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Mediation könnte so viele Probleme lösen

[01.06.2023]

Marie Therése Witzke: „Ich bin anders aus dem Studium raus- als reingegangen“


Foto: privat
Marie Therése Witzke ist davon überzeugt, dass Mediationen viele Probleme außergerichtlich lösen können.

FernUni-Alumna Marie Therése Witzke ist eine überzeugte Mediatorin. Im Februar hat sie ihren Master of Mediation an der FernUniversität erfolgreich beendet. Das Studium habe sie verändert, sie sei anders raus- als reingegangen. Nach dem Bachelor of Laws, den sie ebenfalls nebenberuflich an der FernUniversität absolvierte, wollte die gebürtige Ostwestfälin gerne noch einen anderen Blickwinkel auf Konflikte erlernen, der nicht nur auf Ansprüchen beruht. Sie schrieb sich daher im April 2021 für den weiterbildenden Masterstudiengang Mediation ein.

„Es war auch eine Reise zu mir selbst“, sagt sie rückblickend zu dem Studium, das nicht nur Fachwissen vermittelt, sondern auch zur Selbstreflexion anregt. Neben allgemeinem Wissen über Konflikte, deren Dynamiken und Verhandlungsmethoden werden verschiedene vertiefende Schwerpunkte angeboten. Witzke hatte Mediation in der Wirtschaft und Mediation im öffentlichen Bereich/Großgruppenmediation gewählt. Dadurch, dass die Studierenden aus unterschiedlichen Herkunftsberufen kommen, bekam sie aus diesen Branchen Einblicke in deren „typischen“ Problemfelder und erweiterte dadurch ihren Horizont.

Forschungsarbeit und Posterwettbewerb

Auf der Suche nach Mediationen, die sie selbst für den Masterstudiengang durchführen musste, schrieb Witzke Anwaltsmediatoren an. Diese sitzen an der Quelle von Konflikten. Alle kontaktierten Anwaltsmediatoren lehnten ihr Gesuch ab, vertrösteten sie damit, selbst so gut wie keine Mediationen durchzuführen. „Mediation kann doch so viele Probleme vorher lösen, ohne dass der Weg zu Gericht gegangen werden muss. Dies würde auch das überlastete Justizsystem entlasten“, ist Witzke überzeugt. Es ist ein Verfahren der außergerichtlichen Streitbeilegung, das laut Witzke viel zu selten in der Praxis zum Einsatz kommt. So keimte auch die Idee in ihr, herauszufinden, warum Mediation im Berufsalltag der Anwaltschaft eine solch untergeordnete Rolle spielt, obwohl das Mediationsverfahren dem Gang zu Gericht vorgeschaltet ist.

Ihre Masterarbeit, eine Studie mit dem Thema: „Empirische Untersuchung der Sichtweise der praktizierenden Anwaltschaft auf das Mediationsverfahren. Was braucht die Anwaltschaft, um das Mediationsverfahren im Berufsalltag zu akzeptieren und zu etablieren?“, wurde sowohl von der Bundesrechtsanwaltskammer als auch von verschiedenen Landesrechtsanwaltskammern, dem Deutschen Anwaltsverein, der Deutschen Stiftung Mediation, dem Bundesverband Mediation und der Centrale für Mediation unterstützt. Diese machten in ihren jeweiligen Newslettern auf die Umfrage aufmerksam und teilten den Fragebogen.

Es wird der Gesellschaft guttun, wieder in ein soziales Miteinander zu kommen, miteinander zu reden und sich als Menschen zu begegnen.

Mit ihrer Forschungsarbeit bewarb sich die Nachwuchswissenschaftlerin beim Posterwettbewerb der Bundesrechtsanwaltskammer und des Instituts für Prozess- und Anwaltsrecht der Leibniz Universität Hannover. Dieser findet jährlich im Rahmen der Konferenz „Anwaltschaft im Blick der Wissenschaft“ statt. Mit ihrem Poster, auf dem deutlich gemacht wurde, was die Anwaltschaft mit und ohne Mediationsausbildung braucht, um das Mediationsverfahren zu etablieren. Sie errang damit den zweiten Platz im Wettbewerb. Dadurch konnte Witzke die Möglichkeit nutzen, ihr Anliegen vor einer Fachöffentlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

Die ehemalige Studentin lobt auch den Studiengang Master of Laws (LL.M) Lawyer and Legal Practice der FernUni, in dem Mediation als Kurseinheit den Jurist:innen mit erstem Staatsexamen, Rechtsreferendar:innen und Volljurist:innen angeboten wird.

Mediation als Mission

Der Alumna liegt es am Herzen, das Mediationsverfahren bekannter zu machen – denn Studium hat ihr sehr gut gefallen. Schön fände sie es, wenn für die Studierenden der FernUni ein Pool von Unternehmen und Behörden deutschlandweit geschaffen wird, die sich bereit erklären, Mediationen von den Studierenden als Einzel- oder Co-Mediation durchzuführen.

Die meisten Konflikte resultieren aus einer gemeinsamen Geschichte, mit unterschiedlichen Sichtweisen. Wieder richtig miteinander zu reden und eine gemeinsame Lösung zu finden – notfalls auch durch Unterstützung durch einen neutralen Dritten – dies ist der erste Schritt einer konstruktiven Konfliktlösung. Mediation kann aber auch präventiv eingesetzt werden, um es gar nicht erst zu einem eskalierenden Konflikt kommen zu lassen. „Nach den Jahren der Pandemie und den staatlich erlassenen Kontaktbeschränkungen wird es der Gesellschaft guttun, wieder in ein soziales Miteinander zu kommen, wieder miteinander zu reden und sich wieder als Menschen zu begegnen“, so schließt Witzkes Masterarbeit. Wenn nicht jetzt, wann dann?

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Carsten Sander | 10.05.2024