, das durch eine strukturierte Orts- und Zeitplanung, einen festgelegten und von den Lehrenden verantworteten Verlauf gekennzeichnet ist, basiert ein Fernstudium auf Faktoren der Selbstorganisation von Zeit, Dauer, Ort, Beteiligung und Interaktion unter Studierenden sowie der Selbststeuerung der differenzierten Verlaufsstruktur von Lern- und Arbeitsprozessen.
Grundlagen
Entlang der drei didaktischen Prozesskomponenten Bestimmung des Lernbedarfs und der Lernziele, Steuerung des Lernprozesses sowie der Überprüfung der Lernergebnisse wird das Selbststudium in einer Matrix von fremdbestimmt bis eigenverantwortlich eingeordnet und daraus weiterentwickelt. Personalisierte Lernszenarien unterstützen die Studierenden, eigene Studien- und Lerninteressen zu formulieren, um persönliche Bildungs- und Gestaltungsräume zu ermöglichen. SeLPst setzt an dem bestehenden LMS Moodle in der aktuell genutzten Version 3.2 an und erschließt Nutzungspotenziale, indem dessen Funktionalitäten an die Anforderungen eines personalisierten Fernstudiums angepasst werden. Individuelle Rückmeldungen und verschiedene Lernwege werden entwickelt, damit die Studierenden Beurteilungen über das, was sie gelernt haben, wie gut sie es gelernt haben und was als nächstes zu lernen ist, selbst vornehmen und für ihren Lernerfolg nutzen.
Phase 1
In der ersten Phase wurden die verschiedenen Interaktions-, Reflexions-, Darstellungs- und Strukturierungsmöglichkeiten von Moodle 3.2 genutzt, die zur Gestaltung eines erfolgreichen personalisierten Lernens notwendig sind. Dazu werden Studieninhalte digital abgebildet, modularisiert und verlinkt. Studierende erhalten dann in Diskussionsforen durch die Reproduktion des Gelernten Feedback zu ihrem Lernprodukt, indem sie durch ihren persönlichen Beitrag das individuelle Verständnis verbalisieren, Inhalte mit anderen Studierenden und Betreuenden abgleichen und somit verfestigen.
Lernende konnten im Modul 1D im B.A. Bildungswissenschaft ihren Lernstand in der Moodle-Lernumgebung als Übersicht direkt anhand eines individuell generierten Fortschrittsbalkens ablesen. Diese Übertragung der Onlineaktivitäten der Lernenden erfolgt automatisiert und stellt sich für jeden Nutzer und jede Nutzerin individuell dar. Während Fortschrittsbalken den Lernenden ihren Bearbeitungsstand anzeigen anhand konkreter Aktivitäten, welche direkt über ein Kachelfeld verlinkt sind, anzeigen, bieten Checklisten ein größeres Maß an Möglichkeiten an, um den Selbstlernprozess individuell zu gestalten. Checklisten, können nur zum Teil automatisiert erstellt werden. Studierende können diese bearbeiten, jederzeit eigene Lernziele hinzufügen und eigene Lernfortschritte durch Abhaken dokumentieren. Dabei stehen die erhobenen und visualisierten Daten nur den Lernenden selbst zur Verfügung und werden nicht durch Lehrende bzw. Kursbetreuende eingesehen oder nachverfolgt.
Phase 2
In der zweiten Phase wurden die in Phase 1 bereits genutzten Plugins erweitert. Insgesamt kamen neben den Fortschrittsbalken, Checklisten und deren komprimierte Zusammenfassung als Fortschrittslisten,weitere Plugins zum Einsatz.
Quiz sowie interaktive Lernmaterialien des H5P-Plugins: Passend zu den Inhalten des Moduls 1D wurden interaktive Lehr-/Lerninhalte mit dem H5P-Plugin erstellt und in der Lernumgebung bereitgestellt.
Student Quiz: Bei dem adaptiven personalisierenden Quiz sind Studierende gefordert, Aufgaben selbst zu erstellen, diese gegenseitig zu bewerten und anzupassen. Das Quiz informiert über den Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe für den Einzelnen und aggregiert auch in Bezug zu allen Nutzern und Nutzerinnen des Kurses. Lernende können sich auf Grundlage dieser Information und unter Nutzung verschiedener Filter, z. B. zum Themenbereich, bereits genutzte oder neue Fragen, Schwierigkeitsgrad, individuelle Quiz aus dem Fragenpool automatisch immer wieder neu zusammenstellen.
Des Weiteren wurden Lernpläne, Aktivitätsabschlüsse und Kompetenzrahmen in Moodle zu einem möglichen Einsatz geprüft. Um personalisierte Lernwege innerhalb des Moduls anzubieten, wurde das Plugin zu Lernplänen in Moodle getestet. Dieses sieht eine Verknüpfung zum Kompetenzrahmen vor, der bislang jedoch noch nicht an der FeU genutzt wurde. Nachdem Rechte eingerichtet und erste Erfahrungen mit der Gestaltung und dem Anlegen eines Kompetenzrahmens in Moodle gesammelt wurden, wurden zwei generische Kompetenzrahmen in der Struktur des HQR für den Bachelorstudiengang Bildungswissenschaft und den Master eEducation: Bildung und Medien in Moodle zunächst als Vorlage erstellt und dann für einzelne Module spezifiziert. Lernpläne sehen eine Verknüpfung mit dem Kompetenzrahmen über Aktivitätsabschlüsse vor, welche wiederum durch automatisierte oder manuell erteilte Aktivitätsabschlüsse definiert werden. Die Verknüpfung der Leistung eines Studierenden im Kurs erfolgt über einen Selbsttest oder einer Aktivität hin zu einem kompetenzerfassenden Aktivitätsabschluss, der dann eine Kompetenz im Kompetenzrahamen abschließt. Dies setzt eine hohen Anpassung und eine Bereitstellung feingranularer individuell erfassbarer Ressourcen und Aktivitäten in der Lernumgebung voraus. Self-Assessments in Form von Quiz stellen dabei die einzige Möglichkeit dar, automatisierte Aktivitätsabschlüsse mit sinnvollen Leistungskontrollen zu verknüpfen; diese wurden im Kurs widerum wenig frequentiert. Andere Ressourcen wie H5P können aufgrund fehlender Anbindung zu den Aktivitätsabschlüssen nicht genutzt werden, was die Darstellung der Lernpläne und auch die Möglichkeiten der Kompetenzanrechnung in großem Maße einschränkt. Bei dem Versuch, einen minimalen Lernplan anzulegen, wurde die inkompatible Granularität der Lernpläne in Moodle deutlich, da Lernpläne ganze Moodle-Kurse als kleinste Elemente eines Lernplans vorsehen.
Gruppenpuzzle-Szenarios für Moodle: Um auch selbstregulierte kollaborative Lernaktivitäten anzubieten, wurde ein unbetreut nutzbares Gruppenpuzzle-Szenario passend zum Modul 1D für Moodle in einer Testumgebung umgesetzt. Das Gruppenpuzzle wurde jedoch nicht in der Lehre eingesetzt, da die Kursbetreuenden bei der Testung zu dem Schluss kamen, dass dieses Szenario eine zu hohe Anforderung an die Selbstregulation der Lernenden stellen würde und somit eher für ein Modul der dritten Studienphase geeignet erscheint.
Ergebnis und Ausblick
Im Rahmen des Projekts SeLPst konnte der Grad der Personalisierung in der Moodle-Lernumgebung für das Modul 1D im B.A. Bildungswissenschaft erweitert werden. Dabei wurde Personalisierung insbesondere durch Flexibilisierung und Angebotserweiterung unterstützt. Lernende können damit die für sie passenden Lernaktivitäten auswählen und mehrere unterschiedliche interaktive Selbstlernformate, die vorzugsweise durch das H5P-Plugin umgesetzt wurden, dafür nutzen. Hier bestand zunächst die Befürchtung, dass Studierende durch die große Vielfalt überfordert werden könnten. Wie die Evaluation ergab, nahmen die Studierenden das Angebot aber durchgängig als Option an, welches zusätzlich durch die Übersicht stiftenden Fortschrittsbalken, durch die individuell anpassbaren Checklisten sowie durch Erläuterungen im Betreuungskonzept unterstützt wurde. Hauptinstrument für die Berücksichtigung persönlicher Interessen blieb aber die individuelle virtuelle Betreuung über Diskussionsforen.
Eine personalisierte Rückmeldung zum Lernstand wurde durch Plugins mit adaptiven Funktionen ermöglicht. Dazu gehörten das Student Quiz, Fortschrittsbalken, Checklisten und Fortschrittslisten, die im WS 19/20 von 64 Personen zu Beginn des Semesters genutzt wurden, 24 Personen schlossen ihr Semester auch mit den Checklisten ab. Individuelle Lernwege sollten eine Personalisierung durch Modularisierung und Adaption des Lernweges ermöglichen.
Der Einsatz des Student-Quiz erfordert eine zusätzliche Aktivierung der Studierenden. Beim ersten Einsatz wurde das Student-Quiz ohne Inhalt mit einer Anleitung bereitgestellt. Die Studierenden nutzten das Angebot jedoch nur sehr wenig. Erst nachdem erste Quizfragen anonym durch Lehrende eingestellt wurden, begannen auch die Studierende das Quiz intensiver zu nutzen. Mittlerweile wird der Fragenpool in jedes neue Semester übertragen, so dass sich ein immer größerer Fragenpool ergibt.
Personalisierung wurde durch die erprobten Plugins in den Regelbetrieb übernommen und im Modul 1D verstetigt. Die Plugins werden auch in den anderen Modulen des Lehrgebiets eingesetzt.