Open Science Initiative

Die Fakultät für Psychologie ist Mitglied im Netzwerk der Open-Science-Initiativen. Sie gehört damit zur Spitze einer internationalen Bewegung, die sich darum bemüht, Qualitätsstandards psychologischer Forschung durch Standardisierung und Transparenz kontinuierlich zu verbessern.

Aktuell wird die Open Science Initiative der FernUniversität in Hagen geleitet von Aileen Oeberst und Sabrina Schneider.

Stellungnahme der Fakultät für Psychologie

Zur Gewährleistung von Erkenntnisfortschritt müssen die in jeder Wissenschaft eingesetzten Methoden, organisationalen Abläufe und Institutionen kontinuierlich überprüft, selbstkritisch hinterfragt und wenn notwendig optimiert werden. Die Psychologie stellt sich proaktiv dieser Herausforderung.

In den letzten Jahren hat die durch die Replikationskrise ausgelöste inner- und überfachliche Diskussion viele wichtige Impulse geliefert und Maßnahmen und Praktiken identifiziert, die unter dem Begriff Open Science zusammengefasst sind und gemeinsam zu einer größeren Transparenz und verbesserten Replizierbarkeit von (psychologischer) Forschung beitragen sollen. Die Open-Science-Initiative der FernUniversität in Hagen greift diese Diskussion auf und setzt sich zum Ziel, (1) den Forschungsprozess an der Fakultät für Psychologie im Sinne einer transparenten und offenen Wissenschaft weiterzuentwickeln und somit auch gute wissenschaftliche Praxis zu fördern, (2) das Thema in der Lehre zu verankern, um das Bewusstsein dafür und entsprechende Kompetenzen der Studierenden zu stärken und (3) Open Science in relevanten Gremien einzubeziehen (vgl. Konzeptpapier).

Open Science Maßnahmen der Fakultät für Psychologie

  • Zur Diskussion und Koordination von Maßnahmen wird eine Open Science Initiative eingerichtet, welche Vorschläge zur Umsetzung von Open Science Maßnahmen an der FernUniversität erarbeitet, dem Professorium oder dem Fakultätsrat vorstellt und deren Implementierung begleitet. Die Initiative besteht zunächst aus der einer leitenden und einer stellvertretenden leitenden Person (aktuell: Aileen Oeberst & Sabrina Schneider) sowie engagierten Mitwirkenden.

    • Alle in der Forschung tätigenden Mitglieder der Fakultät sollen ermutigt und in die Lage versetzt werden, Wissenschaft in Übereinstimmung mit dem Open Science Commitment zu praktizieren. Dabei besteht ein übergeordnetes Ziel darin, Open Science in allen Phasen des Forschungsprozesses – von der Formulierung der Forschungsfragen bis hin zur Kommunikation und Archivierung der Forschungsergebnisse – mitzudenken und umzusetzen.
    • Wenn möglich, sollen (a) Studien präregistriert werden, (b) Stichprobengrößen (bzw. Studiengrößen) a priori festgelegt werden, vorzugsweise auf Basis von Überlegungen zur Sicherstellung robuster und präziser Befunde (z.B. Power-Analysen), (c) Studien, Analysen und Ergebnisse vollständig berichtet werden und (d) die Zugänglichkeit zu Daten, Materialien und Analysen sichergestellt werden.
    • Replikationen und Überprüfungen publizierter Befunde – auch im Rahmen von Abschlussarbeiten – werden unterstützt; die Publikation nicht erfolgreicher Replikationen (z.B. via Repositorien) wird ausdrücklich empfohlen.
    • Es wird empfohlen, die Umsetzung von Open Science-Praktiken nicht nur in der eigenen Forschung zu realisieren, sondern auch im Rahmen wissenschaftlicher Kooperationen, innerhalb des eigenen Forschungsteams (z.B. als Betreuer*in und bei Stellenbesetzungen), als Gutachter*in und auch als Herausgeber*in zu berücksichtigen und aktiv zu fördern.
    • Es wird empfohlen, die Umsetzung von Open Science-Praktiken im Promotionsprozess zu verankern.
    • Um die Umsetzung von Open Science-Praktiken in der Forschung zu fördern, werden unter Koordination der Open Science-Initiative und mit Unterstützung des Zentralbereichs sowie der Methodenberatung
      • ein Informationsangebot für alle Forschenden der Fakultät mit Empfehlungen wie auch Ressourcen zur konkreten Umsetzung eingerichtet
      • der Unterstützungs- und Weiterbildungsbedarf zu Open Science-Praktiken erhoben und durch gezielte Angebote (z.B. Workshops) bedient und die Methodenberatung der Fakultät auch als Ansprechpartner für Open Science-Fragen explizit kommuniziert

    aktuelle Entwicklungen zu Open Science im Rahmen von Forschungskolloquien thematisiert und diskutiert

    • Es wird angestrebt, Open Science-Prinzipien und -Praktiken als integralen Bestandteil in die Lehre aufzunehmen, um Studierende von Beginn an für das Thema und die entsprechenden Forschungspraktiken zu sensibilisieren und als Standard für wissenschaftliches Vorgehen zu etablieren. Entsprechend werden Open Science-Themen und -Praktiken innerhalb der Methodenausbildung und darüber hinaus thematisiert (z.B. Module 1, 2, 3a und 6a im B.Sc. Psychologie, Modul 1 im M.Sc. Psychologie) und im Rahmen der empirischen Module (Modul 6b im B.Sc. Psychologie und Modul 7 im M.Sc. Psychologie) sowie in den Abschlussarbeiten praktisch umgesetzt.
    • Um die Vermittlung von Open Science-Themen und -Praktiken in der Lehre weiter zu fördern, werden unter Koordination der Open Science-Initiative
      • ein Informationsangebot für alle Lehrenden der Fakultät mit Empfehlungen sowie Ressourcen zur konkreten Umsetzung eingerichtet und ein eventuell vorhandener weiterer Unterstützungsbedarf eruiert und – sofern möglich – bedient
      • der Erfahrungsaustausch zwischen den Lehrgebieten zu Open Science-Prinzipien und -Prak-tiken aktiv gefördert
      • der Austausch mit Studierenden(vertreter*innen) zur Diskussion über vorhandene und gewünschte Open Science-Themen in der Lehre aktiv gefördert

    Um zu gewährleisten, dass Studierende diesen Anforderungen gerecht werden können, wird die Nutzung von Open Science Praktiken perspektivisch als integraler Bestandteil in die Methodenausbildung, das experimentelle Praktikum und Veranstaltungen zur Vorbereitung und Betreuung von Abschlussarbeiten eingebunden. Darüber hinaus werden Materialien und Links zur Verfügung gestellt, um die Nutzung zu erleichtern. Eine Vorlesung von Dr. Susann Fiedler zur allgemeinen Einführung in die Problematik und zur Darstellung der Ergebnisse des Reproducibility Projects ist auf der Institutswebseite bereits online verfügbar (https://www.fernuni-hagen.de/videostreaming/ksw/psychologie/20151215.shtml).

    Studierende der FernUniversität nähern sich der Thematik in ihrem Studium schrittweise an und leisten gleichzeitig einen Beitrag zur systematischen Überprüfung und Replikation publizierter Befunde. Speziell werden Studierenden bereits früh in der Methodenausbildung die wissenschaftstheoretischen Grundlagen (Module 1) und methodischen Kernkonzepte theoretisch vermittelt (Modul 2). Die Bedeutung systematischer Überprüfung, von Replikationen und schrittweiser Erweiterung von Wissen (u.a. anhand von Moderatoren) wird vermittelt.

    In einem ersten praktischen Schritt wird angestrebt, dass Studierende perspektivisch als Vorleistung in Modul 2 einen publizierten Datensatz analysieren und die Ergebnisse aus Zwecken der Dokumentation in der Lernumgebung Moodle hochladen (vgl. aktuelle Implementierung Modul 1).

    Unter Anleitung der Betreuerinnen im Experimentellen Praktikum, sollen die Open Science Praktiken dann erstmalig praktisch in der Forschung angewandt werden.

    Für Bachelorarbeiten wird – als zusätzliche Möglichkeit zu Literaturarbeiten und klassischen empirischen Arbeiten – die Durchführung von einfachen Replikations-Studien (ggf. auch in Kleingruppen) angeboten. Spezifische Anleitungen legen fest, dass eine vertiefte theoretische und methodische Auseinandersetzung mit der Thematik und somit eine ausreichend eigenständige wissenschaftliche Arbeit gewährleistet wird.

    Für Masterarbeiten gilt dies ebenfalls, allerdings wird die Realisierung einer komplexeren Replikationsstudie erwartet. Speziell muss eine ausführlichere Analyse und Diskussion der Originalstudie durchgeführt werden und zusätzlich zur puren Replikation der Einfluss einer theoretisch oder empirisch abgeleiteten Moderatorvariable untersucht werden. Die Möglichkeiten zum Einsatz von Replikationen in Bachelor- und Masterarbeiten werden zunächst in einem Pilotprojekt im WS2015/16 und SS2016 im Lehrgebiet Allgemeine Psychologie: Urteilen, Entscheiden, Handeln erprobt und die notwendigen Materialien für die Studierenden erstellt.

  • Bei Berufungen und Einstellungen von Mitarbeitern wird die Einhaltung von Open Science Praktiken in der Forschung als Kriterium aufgenommen, welches im Interview abgefragt und bei der Beurteilung berücksichtigt wird.

    Aus den Bereichen Forschung und Lehre ergeben sich auch für die Gremien der Fakultät einige Implikationen. Übergeordnetes Ziel ist es, die Umsetzung von Open Science-Praktiken strukturell zu fördern. Die Open Science-Initiative erarbeitet hierfür Vorschläge und Empfehlungen, wie beispielsweise

    • den Promotionsausschuss dahingehend zu informieren und zu beraten, wie die Implementierung von Open Science im Promotionsprozess gefördert werden kann
    • analog Empfehlungen für Habilitationskommissionen auszuarbeiten und zu diskutieren
    • die Ethikkommission der Fakultät zu informieren und zu beraten, wie die Implementation von Open Science in Forschungsvorhaben gefördert werden kann (z.B. zur Anonymisierung und Verfügbarmachung von Daten)
    • Berufungskommissionen darin unterstützt werden können, Open Science Kriterien in ihrer Beurteilung von Bewerber*innen zu berücksichtigen
    • Open Science-Kriterien bei der Vergabe von Preisen oder auch interner Forschungsförderung Berücksichtigung finden können.

Dokumente der Open Science Initiative

Weitere Ressourcen, Informationen und Hinweise

Kontakt

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E-Mail: openscience

Fakultät für Psychologie | 28.02.2024