Johannes Abresch
Dr. Johannes Abresch (9. Juli 1947 Kirchen / Sieg – 9. Februar 2013 Nümbrecht) war als Psychologe an den Universitäten Frankfurt und Wuppertal tätig, später arbeitete er als Gutachter sowie als Psychologe im Sozialen Dienst eines Altenheims. Er verfasste eine Reihe von psychologiegeschichtlichen und tierpsychologischen Arbeiten, u.a. zu Hermann Ebbinghaus, Oskar Pfungst und Karl Krall.
Der Nachlass umfasst Manuskripte und Arbeitsunterlagen, Zeitungsausschnitte usw., die Abresch 2012/2013 dem Psychologiegeschichtlichen Forschungsarchiv schenkte.
Hans Anger
Prof. Dr. med. Dr. phil. Hans H. Anger (1929-1998) erhielt den USA bei Louis Leon Thurstone eine umfassende Methodenausbildung. Er habilitierte sich 1960 mit einer empirischen Arbeit über „Probleme der deutschen Universität“ (Anger, 1960). Ab 1962 lehrte Anger in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, wo er das Institut für Sozialpsychologie begründete. Eins seiner Interessengebiete war die Geschichte der Sozialpsychologie.
Der wissenschaftliche Nachlass umfasst Sonderdrucke eigener Arbeiten, ein umfangreiches Vorlesungsmanuskript zur Geschichte der Sozialpsychologie, ein transkribiertes Interview mit Anger über die Sozialpsychologie in Deutschland und Korrespondenzen, u.a. bezüglich der „European Association of Experimental Social Psychology“, zu deren Gründungsmitgliedern Anger zählte. – Schenkung der Familie Anger
Anger, H. H. (1960). Probleme der deutschen Universität. Tübingen: Mohr Siebeck.
Julius Bahle
Julius Bahle (9. Januar 1903 Tettnang/Württemberg – 3. September 1986 Gaienhofen) promovierte 1930 bei Karl Marbe mit der Dissertation "Zur Psychologie des musikalischen Gestaltens. Eine Untersuchung über das Komponieren auf experimenteller und historischer Grundlage" zum Dr. phil.. Betreuer der Arbeit war Otto Selz. Bei Selz in Mannheim war Bahle 1929-1933 auch als Assistent tätig bis Selz aus rassistischen Gründen amtsenthoben wurde. In Jena konnte Bahle sich anschließend habilitieren. Bahle war dann überwiegend freiberuflich tätig, habilitierte sich erneut nach dem Krieg in Marburg und praktizierte dann als Psychotherapeut (Lück & Herrmann, 2014).
In dem von ihm begründeten Kulturwissenschaftlichen Verlag veröffentlichte er mehrere eigene Bücher. Bahle gilt als Kulturpsychologe, insbesondere Musikpsychologe. Ihn interessierte die Psychologie des künstlerischen Schaffensprozesses. Bahles Methode knüpfte an die Würzburger Schule an; er kombinierte ein experimentelles Vorgehen mit dem verstehenden Einfühlen. Mehrere zu seiner Zeit lebende Komponisten wurden z.B. gebeten, bestimmte Ausdrucksaufgaben zu lösen, so z.B. Schmerz musikalisch auszudrücken (Bahle, 1936).
Der umfangreiche Nachlass enthält u.a. Sonderdrucke, Manuskripte, Aufzeichnungen, Briefe, einige Kompositionen der Personen, die als Versuchspersonen dienten, einige Briefe dieser Komponisten (u.a. Arnold Schönberg), ein Gästebuch mit einer Eintragung von Otto Selz, Briefe betr. Otto Selz, u.a. von Géza Révész. Bemerkenswert sind ferner Dokumente, die den Streit Bahles mit dem Komponisten Hans Pfitzner betreffen. Bahle war in der Nazizeit mit Pfitzner in eine heftige Kontroverse geraten. – Ankauf 2011–2015.
Bahle, J. (1936). Der musikalische Schaffensprozess. Psychologie der schöpferischen Erlebnis- und Antriebsformen. Leipzig: S. Hirzel. – 2. Verb. Aufl. Konstanz: Christiani, 1947.
Lück, H. E. & Herrmann, T. (2014). Albert Wellek und Julius Bahle: Zwei Psychologen der Nachkriegszeit im Streit um eine Professur an der Universität Mainz. In: Mack, W., Lück, H. E., Renner, K.-H. & Wolfradt, U. (Hrsg.), Behaviorismus und Erkenntnistheorie im psychologisch-historischen Kontext (S. 163-185). Frankfurt: Peter Lang.
Walter Betzendahl
Walter Betzendahl (1896-1980) war beratender Psychologe des Heeres. Der kleinere Archivbestand umfasst vor allem medizinische Gutachten Heeresangehöriger, Erfahrungsberichte während des Russlandfeldzuges 1941- März 1945. Betzendahl berichtet hier auf mehreren hundert Seiten ausführlich von seiner Tätigkeit als beratender Psychiater.
Verschiedene Kapitel sind einzelnen Krankheiten gewidmet (z.B. Trichinose, Encephalitis Malaria, Fleckfieber, Alkoholismus), deren Pathogenese und Behandlung. Der Bestand umfasst ferner einzelne medizinische Berichte sowie einige wenige Briefe zur psychiatrischen Tätigkeit.
Wolfgang Bringmann
Prof. Wolfgang G. Bringmann PhD (13. Juni 1933 Darmstadt – 7. Juni Austin, Texas) war Klinischer Psychologe. Er lehrte in den letzten Jahren an der University of South Alabama. Bringmann hat sich ca. 30 Jahre seines beruflichen Lebens auch mit der Geschichte der Psychologie (überwiegend in Deutschland im 19. Jahrhundert) befasst und eine Vielzahl von Arbeiten (meist in englischer oder deutscher Sprache) veröffentlicht.
Der umfangreiche Archivbestand umfasst persönliche Unterlagen, wie z.B. Urkunden und Auszeichnungen für Bringmann, vor allem aber eine Vielfalt von Dokumenten zu Leben und Werk von Psychologen wie Gustav Theodor Fechner, Wilhelm Wundt, Hermann Ebbinghaus usw., systematisch nach Namen, Zeitabschnitten, und Themenstellungen geordnet. Hierzu gehören Kopien von Veröffentlichungen, Dokumente, Kopien von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, Korrespondenzen mit Nachkommen dieser Psychologinnen und Psychologen, Bildmaterial, Kopien von Dokumenten aus anderen Archiven usw. Zur großzügigen Schenkung von Bringmann aus dem Jahr 1998 gehört der Archivbestand Hugo Münsterberg.
Friedhelm Burkardt
Friedhelm Bukardt, (1929 in Castrop-Rauxel - 26. November 1998 in Kenia), war „einer der profiliertesten deutschen Arbeitspsychologen“ (Carl Graf Hoyos, 1999, S. 189). Burkardt studierte in Köln Psychologie und promovierte 1963 dort bei U. Undeutsch mit einer Untersuchung über die Wirkung geringer Alkoholmengen auf die Fahrtüchtigkeit (Burkardt, 1964). Burkardt arbeitete bei dem Technischen Überwachungsverein in Essen, bei den Hüttenwerken Salzgitter und später bei der Ruhrkohle AG. Schließlich erhielt er eine Professur für Arbeits- und Verkehrspsychologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Dort betreute Burkardt ca. 25 Doktoranden und über 100 Diplomanden. Burkardts Forschungsinteressen lagen im Bereich der Verkehrssicherheit und der Verhaltensmodifikation.
Der Nachlass reicht zurück bis in die Studienzeit und umfasst vor allem Dokumente aus der praktischen Berufstätigkeit bei den Hüttenwerken Salzgitter und der Ruhrkohle AG
– Schenkung 2009.
Burkardt, F. (1964). Untersuchungen über die Wirkung geringer Alkoholmengen auf psychoische Funktionen, die für das Kraftfahren von Bedeutung sind. Köln: Forschungsgemeinschaft Der Mensch im Verkehr.
Hoyos, C. Graf (1999). Nachruf auf Professor Dr. Friedhelm Burkardt (1929-1998). Psychologische Rundschau, 50 (3), 169-170.
Ulfried Geuter
Dr. Ulfried Geuter, Berlin, arbeitet als Psychologischer Psychotherapeut und Journalist. Geuter wurde bekannt durch seine Dissertation zur Professionalisierung der deutschen Psychologie im Nationalsozialismus (1984). Für diese Arbeit führte er eine größere Anzahl von Interviews mit Zeitzeugen durch. (Die Zusammenfassungen wurden archiviert im Institut für Zeitgeschichte, München).
Der Archivbestand Ulfried Geuter im Psychologiegeschichtlichen Forschungsarchiv umfasst einige Dokumente (wie z.B. Lebensläufe) und Korrespondenzen mit den erwähnten Interviewpartnern, teils auch Korrespondenzen im Nachgang zum erschienenen Buch, Dokumente zur „Initiative Psychologiekritik“ 1977-1980 sowie einige Dokumente und Texte zur Psychologie(geschichte) in Südamerika. – Schenkung von U. Geuter.
Geuter, U. (1984). Die Professionalisierung der deutschen Psychologie im Nationalsozialismus. Frankfurt/ M.: Suhrkamp.
Gert Heinz Fischer
Gert Heinz Fischer (1909-1993) studierte Soziologie, Germanistik, Anglistik und neuere Geschichte. 1932 promovierte er in Marburg bei Erich R. Jaensch, dessen Lehrstuhl für Psychologie und Pädagogik er 1941 übernahm. Er führte Eignungsuntersuchungen für Wehrmacht und Luftfahrtministerium durch und wurde 1944 Abteilungsleiter am Institut für nationalsozialistische Volkspflege der Hohen Schule der NSDAP. Fischer wurde im Entnazifizierungsverfahren amtsenthoben, war dann in Kassel im Schuldienst sowie freiberuflich als Unternehmensberater, in der Weiterbildung und als Buchautor tätig (Lück, 2012).
Die Sammlung umfasst im wesentlichen Dokumente aus der Marburger Zeit. Hierzu zählen diagnostische Verfahren und Gutachten, eine umfangreiche Sammlung von Dissertationen aus der Zeit von Jaensch und Fischer (überwiegend zur Typologie und Eidetik von Jaensch), Manuskripte, Korrekturfahnen sowie ein Karteischrank mit Karteikarten zum Bibliotheksbestand des Marburger Instituts. – Erworben 1997.
Lück, H. E. (2012). Gert Heinz Fischer, Schüler und Nachfolger von Erich Jaensch in Marburg. Psychologie im Dienst von NS-Organisationen. In T. Herrmann & W. Zeidler (Hrsg.) Psychologen in autoritären Systemen (S. 44-63). Frankfurt: P. Lang.
Karl Groos
Karl Groos (10.12.1861 Heidelberg – † 27.3.1946 Tübingen) war ein deutscher Philosoph und Psychologe. Karl Groos studierte in Heidelberg, wo er auch Mitglied der Burschenschaft Vineta wurde. Er arbeitete vor allem auf dem Gebiet der Entwicklungs- und Kinderpsychologie und formulierte eine psychologische Theorie des Spiels, die er selbst als Einübungs- oder Selbstausbildungstheorie bezeichnete, wonach das Spiel in Kindheit und Jugend vor allem die biologische Funktion einer spielerischen Vorbereitung auf die späteren Lebensaufgaben des Erwachsenen erfüllt. Er war Professor in Basel, Gießen und von 1911–1929 in Tübingen.
Der Bestand enthält über 100 Briefe an Karl Groos aus der Zeit um 1900. Die Briefe stammen von Fachkollegen, Schülern und Freunden. – Erworben 2015.
Karl Hackl
Karl Hackl (17.3.1889 Wien - 17.12.1958 Wien) studierte Maschinenbau und fand durch den Berliner Psychologen Hans Rupp, der österreichischer Herkunft war, zur Psychotechnik. 1920 gründete er ein privates psychotechnisches Laboratorium. Von 1926–1938 war Hackl Leiter des Psychotechnischen Instituts der Industriellen Bezirkskommission-Landesarbeitsamt Wien. Er richtete die Psychotechnischen Abteilungen der Wiener Polizeidirektion und der Städtischen Straßenbahnen ein und begründete die Heerespsychologische Stelle in Wien.
1927 betrieb Hackl die Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Psychotechnik in Österreich (APÖ). Er war auch der erste Vorsitzende dieser Arbeitsgemeinschaft. 1936 verlieh der österreichische Bundeskanzler an Ing. Karl Hackl den Professorentitel. Anfang 1938 wurde Prof. Karl Hackl zum Leiter der Arbeitstechnischen Lehr- und Versuchsanstalt (ATV) des Bundesministeriums für Handel und Verkehr ernannt. 1946 erfolgte durch Hackl Wiederaufbau der Arbeitsgemeinschaft für Psychotechnik, 1947 gründete er die Zeitschrift Mensch und Arbeit.
Der Bestand des Psychologiegeschichtlichen Forschungsarchivs umfasst den größten Teil der bislang noch in Familienbesitz verbliebenen Dokumente des Psychotechnischen Instituts, Wien: Tagungsberichte, Memoranden, Rundschreiben, Briefe, Auswahlverfahren, Tests, Apparate, Fotos usw. Da es sich hier vermutlich um das letzte noch weitgehend erhaltene Psychotechnische Institut im deutschen Sprachbereich handelte, ist der Bestand von nennenswerter psychologiegeschichtlicher Bedeutung. – Erworben 2012-1015.
Fritz Heider
Fritz Heider (1896–1988) war österreichisch-amerikanischer Sozialpsychologe. Er studierte u.a. Philosophie und promovierte in Granz bei Alexius Meinong mit einer Arbeit über Ding und Medium. Ab 1927 war er Assistent von William Stern in Hamburg. 1930 emigrierte er in die USA. Heider entwickelte u. a. Konzepte einer sog. Naiven Psychologie, die Alltagswissen einbezieht. In diesem Kontext begründete er seine Balancetheorie der Einstellungen und seine Attributionstheorie.
Prof. Dr. Dietmar Görlitz (TU Berlin) überließ dem Archiv Dokumente zur Entstehungsgeschichte der Notebooks Fritz Heiders (1896-1988) sowie weitere Dokumente im Kontext der Attributionstheorie, so u.a. die Tonaufnahmen des „Bielefelder Symposiums über Attribution“ (Juni 1977), an dem Fritz Heider teilnahm.
Heider, F. (1987-1990) The notebooks. Ed. by M. Benesh-Weiner. München/Weinheim: Psychologie Verlags Union.
Theo Herrmann
Theo Herrmann (1929-2013) war Schüler von Albert Wellek. Er lehrte an verschiedenen Hochschulen, ab 1977 in Mannheim. Zu seinen Arbeitsgebieten zählten die Sprachpsychologie und wissenschaftstheoretische und methodische Fragen der Psychologie. In den letzten Lebensjahren wandte er sich Fragen der Psychologiegeschichte zu (s. auch Herrmann, 2004).
Der Bestand im Psychologiegeschichtlichen Forschungsarchiv beinhaltet überwiegend Dokumente aus den letzten Lebensjahren im Zusammenhang mit Gremienarbeiten und vor allem den Arbeiten von Theo Herrmann zur Psychologiegeschichte. Ein Teil der Dokumente ist gesperrt. – Testamentarisch übereignet durch Theo Herrmann 2013.
Herrmann, Th. (2004). Theo Herrmann. In H. E. Lück (Hrsg.), Psychologie in Selbstdarstellungen (S. 124 – 142). Lengerich: Pabst.
Erich R. Jaensch
Erich Rudolf Jaensch (1883-1940) studierte bei Hermann Ebbinghaus in Breslau und bei Georg Ellias Müller in Göttingen. Er lehrte ab 1913 in Marburg. Die Besetzung des vorher mit Hermann Cohen besetzten Lehrstuhls durch einen Experimentalpsychologen war der Auslöser des Lehrstuhlstreits, in dem sich Geisteswissenschaftler gegen die Besetzung von Philosophielehrstühlen durch Experimentalpsychologen wehrten. Jaensch vertrat in Marburg eine Persönlichkeitstypologie, die er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ideologisch an die neuen Verhältnisse anpasste.
Das Psychologiegeschichtliche Forschungsarchiv besitzt neben Dokumenten im Nachlass seines Schülers Gert Heinz Fischer ein Fotoalbum, das seine Mitarbeiter ihrem Lehrer Erich Jaensch zu dessen 50. Geburtstag geschenkt haben. Es enthält etwa 80 Originalfotografien von Jaensch und seinen damaligen und früheren Schülern bzw. Mitarbeitern. – Erworben 2014.
Gerhard Kaminski
Prof. em. Dr. Gerhard Kaminski, Tübingen, studierte an der Humboldt-Universität und der Freien Universität Psychologie. Kaminski ist Schüler von Kurt Gottschaldt und Oswald Kroh, er war Mitarbeiter von Kripal Singh Sodhi und Kollege von Rudolf Bergius, Hans Hörmann, Wolfgang Manz und anderen. In der frühen Bundesrepublik hat Kaminski erste Untersuchungen über soziale Wahrnehmung (Kaminski, 1959), Stereotype und Vorurteile durchgeführt. Später, vor allem an der Universität Tübingen, hat Kaminski wesentliche Beiträge zur Ökologischen Psychologie, Sozialpsychologie, Methodenlehre, Handlungstheorie und Sportpsychologie geleistet.
Der umfangreiche Archivbestand umfasst persönliche Unterlagen aus der Berliner Zeit, so z.B. Vorlesungsmitschriften, von Kaminski betreute Vordiplom- und Diplomarbeiten der Freien Universität, Projektberichte, Korrespondenzen sowie Fotos aus dem Psychologischen Institut der Freien Universität. – Schenkung Gerhard Kaminski, 2001.
Kaminski, G. (1959). Das Bild vom Anderen. Berlin: G. Lüttke.
Alfred Katzenstein
Alfred Katzenstein (1906-2000) entstammte einer deutsch-jüdischen Familie aus dem Rheinland, ging als Jugendlicher in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, emigrierte 1934, war Frontkämpfer im Spanischen Bürgerkrieg, geriet in Gefangenschaft in Südfrankreich, emigrierte in die USA, studierte dort Psychologie, praktizierte als Psychologe und übersiedelte 1954 aus den USA in die DDR. In der DDR wurde Katzenstein einer der einflussreichsten Klinischen Psychologen (Lück, 2015).
Der Nachlass umfasst die amerikanische Dissertation und die deutsche Habilitationsschrift, einige Sonderdrucke und Briefe, Interviews und die Lebenserinnerungen von Alfred Katzenstein („Einblicke: Berichte, Bilder, Briefe“, Teil 1 und 2) sowie seiner Frau, der Arbeitstherapeutin Dr. Ursula P. Katzenstein („Lebensbericht“).
Ferner gehört zum Nachlass die wissenschaftliche Bibliothek von Katzenstein (mit Widmungsexemplaren). Diese Bibliothek ist in der Universitätsbibliothek der FernUniversität untergebracht. – Schenkung von Alfred Katzenstein 1999.
Lück, H. E. (2015). Katzenstein, Alfred. In U. Wolfradt, E. Billmann-Mahecha & A. Stock (Hrsg.), Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933-1945. Ein Personenlexikon, ergänzt um einen Text von Erich Stern (S. 230-231). Wiesbaden: Springer.
Robert Kirchhoff
Prof. Dr. Robert Kirchhoff (1920-1999) (nicht zu verwechseln mit dem Physiker Gustav Robert Kirchhoff, 1824-1887) gilt als letzter und führender Vertreter der deutschen Ausdruckspsychologie. Bereits sein Vater Thomas Kirchhoff war Professor für Ausdruckspsychologie. Robert Kirchhoff habilitierte sich 1957, bereits in den 60er Jahre entwickelte er eine Universaltheorie vom menschlichen Handeln, 1963 nahm er einen Ruf an die TH Berlin an, 1971 folgte er einem Ruf an die Universität zu Köln (Psychologisches Institut II, Entwicklungspsychologie). 1965 gab Kirchhoff den Band „Ausdruckspsychologie“ des Handbuchs für Psychologie heraus. Die Ausdruckspsychologie, seit Begründung der Diplomprüfungsordnung 1941 Pflichtfach, wurde in der Fassung von 1973 nicht mehr als Prüfungsfach weitergeführt.
Der umfangreiche Archivbestand von Robert Kirchhoff im PGFA umfasst Veröffentlichungen, Akten im Zusammengang mit der Betreuung von Diplomarbeiten und Dissertationen, umfangreiche Unterlagen zu Vorlesungen und Seminaren, Korrespondenzen, Fakultätsangelegenheiten u.ä. – Schenkung durch Frau Dr. Gabriele Kirchhoff, 2003.
Kirchhoff, R. (Hrsg.).(1965). Ausdruckspsychologie. Bd. 5 des Handbuchs der Psychologie. Göttingen: Hogrefe.
Karl Krall
Karl Krall (1963 Elberfeld -1929 München) war Juwelier in Elberfeld (heute zu Wuppertal gehörend) und Tierpsychologe. Krall kam mit Wilhelm von Osten (1838-1909) in Kontakt, übernahm von diesem das Pferd, das als „Kluger Hans“ berühmt wurde. Krall war von den Untersuchungsergebnissen Oskar Pfungsts an dem Klugen Hans nicht überzeugt und untersuchte als autodidaktischer Tierpsychologe in Berlin und Elberfeld den Klugen Hans, mehrere andere Pferde, gab die Zeitschrift Tierseele heraus, hielt Kontakt zu Biologen und Psychologen seiner Zeit und wandte sich nach Aufgabe der Tierversuche 1916 in München der Parapsychologie zu.
Der Bestand umfasst ca. 100 Briefe, die an den Physiker Privatdozent Dr. Ernst Gehrke (1878-1960) in Berlin gerichtet sind, mit dem Krall in freundschaftlicher Weise über seine Tierversuche mit den Elberfelder Pferden, seine Überlegungen und seine Kontakte mit anderen Personen korrespondierte. Die Korrespondenz umfasst vor allem den Zeitraum 1908-1909, in dem Kralls Buch Denkende Tiere (1912) entstand. Während dieser Zeit war Gehrke ein wichtiger Ratgeber für Krall. – Erworben 2013.
Krall, K. (1912). Denkende Tiere. Beiträge zur Tierseelenkunde auf Grund eigener Versuche. Der kluge Hans und meine Pferde Muhamed und Zarif. Leipzig: Friedrich Engelmann.
Alfred Lang
Alfred Lang wurde am 29.1.1935 geboren, er studierte 1957 bis 1963 Psychologie, Philosophie und Psychopathologie in Bern. Nach einem Studienaufenthalt in Kanada habilitierte er sich in Bern, 1972 wurde er Professor. Er leitete viele Forschungsprojekte. Lang arbeitete zur Sprachpsychologie, zur Ökologischen Psychologie und zur Kulturpsychologie. Besonders befasste er sich mit dem Werk von Kurt Lewin. Lang starb am 24.4.2008.
Das Psychologiegeschichtliche Forschungsarchiv besitzt den umfassenden wissenschaftlichen Nachlass von Alfred Lang. Dieser Nachlass umfasst vielfältige Arbeiten, Manuskripte, Forschungsberichte, Briefwechsel usw. – Der Nachlass ist eine Schenkung der Familie von Alfred Lang aus dem Jahr 2010.
Lang, Alfred: Semiotische Oekologie (Dort sind mehrere Publikationen von Lang abrufbar.)
Wilhelm Lejeune
Nach dem Studium der Philosophie, Psychologie, Pädagogik, Religionswissenschaft und der Geschichte promovierte Wilhelm Lejeune (1905-1972) 1929 mit einer Arbeit über William Stern. Er arbeitete als Heerespsychologe bei Prof. Rieffert in Berlin, ab 1941 am Institut für Arbeitspsychologie und –pädagogik. Arbeitsschwerpunkt war die Planung, Organisation und Auswertung psychologischer Eignungsprüfungen von Fremdarbeitern (d. h. Zwangsarbeitern). Nach dem Krieg wurde er Leiter des Instituts für Sicherheit in Bergbau, Industrie und Verkehr (Lück, 2015).
Der Nachlass umfasst mehrere Hundert Aufsätze, Leserbriefe, Manuskripte, Entwürfe, Briefe Briefe usw., die bis in die Kriegszeit zurückreichen. Unter den Korrespondenten sind Carl Spiecker (Zentrumspartei), Karl Arnold (Zentrumspartei, CDU), Kurt Schumacher (SPD), Helene Wessels, Rudolf Amelunxen, Fritz Stricker (Zentrumspartei), Rainer Barzel (CDU), Heinz Kühn (SPD), Annemarie Renger (SPD) und andere.
Ferner enthält der Nachlass Arbeiten zur Verkehrspsychologie und Korrespondenzen mit Psychologinnen und Psychologen, wie Martha Moers, H. von Bracken und anderen.
Lück, H. E. (2015). Lejeune, Wilhelm. In U. Wolfradt, E. Billmann-Mahecha & A. Stock (Hrsg.), Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933-1945. Ein Personenlexikon, ergänzt um einen Text von Erich Stern (S. 271-273). Wiesbaden: Springer.
Kurt Lewin
Das Werk von Kurt Lewin (1890-1947) reicht von frühen arbeitspsychologischen Arbeiten über theoretische Arbeiten bis hin zu Aufsätzen und Vorträgen über jüdische Erziehung und Gruppendynamik. Mit Begriffen wie Anspruchsniveau, Aufforderungscharakter, Gruppendynamik usw. hat Lewin die Terminologie der modernen Psychologie stark beeinflusst. Durch sozialpsychologische Experimente, von denen die Untersuchungen über die Wirkungen verschiedener Führungsstile die bekanntesten sind, hat er die Sozialpsychologie und deren Nachbardisziplinen geprägt. Lewins theoretische Leistungen liegen in der Motivationspsychologie, der Entwicklung der Feldtheorie und in der Begründung der Handlungsforschung.
Durch seine Arbeit an der Herausgabe der Kurt Lewin Werkausgabe (ab 1981) hat Carl Friedrich Graumann (1923–2007) an der Universität Heidelberg einen Bestand der Schriften Lewins geschaffen und dazu andere, für die Edition wichtiger Unterlagen zusammengetragen. Dieser Bestand wurde durch Prof. Dr. Lenelis Kruse dem Forschungsarchiv als Schenkung übergeben.
Lewin, K. (ab 1981). Kurt Lewin Werkausgabe, Bände 1, 2, 4 und 6, hrsg. von C.-F. Grau¬mann. Bern: Huber, Stuttgart: Klett-Cotta.
Willy Lindstaedt
In Berlin und Göttingen studierte Willy Lindstaedt (1905 Braunsberg, Pommern – 1991 Mosbach, Baden) Psychologie, Philosophie und Physik. Er arbeitete u. a. als Leiter der Annahmestelle für Offiziersanwärter und zwischen 1942 und 1945 als Angestellter im Reichskriminalpolizeiamt. Nach dem Krieg war er Reg.-Rat im Bereich der Gewerbeaufsichtsämter. 1958 wurde Lindstaedt Wehrpsychologe bei der Bundeswehr (Lück, 2015).
Der Archivbestand beinhaltet Interviewleitfäden, Eignungstests und Aufsätze zur Nutzung psychologischer Prüfmethoden. Er umfasst vor allem Veröffentlichungen, Entgegnungen und Leserbriefe zu politischen Entwicklungen der unmittelbaren Nachkriegszeit (z.B. „Stellungnahme zum Problem des Sozialismus"), Korrespondenzen zur beruflichen Tätigkeit und Politik, u.a. mit Politikerinnen und Politikern, wie Minister a.D. Carl Severing (Sozialdemokrat, früherer Innenminister), Kurt Schumacher, (Parteivorsitzender der SPD 1946-1952), sowie Psychologinnen und Psychologen, wie Martha Moers, veröffentlichte und unveröffentlichte Manuskripte.
Lück, H. E. (2015). Lindstaedt, Willy. In U. Wolfradt, E. Billmann-Mahecha & A. Stock (Hrsg.), Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933-1945. Ein Personenlexikon, ergänzt um einen Text von Erich Stern (S. 278-279). Wiesbaden: Springer.
Karl Mierke
Karl Mierke (1896-1961), Schüler von Narziss Ach (1871-1946), promovierte 1932 in Göttingen; die Habilitation erfolgte in Erlangen. Während des Krieges führte Mierke als Leitender Marinepsychologe Eignungsuntersuchungen durch. Ab 1948 lehrte er an der Pädagogischen Hochschule Kiel, ab 1952 leitete er in Kiel das Psychologische Institut der Universität. 1963 wurde er emeritiert. Zu seinen wiss. Leistungen zählen Publikationen zur Willenspsychologie sowie von ihm entwickelte psychologisch-diagnostische Verfahren, wie das sog. Kieler Determinationsgerät (Anon., 1972, Lück, 2015).
Die Sammlung umfasst im Wesentlichen den wissenschaftlichen Nachlass der Nachkriegszeit. Zum Bestand zählt die Dissertation von Mierke aus dem Jahr 1932, ab 1955 eine größere Anzahl von Vorlesungsplänen, -manuskripten und –unterlagen zu Themen wie „Pädagogische Probleme der Gegenwart“, „Das Bildungsproblem“, „Überindividuelle Kräfte, Ideen, Idealogien, Auffassungen usw., die unser soziales Verhalten bestimmen“. „Schule als Schicksal“ u.ä.
Ferner gehören zum Bestand: Briefe, Memoranden, Bilder und Beschreibungen der von ihm entwickelten Prüfgeräte zur Bestimmung von Konzentration.
Lück, H. E. (2015). Mierke, Karl. In U. Wolfradt, E. Billmann-Mahecha & A. Stock (Hrsg.), Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933-1945. Ein Personenlexikon, ergänzt um einen Text von Erich Stern (S. 316-318). Wiesbaden: Springer.
Anon. (1972). Karl Mierke (1896-1971). In L. J. Pongratz, W. Traxel und E. G. Wehner (Hrsg.). (1972). Psychologie in Selbstdarstellungen (S. 231- 255). Bern, Stuttgart, Wien: Huber.
Hugo Münsterberg
Hugo Münsterberg (1863–1916) wurde in Breslau geboren. Er entstammte einer deutsch-jüdischen Kaufmannsfamilie. Münsterberg studierte Philosophie und Psychologie bei Wilhelm Wundt in Leipzig (Dr. phil. 1885) sowie Medizin (Dr. med. 1887 Heidelberg). Er war Psychologe und Philosoph und lehrte zunächst in Freiburg, wo er ein privates psychologisches Laboratorium errichtete. Durch William James wurde er an die Harvard University berufen und errichtete dort ein Psychologisches Institut nach dem Leipziger Vorbild, das er bis zu seinem Tod 1916 leitete. Münsterbergs Werk umfasst Veröffentlichungen über philosophische, angewandt-psychologische, soziologische und politische Themen.
Zum Archivbestand gehören über 100 Briefe (überwiegend Jugendbriefe aus den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts an Eltern und Großeltern), ein Jugendtagebuch (19.07.1878–11.02.1880), ca. 15 Fotos aus seiner Zeit als Professor an der Harvard University (Portrait, Haus, Arbeitszimmer, Einrichtungen, Wochenendhaus), wenige Manuskripte und Briefwechsel (u.a. mit Robert Yerkes 1911) sowie sein Testament (vom 3.10.1915).
Der Bestand Münsterberg ist Teil der Schenkung von Prof. Dr. Wolfgang Bringmann (Mobile, AL, USA).
Ludwig Pongratz
Ludwig Pongratz (1915-1995) war Professor für Psychologie an der Universität Würzburg, er lehrte Persönlichkeitspsychologie und Klinische Psychologie, er war zudem als Psychoanalytiker tätig. Pongratz war Autor einer Problemgeschichte der Psychologie, Mitherausgeber des Handbuchs für Psychologie, Band Klinische Psychologie; er war Herausgeber bzw. Mitherausgeber einer Reihe von Bänden zur Psychologie, Psychiatrie und Pädagogik in Selbstdarstellungen.
Der Archivbestand umfasst den wissenschaftlichen Nachlass. Hierzu gehören Korrespondenzen, veröffentlichte und unveröffentlichte Manuskripte, Tonaufnahmen von biographischen Gesprächen im Zusammenhang mit Projekten, wie „Wege zum Menschen“.
Ferner sind Materialien archiviert, die Pongratz für zwei geplante, aber nicht mehr realisierte Buchprojekte zusammengetragen hat, für das von ihm geplante „Traumbuch“ und für ein geplantes Buch zur „Psychologiegeschichte in Kontroversen“. – Schenkung von Dr. Josa-Maria Pongratz-Vogt, 1999.
Leonhard von Renthe-Fink
Leonhard von Renthe Fink (21.3.1907 Berlin – 31.3.1993 Leverkusen) studierte in Tübingen, Heidelberg und Bonn und promovierte 1933 bei Erich Rothacker in Bonn zum Dr.phil. Er arbeitete 1935-1939 als Heerespsychologe in Breslau und 1939–1943 bei der Inspektion für Eignungsuntersuchungen in Berlin. 1943-1945 leistete er Kriegsdienst, 1945-1950 war er freiberuflich tätig. 1950 wurde von Renthe-Fink Psychologe beim Bundesgrenzschutz, 1958 Reg. Direktor im Psychologischen Dienst der Bundeswehr. Im Ruhestand befasste sich von Renthe Fink mit der Geschichte der Wehrpsychologie und des Bundesgrenzschutzes (Lück, 2015).
Der Archivbestand ist ein wissenschaftlicher Nachlass, überwiegend aus der Nachkriegszeit. Er umfasst wissenschaftliche Arbeiten, Manuskripte, zahlreiche journalistische Publikationen von Renthe-Fink und einige familiengeschichtliche Dokumente.
Als Besonderheit enthält der Bestand eine Reisebeschreibung in Schreibmaschinenfassung, die von Renthe-Fink gemeinsam mit dem niederländischen Pädagogen Rommert Casimir und dem Studienkollegen Robert Schneider nach Gießen, Wien, Budapest, Prag und Berlin unternahm, um Psychologinnen und Psychologen wie Charlotte Bühler, Alfred Adler und andere zu besuchen (vgl. Casimir, R.; von Renthe-Fink, L. & Schneider, R., 1996). – Erworben 1996.
Casimir, R., von Renthe-Fink, L. & Schneider, R. (1996). Bei den Gründern der Individualpsychologie. Eine Studienreise im Jahr 1932; herausgegeben von H. E. Lück & H. Feuerhelm. Gotha: DGIP.
Lück, H. E. (2015). Renthe-Fink, Leonhard von. In U. Wolfradt, E. Billmann-Mahecha & A. Stock (Hrsg.), Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933-1945. Ein Personenlexikon, ergänzt um einen Text von Erich Stern (S. 364-365). Wiesbaden: Springer.
Manfred Sader
Manfred Sader (1928-2006) war Schüler des Gestaltpsychologen Edwin Rausch. Er habilitierte sich in Mainz und wurde 1968 auf eine Professur für Persönlichkeitspsychologie in Münster berufen. Sader verfolgte aber auch Interessen im Bereich der Wahrnehmungspsychologie und der Sozialpsychologie. Sader war Vorsitzender der Gesellschaft für Gestalttheorie und ihre Anwendungen und Mitherausgeber der Zeitschriften Gestalt Theory und Gruppendynamik.
Der Nachlass umfasst Korrespondenzen, ein Verzeichnis seiner Doktoranden und deren Dissertationen sowie einige Fotos. – Geschenk von Frau Hanne Sader 2012.
Max Simoneit
Max Simoneit (1896-1962) legte 1918 die Lehramtsprüfung ab, studierte danach Psychologie in Königsberg. Ab 1927 in der Heerespsychologie tätig, übernahm er 1930 die Leitung der Wehrmachtpsychologie. Nach Auflösung der Wehrmachtpsychologie Kriegsdienst (Ritterkreuz), nach Kriegsende war Simoneit im Schuldienst tätig. Nach kurzer Internierung war er aktiv an der Begründung des Berufsverbandes Deutscher Psychologen (1946) in Hamburg beteiligt; in den Anfangsjahren auch Vorstandsmitglied (Lück & Sewz-Vosshenrich, 2000). Nach gescheiterten Bemühungen um eine Hochschullaufbahn gründete Simoneit ein privates Forschungs- und Beratungsinstitut in Köln mit Tätigkeiten als psychologischer Berater, Gutachter, Referent sowie Aktivitäten in der Verbandsarbeit (vgl. Bönner, 1986, Lück, 2015).
Der Archivbestand ist im wesentlichen der wissenschaftliche Nachlass aus der Nachkriegszeit und umfasst Korrespondenz, veröffentlichte und unveröffentlichte Manuskripte, Alben mit Fotos und Zeitungsausschnitten zum Studium und zur Veranschaulichung von Gestik und Mimik, die ersten Mitteilungen des Berufsverbandes Deutscher Psychologen sowie belletristische Arbeiten und persönliche Erinnerungen.
Zum Bestand gehört ein entwicklungspsychologischer Lehrfilm (35mm s/w) mit dem Titel „Das Erwachen der Seele“. Der Film zeigt die Entwicklung des Kindes von der Geburt bis zum 5. Lebensjahr. Regie Fritz Puchstein, wiss. Beratung Dr. Max Simoneit. – Geschenke von Prof. Dr. Karl-Heinz Bönner, Marburg, 1998-2013.
Bönner, K. H. (1986). Das Leben des Dr. phil. habil. Max Simoneit. Geschichte der Psychologie, 3(3), Nr. 9, 4-30. (http://journals.zpid.de/index.php/GdP/article/view/395).
Lück, H. E. (2015). Simoneit, Max. In U. Wolfradt, E. Billmann-Mahecha & A. Stock (Hrsg.), Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933-1945. Ein Personenlexikon, ergänzt um einen Text von Erich Stern (S. 418-419). Wiesbaden: Springer.
Lück, H. E. & Sewz-Vosshenrich, G. (2000). Die Anfänge des BDP nach historischen Quellen. Report Psychologie, 25 (11/12), 728- 733.
Gustav Spengler
Gustav Spengler studierte in Braunschweig und Marburg. 1938 promovierte er in Marburg bei Erich Jaensch mit der Arbeit „Das Verhalten in der Pubertät unter den Gesichtspunkten der Integrationstypologie“. Der Doktortitel (Dr. phil.) wurde am 10.11.1941 erteilt. Spengler war 1938–1943 Heerespsychologe als Beamter in der Inspektion des Personalprüfwesens des Heeres. 1943–1945 diente Spengler als Soldat, zuletzt als Oberleutnant.
1947 eröffnete er eine fachpsychologische Beratungspraxis, 1948 und 1949 erfolgte zusätzlich freiberufliche Tätigkeit für das Forschungsinstitut für Arbeitspsychologie und Personalwesen FORFA (Ltg. Dr. Herwig). Von FORFA wurde Spengler 1950 an das Unternehmen Glanzstoff entsandt. Dort war er dann 1951 -1977 als Arbeitspsychologe bzw. Betriebspsychologe bei der Glanzstoff AG, später Enka Glanzstoff tätig. Spengler veröffentlichte zu Fragen der Personalauswahl. Er war zudem im Vorstand des Berufsverbands Deutscher Psychologen tätig (Lück, 2013).
Das Archiv beherbergt den Nachlass, der vor allem aus den letzten Lebensjahrzehnten stammt und betriebspsychologische, betriebliche und verbandspolitische Fragen betrifft. Der Nachlass ist eine Schenkung der Familie Spengler aus dem Jahr 2011.
Lück, H. E. (2013). Gustav Spengler: Die produktiven Möglichkeiten einer Person erkennen. Vor 100 Jahren geboren. Report Psychologie, 38 (3), 120-121.
Carl Stumpf
Carl Stumpf (1848-1936) war Schüler von Brentano und lehrte in Berlin. Zu seinen Schülern zählen Edmund Husserl und die wichtigsten Vertreter der Gestaltpsychologie.
Der Bestand umfasst sieben eigenhändige Briefe und zwei Postkarten von Carl Stumpf aus den Jahren 1897 bis 1935 an William Stern (1871-1938) in Breslau bzw. Hamburg.
Die Briefe behandeln neben Glückwünschen zur Berufung u.ä. vor allem die Empfehlung Stumpfs, seinen Berliner Mitarbeiter Hans Rupp (1880-1954) als Nachfolger von Stern in Breslau vorzusehen. Stumpf äußert sich lobend über Rupps Leistungen und erwähnt u.a. Rupps experimentellen Arbeiten „für artilleristische Zwecke“ (Brief vom 21.12.1915). – Erworben 2010 aus dem Autographenhandel. Provenienz: Sammlung Hans Ferdinand Linskens.
Johannes Volkelt
Johannes Volkelt studierte in Wien, Jena und Leipzig; von 1894-1921 lehrte er als Professor für Philosophie in Leipzig. (Johannes Volkelt ist der Vater des Psychologen Hans Volkelt, 1886-1964.)
Der Archivbestand im Psychologiegeschichtlichen Forschungsarchiv umfasst 490 Briefe an Johannes Volkelt aus den Jahren 1906-1929. Unter den Verfassern dieser Briefe sind Kollegen seiner Zeit, wie Bruno Bauch, Clemens Baeumker, Max Dessoir, Max Frischeisen-Köhler, Karl Groos, Eduard von Hartmann, Walther Moede, Friedrich Sander, Gustav Störring und andere. Meist handelt es sich um Anfragen und Stellungnahmen zu philosophischen Themen (Kant, Husserl, Nietzsche), Fragen zur Begutachtung von Personen, aber auch Bitten, Danksagungen, Glückwünsche usw. Ein nennenswerter Teil der Briefe stammt von Freunden, Bekannten, früheren Studenten usw. – Auf einer Autographenauktion 1992 erworben, Schenkung von Prof. H. E. Lück.
Weitere Archivbestände
34 Briefe 1927–1934. Chronologisch geordnete Briefe an Walter Zadek während dessen Tätigkeit beim "Berliner Tageblatt" bzw. bei der "Zentralredaktion für deutsche Zeitungen", mit Autographen von David Katz, Rosa Katz, Otto Lipmann, Mathilde Vaerting, Karen Horney, Hubert Rohracher, Heinrich Meng, Franziska Baumgarten-Tramer, Walter Jaensch, Alice Salomon, Ludwig Klages und anderen. – Auf einer Autographenauktion erworben, Schenkung von Prof. H. E. Lück
Familienalbum aus dem Nachlass der Familie Brentano (Linie Tremezzo) 1890 – 1904. Fotoalbum, 24 Seiten, 70 überwiegend unbeschriftete Fotos. – Schenkung von Prof. H. E. Lück, 2001.
Ca. 40 Interviews mit Psychologen und Psychologinnen der Nachkriegszeit, durchgeführt im Rahmen eines DFG-Projektes.