Glossar

B

  • Berufungs-Controlling ist ein Mittel der systematischen Kontrolle und Steuerung von Berufungsverfahren. Damit wird das Ziel verfolgt, Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts auszuschließen sowie Frauen zu gewinnen. Dazu gehört die Dokumentation, Analyse und ggf. Nachbesserung von Gleichstellungsaspekten in allen Etappen eines Berufungsverfahrens. Insbesondere Frauenanteile, z. B. in der der Berufungskommission und bei Gutachtenden, an Bewerbungen, Einladungen, Begutachtungen, Listenplätzen und Berufungen, werden untersucht.

C

  • Chancengleichheit meint den Anspruch, nach dem alle Menschen unabhängig ihrer Identität (wie Geschlechtszugehörigkeit, Herkunft, Behinderung etc.) die formal gleichen Chancen z. B. auf gesellschaftliche Teilhabe haben sollten.

    (Formale) Chancengleichheit strebt die Schaffung von gleichen Ausgangsbedingungen für alle Menschen an, das Ziel ist Gleichbehandlung. Es geht um die gleichmäßige Verteilung von Ressourcen und Möglichkeiten.

    Dieser Ansatz geht davon aus, dass alle Menschen prinzipiell die gleichen Voraussetzungen haben. Es wird nicht nach den Gründen für die bisherige Schlechterstellung gefragt oder ein tatsächlicher Erfolg auch ermöglicht – es stehen lediglich die gleichen Bedingungen an der für alle gleichen Startlinie im Fokus.

  • Chancengerechtigkeit geht weiter als Chancengleichheit. Auch hier geht es darum, dass allen Menschen unabhängig ihren Gruppenzugehörigkeiten die gleichen Chancen zustehen sollen. Allerdings werden hierbei die persönlichen Eigenschaften einer Person berücksichtigt, die aus ihren Lebensumständen resultieren. Es geht um die spezifische Bereitstellung von Ressourcen, die benachteiligte Personen brauchen, um prinzipiell zum gleichen Ergebnis zu gelangen. Dazu kann z. B. der Abbau von strukturellen Diskriminierungen oder die Gewährleistung einer echten Wahlfreiheit unabhängig von tradierten Wertevorstellungen gehören.

    Mehr Informationen: Referat Chancengerechtigkeit

  • Cis oder cisgeschlechtlich ist der Gegenbegriff zu trans*. Ein Mensch ist cis, wenn das nach der Geburt eingetragene Geschlecht zum eigenen inneren Geschlechtsempfinden passt.

  • Cisnormativität beschreibt den Umstand, dass Cisgeschlechtlichkeit als gesellschaftliche Norm gilt. Damit ist die automatische Annahme verbunden, dass alle Menschen cisgeschlechtlich seien. Trans* Menschen wird hingegen ein Sonderstatus zugeschrieben, sie gelten als Abweichung.

    Um das zu verhindern, können cisgeschlechtliche Menschen neutral als solche benannt werden. Dadurch wird sprachlich deutlich, dass cis und trans* beides gleichwertige Kategorien geschlechtlicher Vielfalt darstellen.

D

  • Dead Name ist eine Bezeichnung für den abgelegten Vornamen einer trans* Person. Häufig sind damit schmerzhafte Erinnerungen verknüpft, weshalb dieser Name nicht leichtfertig von Dritten ausgesprochen werden sollte. Zudem kann er Menschen ungewollt outen.

  • Unter Diskriminierung wird die ungerechtfertigte Benachteiligung oder Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund von tatsächlichen oder zugeschriebenen Zugehörigkeiten verstanden. Dazu zählen z. B. Alter, Behinderung, rassistische Dimensionen, die Geschlechtszugehörigkeit, Religion, sexuelle oder romantische Orientierung, Weltanschauung, Klassenzugehörigkeit etc. Die Breite an diskriminierenden Praktiken reicht von Abwertungen über Bedrohungen, Belästigung und dem Unsichtbarmachen von Einzelpersonen oder Personengruppen bis hin zu Ausschluss. Diskriminierungen können beabsichtigt und unbeabsichtigt erfolgen, strukturell verankert sein, direkt oder indirekt wirken, verbal oder schriftlich geäußert werden.

  • Divers bezeichnet eine Möglichkeit des Geschlechtseintrags im Personenstand. Weitere Eintragungen sind männlich, weiblich und das Offenlassen des Eintrags. Er wird vor allem von inter*, aber auch von trans* Menschen genutzt.

  • Dual Career steht für ‚Doppelkarriere‘ und meint Paarkonstellationen, bei denen beide Partner*innen über eine hohe berufliche Qualifikation und Berufsorientierung verfügen. Hochschulen, die auf die Lebensrealitäten dieser Wissenschaftler*innenpaare im Hinblick auf berufliche Einstiegsmöglichkeiten oder der Vereinbarung von Familie und Beruf eingehen, können sich gegenüber Konkurrenzhochschulen hervortun.

  • Disphorie beschreibt einen starken Gefühlszustand, den vor allem trans* und nicht-binäre Menschen manchmal empfinden, und der durch enormes Unwohlsein im eigenen Körper gekennzeichnet ist. Er entsteht häufig durch die Diskrepanz zwischen der eigenen empfundenen Geschlechtsidentität und dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht beziehungsweise dem damit verbundenem gesellschaftlichen Druck.

    Dysphorische Gefühle können durch einen kurzen Blick auf den eigenen Körper oder durch Absprechen des eigenen Geschlechts durch Außenstehende entstehen, oft ist es auch die Realisation der vielen Hürden, denen trans* Menschen ausgesetzt sind – die Spannbreite der spezifischen Ursachen ist groß. Auch Misgendering oder die Verwendung des Deadnames können darunterfallen. Die Art des Auslösers wie auch die Intensität variiert je nach Person.

  • Doing gender beschreibt die (unbewusste) Praxis von Menschen, sich entsprechend der von ihnen erwarteten Geschlechterrolle zu verhalten, um so in ihrer Geschlechtsidentität erkannt und anerkannt zu werden. Geschlechtsunterschiede werden auf diese Weise aktiv in der Interaktion zwischen Menschen hergestellt. Diese Praxis gilt als unvermeidbar und in aller Regel nicht sichtbar.

E

  • Endo/ endogeschlechtlich oder auch dyadisch ist der Gegenbegriff zu inter*. Endogeschlechtliche Menschen passen körperlich in die medizinischen und gesellschaftlichen Vorstellungen von einer Frau oder einem Mann.

    Endogeschlechtlichkeit gilt als gesellschaftliche Norm. Inter* Menschen wird hingegen immer wieder ein Sonderstatus zugeschrieben, sie gelten als die Abweichung. Um das zu verhindern, können endogeschlechtliche Menschen neutral als solche benannt werden. Dadurch wird sprachlich deutlich, dass endo und inter* beides gleichwertige Kategorien geschlechtlicher Vielfalt darstellen.

F

  • Die DFG ist die ‚Deutsche Forschungsgemeinschaft‘. Ihre forschungsorientierten Gleichstellungsstandards stellen eine Selbstverpflichtung der DFG-Mitgliedseinrichtungen dar, die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wissenschaft nachhaltig zu fördern, das Potenzial von Wissenschaftlerinnen bestmöglich in das Wissenschaftssystem einzubringen und dort Geschlechtergerechtigkeit zu verwirklichen.

    Mehr Informationen: Deutsche Forschungsgemeinschaft

G

  • Gender Bias beschreibt systematische geschlechtsbezogene Verzerrungseffekte, die durch Stereotypisierungen und Vorurteile geprägt sind und sowohl Wahrnehmungen als auch Entscheidungen beeinflussen. Sie entstehen bewusst, weil sie auf strukturelle Ungleichheit zurückgehen, genauso wie unbewusst, indem Menschen auf implizites Vorwissen zurückgreifen. In beiden Fällen sind mit ihnen diskriminierende Nachteile für die jeweilige Personengruppe verbunden.

    Gender Biases wirken auch im beruflichen Kontext, z. B. bei Einstellungs- und Beförderungsverfahren. Die Verzerrungen führen dazu, dass Frauen weniger zugetraut wird als Männern, dass ihnen andere Kompetenzen zugeschrieben und ihre Fähigkeiten insgesamt anders bewertet werden. Auflösen lässt sich ein Gender Bias durch Genderkompetenz.

  • Unter Gender Budgeting wird die Praxis verstanden, Finanzflüsse geschlechterdifferenziert aufzuschlüsseln, um diese so auf ihr Diskriminierungspotenzial zu überprüfen sowie gegebenenfalls geeignete Maßnahmen zum Abbau bestehender Diskriminierungen zu ergreifen.

  • Gender Consulting ist ein Beratungsangebot und wird z. B. im Erstellungsprozess von Forschungsförderanträgen angewandt, um die Antragsstellenden bei der Entwicklung von Gleichstellungsstrategien und -maßnahmen sowie deren Umsetzung zu unterstützen.

  • Gender Controlling meint die Integration von Gender-Aspekten in die Prozesse zur Sicherung und Optimierung des Erreichens von Organisationszielen.

  • Eine Gender-Gastprofessur ist eine vorübergehend eingesetzte ‚Wanderprofessur‘ zur Stärkung von genderspezifischen Inhalten in der jeweiligen Forschung und Lehre. Zum einen sollen hiermit genderbezogene Wissensbestände vermittelt und verankert werden, zum anderen geht es um die stärkere Sichtbarmachung der Rolle und Arbeit von Wissenschaftlerinnen.

  • Genderkompetenz ist die Fähigkeit von Personen, bei ihren Aufgaben Gender-Aspekte zu erkennen und gleichstellungsorientiert zu bearbeiten. Sie umfasst das Wissen und Bewusstsein über die gesellschaftskonstituierende Relevanz von Geschlechternormen sowie die Fähigkeit und Bereitschaft, diese infrage zu stellen.

  • Gender Mainstreaming ist eine gleichstellungsbezogene Strategie. Die Umsetzung ist auf EU-Ebene wie national rechtlich vorgeschrieben, unter anderem durch den Amsterdamer Vertrag und durch das Grundgesetz. Die konkreten Maßnahmen sind Bestandteil aktuell geltender Koalitionsverträge.

    Grundsätzlich beinhaltet die Strategie die Verpflichtung zur vorangehenden Untersuchung und Bewertung aller geplanten Maßnahmen im Hinblick auf ihre potenziellen Auswirkungen auf die Gleichstellung von Frauen und Männern. Aufgrund des voraussetzungsvollen Charakters sowie der Gefahr einer nicht-intendierten Festschreibung von Geschlechterstereotypen wird dieses Konzept auch kritisiert.

  • Gendern beschreibt die bewusste Gestaltung von Sprache in Wort und Schrift, um gleichberechtigt alle Geschlechter einzuschießen. Alternative Bezeichnungen sind geschlechtergerechte, geschlechtersensible oder genderbewusste Sprache.

    Für die geschlechtersensible Sprache können verschiedene sprachliche Mittel genutzt werden. Bei der Doppelnennung (Studentinnen und Studenten), dem Binnen-I (StudentInnen) und dem Schrägstrich (Student/innen) werden Frauen und Männer berücksichtigt. Um auch nicht-binäre Menschen zu inkludieren, kann ein Sternchen beziehungsweise Asterisk (Student*innen), ein Doppelpunkt (Student:innen) oder ein Unterstrich beziehungsweise Gap (Student_innen) jeweils zwischen der männlichen und der weiblichen Form verwendet werden. Es gibt bisher noch keine offiziellen Rechtschreibregelungen dazu. Gesprochen wird die Lücke durch eine kurze Sprechpause kenntlich gemacht. Alternativ können auch geschlechterneutrale Formulierungen genutzt werden (z. B. eingeschriebene Menschen).

    Geschlechtersensible Sprache ist im Landesgleichstellungsgesetz NRW verankert, welches die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern in der internen wie externen Kommunikation vorschreibt.

  • Im Englischen gibt es zwei Begriffe für Geschlecht, im Deutschen nur einen. Deshalb wird das englische Wort ‚Gender‘ auch im Deutschen zur Differenzierung verwendet.

    ‚Gender‘ beschreibt das soziale Geschlecht und die Geschlechtsidentität einer Person. ‚Sex‘, der andere englische Begriff, steht für das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht, welches an den (äußerlichen) körperlichen Geschlechtsmerkmalen festgemacht wird. Dieses wird auch ‚biologisches Geschlecht‘ genannt.

    Die Geschlechtsidentität und das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht müssen nicht übereinstimmen (siehe trans*). Welche Geschlechtsidentität ein Mensch hat kann ein Leben lang gleichbleiben, sich ändern oder auch fluide sein.

  • Die Geschlechterforschung ist ein interdisziplinärer Wissenschaftsbereich, der sich mit der Bedeutung von Geschlecht beschäftigt. Die heutige Geschlechterforschung geht auf die Frauenforschung zurück.

    Geschlecht wird hier wissenschaftlich als zentrale Kategorie untersucht, durch die unsere Gesellschaft, unsere Wahrnehmungen, Identitäten und Bewertungen strukturiert werden. Diese Kategorie steht wiederum im intersektionalen Wechselspiel mit anderen Zugehörigkeiten. Ein wichtiger Forschungsgegenstand ist die Analyse des hierarchischen Geschlechterverhältnisses und dessen Ausgestaltung in verschiedenen Gesellschaftsbereichen.

  • Geschlechterstereotype beschreiben die Zuweisung bestimmter Merkmale und Eigenschaften zu Individuen ausschließlich aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Gruppe weiblicher bzw. männlicher Personen. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass Unterschiede innerhalb der jeweiligen Gruppen größer ausfallen können als Unterschiede zwischen ihnen. Bei Geschlechtsstereotypen geht es nicht nur darum, welche Merkmale Frauen und Männer (angeblich) haben, sondern auch welche sie haben sollten. Welche Attribute wem zugeschrieben werden, lernen Menschen schon im Kleinkindalter.

    Geschlechtsstereotype wirken wie Erwartungen und selbsterfüllende Prophezeiungen, indem sie als kognitive Schemata automatisch aktiviert werden. Dieses steuert, welche und auf welche Art neuen Informationen wahrgenommen werden. Dadurch haben Geschlechterstereotype die Tendenz, sich selbst aufrechtzuerhalten.

  • Geschlechtliche Vielfalt als Begriff bezeichnet den Umstand, dass es viele verschiedene Geschlechtsidentitäten gibt und diese gleichwertig sind.

  • Die ‚gläserne Decke‘ ist eine Metapher für eine nicht-sichtbare Barriere für Frauen innerhalb ihres Karriereverlaufs, die sie trotz entsprechender Qualifikation im Vergleich mit ihren männlichen Kollegen daran hindert, beruflich aufzusteigen. Ursächlich sind strukturelle wie ideologische Ursachen: Vom Gender Bias über die seltenere Einbindung von Frauen in informelle Netzwerke bis hin zu der studiengestützten Tatsache, dass Männer eher Männer einstellen. Ein Mittel gegen die ‚gläserne Decke‘ sind Quotenregelungen (siehe Quote oder Gleichstellungsquote).

  • Die Gleichstellungsquote ist ein gleichstellungsbezogenes Mittel des Gesetzes über die Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen (Hochschulgesetz - HG) zur Gewährleistung der Chancengerechtigkeit von Frauen und Männern bei der Berufung von Professorinnen und Professoren. Sie setzt sich für die verschiedenen Fächer nach dem Kaskadenmodell zusammen. Die Höhe der festzulegenden Quote bestimmt sich nach dem Anteil der Frauen, die die Qualifikationsvoraussetzungen für eine Professur in der Fächergruppe erfüllen. Sie gilt in der Regel für drei Jahre.

H

  • Heteronormativität beschreibt die gesellschaftliche Norm, nach der es ausschließlich zwei Geschlechter geben soll (weiblich und männlich), die sich gegenseitig romantisch und sexuell begehren (hetero sind).

    Damit verbunden sind die Annahmen, dass dies schon immer so gewesen und damit vermeintlich ‚natürlich‘ sei. Außerdem dass das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht eines Menschen mit seiner empfundenen Geschlechtsidentität übereinstimme und sich dieses wiederum in einem entsprechenden Geschlechtsausdruck wiederfinden müsse.

    Dieses Wertesystem strukturiert unsere Alltagswelt, angefangen bei der Frage „Was wird es denn, ein Junge oder ein Mädchen?“ über Kinderspielzeug, Filme, Toiletten, Werbung etc. Die Normierung ist so verbreitet, dass sie vielen Menschen nicht bewusst ist. Sie hat auch eine politische Entsprechung und zeigt sich beispielsweise in der Bevorzugung von heterosexuellen Paarkonstellationen und der Diskriminierung von queeren Paarbeziehungen im Ehe-, Steuer- oder Adoptionsrecht.

I

  • Inter* ist ein Überbegriff für Menschen, deren angeborenen körperlichen Merkmale nicht in die Norm von ‚männlichen‘ und ‚weiblichen‘ Körpern passen - z. B. in Bezug auf die Chromosomen, Hormonproduktion, Genitalien und/ oder Keimdrüsen. Es handelt sich um eine natürliche Variation der Geschlechtsmerkmale. Dass ein Mensch inter* ist, wird in jedem Alter und oft eher zufällig bemerkt. Inter* beschreibt kein ‚drittes Geschlecht‘, denn unter Intergeschlechtlichkeit werden viele verschiedene Körperlichkeiten zusammengefasst.

    Inter* kann eine Geschlechtsidentität sein, muss es aber nicht. Manche inter* Menschen leben als Frau, andere als Mann und manche finden keines von beidem oder beides für sich passend.

  • Intersektionalität beschreibt die Verschränkung und das Zusammenwirken mehrerer sozialer Ungleichheiten. Als Metapher wird häufig das Bild der Straßenkreuzung genutzt, um zu verdeutlichen, dass Menschen immer gleichzeitig mehreren gesellschaftlichen Gruppen angehören. Daraus ergeben sich nicht nur unterschiedliche Lebensrealitäten, sondern diese Zugehörigkeiten führen auch dazu, dass Menschen je spezifisch ihrer entsprechenden Kombination wahrgenommen (und behandelt) werden, woraus Mehrfachdiskriminierungen erwachsen können. So macht eine türkische Akademikerin mit Kindern andere Erfahrungen als eine türkische Arbeiterin ohne Kinder, ein behinderter Mann Mitte Zwanzig andere als ein gesunder Mann im gleichen Alter usw. Besonders relevant ist dabei, dass sich die verschiedenen Formen der Unterdrückung und Benachteiligungen nicht additiv aneinanderreihen lassen, sondern in ihren jeweiligen Wechselwirkungen auftreten.

K

  • Das Kaskadenmodell ist ein gleichstellungsbezogenes Mittel zur Etablierung von Geschlechterparität auf verschiedenen Qualifikationsstufen im Hochschulkontext, welches dem Effekt der ‚Leaky Pipeline‘ entgegenwirken soll. Es beruht auf dem Ansatz, die Zielwerte der personellen Besetzung einer Karrierestufe in Form einer Quote anhand der jeweiligen Ist-Werten der darunter liegenden Karrierestufe festzulegen. Die sich daraus ergebende Zielquote muss in einem vorab definierten Zeitraum umgesetzt werden.

L

  • Der Begriff beschreibt das Phänomen des absinkenden Frauenanteils in einem Beruf mit steigender Qualifikationsebene bzw. Karrierestufe. Während auf niedrigeren beruflichen Ebenen der Geschlechteranteil häufig noch ausgeglichen ist, sinkt er mit jeder weiteren höheren Stufe, trotz gleichermaßen hoher und zum Teil höherer Bildungsabschlüsse von Frauen gegenüber Männern. Der Effekt ist demnach als Zeichen der weiterhin bestehenden strukturellen Ungleichbehandlung aufgrund von Geschlecht zu werten.

  • LSBTQIA+/ LGBTQIA+ sind Abkürzungen. Sie stehen für die sexuelle/ romantische Orientierungen bzw. Geschlechtsidentitäten Lesbisch, Schwul, Bi, Trans*, Queer, Inter* und Asexuell/ Aromantisch. Im Englischen entsprechend Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, Queer, Inter(-sex) und Asexual/ Aromantic. Das Plus, manchmal ist es ein Sternchen oder ein Unterstrich, steht stellvertretend für andere, angrenzende Selbstbezeichnungen.

    Die Buchstabenkombination, die es auch in leicht abgewandelten Konfigurationen gibt, vereint damit verschiedene Untergruppen von Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten, die sich häufig strategisch zusammenschließen, weil sie in unserer Gesellschaft kollektiv von Diskriminierung betroffen sind.

M

  • Misgendering meint den Prozess, wenn eine Person einer anderen ein nicht passendes Geschlecht zuschreibt, zum Beispiel, indem ein falsches Pronomen verwendet wird. Das kann versehentlich passieren, weil vom äußeren Eindruck auf die Geschlechtsidentität geschlossen wurde. In diesem Fall wurde der betreffende Mensch falsch gelesen. Es kann aber auch absichtlich misgegendert werden, um einer Person bewusst ihre Identität abzusprechen.

    Für viele Menschen ist es unangenehm, nicht in ihrem Geschlecht erkannt zu werden. Für trans* Menschen kann es besonders schmerzhaft sein, weil ein misgendern bedeutet, dass ihr Umfeld sie nicht unabhängig von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht sieht und sie damit nicht als sie selbst anerkennt. Das kann zu Dysphorie führen.

N

  • Pronomen werden als Ersatz für Nomen (wozu auch Namen von Menschen gehören) verwendet. ‚Er‘ oder ‚sie‘ sind die bekanntesten Beispiele.

    Die Verwendung eines Pronomens impliziert, welches Geschlecht man einer Person zuschreibt. Allerdings ist die Geschlechtsidentität einer Person nicht sicher von außen erkennbar. Um ein Misgendering zu vermeiden, sollte bei Nichtwissen statt eines angenommenen Pronomens lieber der Vorname des jeweiligen Menschen verwendet werden. Alternativ kann man sich selbst mit seinem eigenen Pronomen vorstellen und so den Raum für andere eröffnen, es einem gleich zu tun. Oder man bittet darum, dass Andere einem mitteilen, wie sie gerne angesprochen werden möchten.

    Viele nicht-binäre Menschen verwenden sog. ‚Neopronomen‘. Das sind neu geschaffene Pronomen. Zu ihnen zählen zum Beispiel

    • nin
    • x
    • xier
    • sir
    • sier
    • er*sie oder er*sie
    • er_sie oder sie_er
    • per
    • hen
    • they
    • m

    Einige nicht-binäre Menschen benutzen ‚es‘ als Pronomen, andere finden das abwertend. Manche möchten, dass für sie gar kein Pronomen, sondern immer der Vorname verwendet wird.

  • Nicht-binär ist ein Überbegriff für unterschiedliche geschlechtliche Identitäten, also der inneren Gewissheit von Menschen, welchem Geschlecht sie entsprechen. Nichtbinarität hat nichts mit der körperlichen Entsprechung von Geschlecht zu tun.

    Binarität bezieht sich dabei auf das System der Zweigeschlechtlichkeit (lat. bi = zwei) von Mann/ Frau. Manche Menschen nennen sich nicht-binär, wenn sie sich weder als Frau noch als Mann verstehen oder aber, wenn sie sagen, sie sind beides. Andere sehen ihre Geschlechtsidentität ganz unabhängig von diesem zweigeteilten Denken (agender). Wieder andere verstehen ihr Geschlecht als fließend und nicht dauerhaft festgelegt (genderfluid).

    Alternative Bezeichnungen sind nonbinary, genderqueer oder enby. Manche nicht-binären Menschen sind gleichzeitig trans* und/ oder inter*, andere nicht.

P

  • Parität meint eine (zahlenmäßige) Gleichheit, Gleichwertigkeit oder Gleichstellung. Häufig ist damit im gleichstellungsbezogenen Kontext die binäre 50:50-Besetzung einer jeweiligen Institution oder Gruppe durch Frauen und Männer gemeint.

  • Das Professorinnenprogramm ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit den Ländern zur Steigerung des Anteils von Professorinnen in der deutschen Hochschullehre. Das Projekt begann im Jahr 2008 und wurde seitdem drei Mal neu aufgelegt (Stand: 2023).

    Durch die Notwendigkeit eines ausgearbeiteten Gleichstellungskonzepts als Förderungsvoraussetzung zielt das Projekt nicht nur auf die die Steigerung des Anteils von Professorinnen in Deutschland, sondern zudem auch auf den Ausbau von allgemeinen Gleichstellungsstrukturen an Hochschulen. Die Förderung besteht in einer Anschubfinanzierung für die Erstberufungen von Frauen auf unbefristete W2- und W3-Professuren.

    Mehr Informationen: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Q

  • Queer ist ein Sammelbegriff. Er wird von vielen Menschen als Selbstbezeichnung genutzt, um deutlich zu machen, dass sie in ihrem Verhalten, ihrem Aussehen, ihrer Geschlechtsidentität und/ oder ihrer sexuellen/ romantischen Orientierung nicht den gesellschaftlichen Vorstellungen entsprechen (wollen) – dass sie anders leben und lieben als es die zweigeschlechtlichen, cisgeschlechtlichen und/ oder heterosexuellen Normen vorschreiben.

    Ursprünglich wurde der Begriff abwertend genutzt und sollte ‚das Abweichende‘ sanktionieren. Inzwischen haben ihn viele Menschen positiv für sich angeeignet.

  • Mit ‚Quote‘ ist im gleichstellungsbezogenen Kontext häufig eine ‚Frauenquote‘ oder allgemeiner eine ‚Geschlechterquote‘ gemeint. Darunter wird in den meisten Fällen vor dem Hintergrund weiterhin bestehender Diskriminierung von Frauen beim Aufstieg in Führungspositionen (siehe auch gläserne Decke, Leaky Pipeline) ein politisches Instrument zu ihrer Förderung verstanden. Sie legt fest, dass Frauen (oder Männer) zu einem bestimmten Mindestanteil in der jeweiligen Gruppe, z. B. einem Gremium, vertreten sein müssen. Im wissenschaftlichen Bereich ist eine dieser Anwendungen die des Kaskadenmodells im Rahmen der Gleichstellungsquote

R

  • Die romantische Orientierung eines Menschen beschreibt, von wem sich dieser romantisch angezogen fühlt, mit wem er also beispielsweise eine Liebesbeziehung führen möchte. Die romantische Orientierung kann sich mit der sexuellen Orientierung decken, muss es aber nicht. Sie kann ein Leben lang gleich sein, sie kann sich aber auch verändern. Das bedeutet nicht, dass sie steuerbar ist.

S

  • Als sexualisierte Gewalt gelten alle Verhaltens- und Handlungsweisen, die in sexueller Hinsicht beleidigend und/oder demütigend sind und zur Folge haben, dass die Person, gegen die sich diese übergriffigen Verhaltens- und Handlungsweisen richten, erniedrigt, bedroht und/oder belästigt fühlt. Sie ist eine Form von Gewalt, bei der sexuelle Übergriffe instrumentalisiert werden, um Macht auszuüben.

    Sexualisierte Gewalt hat viele Erscheinungsformen. Maßgeblich ist das Empfinden der betroffenen Person. Beispiele können entwürdigende sexualisierte Bemerkungen, Gesten oder Verhaltensweisen sein, ebenso wie die verbale oder bildliche Präsentation pornographischer oder sexistischer Darstellungen, unangebrachte und unerwünschte Körperkontakte, Stalking, Exhibitionismus sowie körperliche Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung.

  • Die sexuelle Orientierung einer Person beschreibt, von wem sich diese sexuell angezogen fühlt, mit wem sie also beispielsweise intim werden möchte. Die sexuelle Orientierung kann sich mit der romantischen Orientierung decken, muss es aber nicht. Sie kann ein Leben lang gleich sein, sie kann sich aber auch verändern. Das bedeutet nicht, dass sie steuerbar ist.

T

  • TIN steht für trans*, inter* und nicht-binäre Menschen.

  • Trans* ist ein Überbegriff für Personen, die sich nicht oder nur teilweise mit dem bei der Geburt verkündeten und eingetragenen Geschlecht identifizieren: Trans* Frauen, trans* Männer, aber auch manche nicht-binäre Menschen verstehen sich selbst als trans*. Manche wissen schon von Kindheit an von ihrer Trans*-Identität, andere setzen sich erst im weiteren Lebensverlauf damit auseinander. Das Wort selbst kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚jenseits/darüber hinaus‘.

Gleichstellungsstelle | 08.04.2024