Gendersensible Didaktik
Empirische Studien zeigen, dass Frauen und Männer unterschiedliche Lerninteressen, Lernstrategien und Selbstwirksamkeitserfahrungen in Bezug auf das Lernen haben (vgl. Moschner, 2009). Bei Frauen werden beispielsweise häufiger Memorising- und Kontrollstrategien festgestellt, bei Männern eher Elaborationstechniken. Vermutet wird, dass sich diese Unterschiede aus den unterschiedlichen Bildungsbiographien von Mädchen und Jungen ergeben (Hannover&Kessels, 2008, S. 117).
In der didaktischen Ausgestaltung von Lehre müssen daher Genderaspekte beachtet werden. Im Folgenden geben wir Ihnen ein paar Vorschläge zur gendersensiblen Gestaltung Ihrer Lehre.
Literatur:
Hannover, Bettina; Kessels, Ursula (2008): Geschlechterunterschiede beim Lernen. In: Wolfgang Schneider, Marcus Hasselhorn und Jürgen Bengel (Hg.): Handbuch der pädagogischen Psychologie. Göttingen: Hogrefe (Handbuch der Psycjologie, d. 10), S. 116-125.
Moschner, Barbara (2009): Pädagogische Psychologie und Geschlechterforschung. In: Gisela Steins (Hg.): Handbuch Psychologie und Geschlechterforschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 175-188.
Impulse für die Praxis
- Arbeiten Sie mit Methoden der konstruktivistischen Didaktik:
- Förderung des handlungs- und erfahrungsorientierten Lernens durch z.B. Fallstudien, problembasiertes Lernen, forschendes Lernen oder Portfolio-Arbeit
- Ermöglichung von lebensweltnahen Zugängen zu Themen - Reflektieren Sie Ihre Wahrnehmung „der Studierenden“ und nach welchen Kriterien Sie Studierende beurteilen
- Konzentrieren Sie sich auf das einzelne Subjekt in Ihrer Lehrveranstaltung mit unterschiedlichen Stärken, Schwächen, Zugängen und Bedürfnissen
- Erfragen Sie die Umstände und Präferenzen des Lernens unter den Studierenden:
- Möglichkeit, um Lehrveranstaltung auf individuelle Bedürfnisse der Teilnehmenden zuzuschneiden: z.B. anonyme Eingangsbefragung mit offenen Fragesettings für Großveranstaltungen - Überprüfen Sie während der Lehrveranstaltung, wie das Lernangebot angenommen wird:
- Nutzung von online-basierten Fragetools, bspw. Pingo
- Verfassen von Lerntagebüchern als dezidierte Methode zur Erfassung des Lernverhaltens seitens der Studierenden (z.B. in Moodle oder einem Blog umsetzbar) - Arbeiten Sie mit Lehr-/Lernzielen, um Ihr Lernszenario zu reflektieren:
- Möglichkeit zu reflektieren, wie restriktiv das Verständnis von Lernen ist und inwieweit sich dies in den Lernzielen für die Studierenden und den Prüfungsformen niederschlägt - Planen Sie ein offenes Lehrsetting, in welchem Sie flexibel auf das Lernverhalten Ihrer Studierenden reagieren können
- Offene Lehrsettings z.B. durch das Angebot verschiedener Lehr- und Übungsformen realisieren, zwischen denen die Teilnehmenden wählen können (z.B. Bearbeitung einer Aufgabe in einem Wiki und Wissensabfragen in Form von Tests über das Online-Übungssystem)
- Kooperatives Lernen durch Gruppenaufgaben (z.B. Bearbeitung eines Glossars oder Workshops in moodle) oder durch die Förderung des freiwilligen Zusammenschlusses von Studierenden in moodle (Foren) oder Lerngruppen in Adobe Connect - Machen Sie die notwendigen methodischen und fachlichen Vorkenntnisse für Ihre Veranstaltung transparent
- Weisen Sie auf Angebote hin, mit denen fehlende Vorkenntnisse aufgeholt werden können, z. B. durch Self-Assessments als Angebot, um Vorkenntnisse zu testen
Methodenpool:
Wichtige Tools zur gendersensiblen Gestaltung der Lehre finden Sie
- in unserer Broschüre „Gender in der Lehre und Genderkompetenz“ (PDF 8 MB) ab S. 68 (QR-Codes zu relevanten Tools auf Seite 112 & 113)
- sowie auf den Seiten des Ekoo