Wirkungen der nationalsozialistischen Machtübernahme
Der 13. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie 1933
Schaufenster zum Forschungsarchiv Nr. 1
Der 13. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie sollte im Frühjahr 1933 stattfinden. Der Beginn des Nationalsozialismus und damit die Entlassung jüdischer Personen aus dem Hochschuldienst, die Aufforderung zum Führerprinzip und Tendenzen der Selbstgleichschaltung in der Deutschen Gesellschaft für Psychologie führten dazu, dass der Kongress nach Konflikten im Vorstand auf den Oktober 1933 in Leipzig verlegt wurde. Die Eröffnungsfeier schloss mit dem gemeinsamen Gesang des Deutschlandliedes und des Horst-Wessel-Liedes. In „Gesamtvorträgen“ wurde über Probleme der politischen Psychologie, den Gegentypus der deutschen Bewegung und die germanische Seele gesprochen. Damit entfernte man sich von den wissenschaftlichen Fragenstellungen der Psychologie. Mehrere Referenten huldigten Adolf Hitler. Etwa 70 Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, meist jüdischer Herkunft, verschwanden unter weitgehend ungeklärten Umständen in wenigen Monaten aus dem Mitgliederverzeichnis der Gesellschaft.
Das hier gezeigte Kongressprogramm (Titel und Eröffnung) lässt den Wechsel des Tagungsortes und die Anpassung an den Nationalsozialismus erkennen. Es stammt aus dem Bestand Julius Bahle, der am Kongress teilnahm und – anders als Redner der „Gesamtvorträge“ – über seine experimentellen Untersuchungen referierte.
H.E.L.