Wilhelm Wundt, Professor in Leipzig

Ein studentisches Andenken

Schaufenster zum Forschungsarchiv Nr. 3

Wilhelm WundtFoto: FernUniversität
Wilhelm Wundt

Zur Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert waren Ansichtskarten eine verbreitete Mode. Da lag es nahe, auch Ansichtskarten mit den Portraits der Professoren der Universität herzustellen. Die hier gezeigte Ansichtskarte der Kunsthandlung Louis Pernitzsch, Leipzig, zeigt Prof. Wilhelm Wundt, dessen Rolle für die Entwicklung der experimentellen Psychologie unbestritten ist. Das Foto ist nach 1905 entstanden und zeigt den etwa 55jährigen Wundt, eingearbeitet in das Portrait ist seine Signatur. Die Anschriftenseite benennt „Excellenz Dr. ph. jur. et med. Wilh. Wundt, Professor der Philosophie und Direktor des Instituts für experimentelle Psychologie“. Wundt, 1852 in Neckarau (heute zu Mannheim gehörend) geboren, lehre ab 1875 an der Leipziger Universität. Er begründete 1879 dort das weltweit erste Psychologische Institut, das Vorbild für Laboratorien in vielen Ländern wurde.
Diese Ansichtskarte wurde nicht als Postkarte verschickt. Vermutlich hat sie ein Student als Andenken an zwei besuchte Vorlesungen bewahrt, denn in sauberer deutscher Schrift ist auf der Anschriftseite vermerkt:
„S.S. 1909: Psychologie
W.S. 1909/10: Philosophie“
Wilhelm Wundts Vorlesungen waren meist von mehreren hundert angehenden Gymnasiallehren und Juristen und Studierenden anderer Richtungen besucht. Unter ihnen waren viele ausländische Studierende. Die Vorlesungen zur Psychologie waren besonders beliebt, weil Wundt mit Demonstrationen arbeitete – ähnlich wie in Medizinvorlesungen. Hierfür hatte Wundt eigens große Geräte konstruiert, die im Hörsaal von den Studierenden gesehen werden konnten.

Ungerer, G. A. (2016). Forschungen zur Biographie Wilhelm Wundts und zur Regionalgeschichte. Gesammelte Schriften 1978-1997. Ubstadt-Weiher: Verlag für Regionalkultur.
H.E.L.

Alexander Moroz | 08.04.2024