15. Studienwoche Literatur- und Medienwissenschaft: "Klassiker" vom 10.-14. Juni 2024

Zum Thema "Klassiker"

Was „Klassiker“ sind, scheint nicht erklärungsbedürftig. Es gibt Klassiker im Bereich des Sports (Radklassiker wie Paris-Roubaix), in der Musik (Haydn ist ein Klassiker der Wiener Klassik), in der Malerei (Picasso als Klassiker der Moderne), im Film (Reclams Filmklassiker in fünf Bänden). Und man spricht sogar von Parfümklassikern, Modeklassikern, Klassikern des Automobilbaus oder IKEA-Klassikern. Die Herkunft des Wortes ist jedoch die Literatur. Im alten Rom wurde ein vermögender Bürger als classicus bezeichnet, der Begriff wurde aber schon in der Antike auf herausragende und vorbildliche Schriftsteller angewandt. Waren im alten Rom Klassiker stets Menschen (genauer: Männer), begann man im 17. Jahrhundert, den Begriff auf Werke, genauer auf ästhetische Gegenstände auszudehnen. Jetzt sind es in erster Linie Gegenstände, später gar Events, die als Klassiker bezeichnet werden – eine Verschiebung, die nicht selbstverständlich ist. In der Querelle des Anciens et des Modernes stand zur Debatte, ob man sich von den Klassikern – den Alten – einschüchtern lassen müsse oder ob die ästhetische Produktion der Jetztzeit einen Eigenwert beanspruchen dürfe.

Die typischen Merkmale eines „Klassikers“ sind leicht aufzuzählen: Ein Klassiker muss über eine gewisse Berühmtheit verfügen, die schon längere Zeit andauert; es muss ihm ein hoher Wiederkennungswert und eine hohe Qualität zugestanden werden; er muss etwas Neues in die Welt gebracht und andere inspiriert haben. So gebrauchen wir das Wort ‚Klassiker‘ jedenfalls im Alltag. Was wir aber genau tun, wenn wir etwas als Klassiker bezeichnen, und wie wir uns auf Klassiker welcher Art auch immer beziehen, ist damit noch nicht ausgemacht. Was ist zum Beispiel der Unterschied zwischen einem klassischen Text und einem kanonischen Text? Als kanonisches Drama wäre Goethes Faust ein Klassiker, stiltypologisch aber fällt er alles andere als klassisch aus. Ist ein Klassiker auch ein Prototyp? Wie verhält sich der Begriff „Klassiker“ zu dem Umstand, dass es auch eine Epoche der Klassik gibt? Ob man sich selbst als Klassiker bezeichnen bzw. Klassisches zu erschaffen intendieren könne, darüber hatte schon Goethe nachgedacht und die Frage vorsichtig verneint. Muss ein Klassiker immer ein „Werk“ sein? Können Klassiker ihren Status einbüßen? Gibt es in jedem Medium, in jedem Genre Klassiker?

Dass wir erst dann wirklich verstehen können, was ein „Klassiker“ – in Anführungszeichen gesetzt – ist, wenn wir uns ihm konkret zuwenden, uns auf ihn einlassen und unsere Beziehung zu ihm befragen, ist der Ausgangspunkt der Studienwoche „Klassiker“.

  • Was ist ein "Klassiker"?

    Prof. Dr. Michael Niehaus

    Dienstag, 11. Juni 2024, 11:15-12:45 Uhr; Gebäude 2, Universitätsstr. 33, EG, Raum 1–3

    Das Wort "Klassiker" hat in den letzten beiden Jahrhunderten eine beachtliche Bedeutungserweiterung erfahren. Vorher wusste man ohne weitere Spezifizierung, was gemeint war, wenn von einem Klassiker die Rede war: in erster Instanz ein Text oder der Autor von Texten. Jetzt hingegen gibt es - man sehe sich die in dieser Studienwoche angebotenen Seminare an - "Klassiker" meist zusammen mit einer Ergänzung: Klassiker des Humors, der Selbsthilfeliteratur, der Pop-Literatur... Gerade weil all diese Verwendungen des Wortes "Klassiker" wie selbstverständlich (und zu Recht) voraussetzen, man wisse, was ein Klassiker sei, soll dieser Frage in der Vorlesung nachgegangen werden. Denn daraus, dass wir das Wort "Klassiker" richtig zu gebrauchen wissen, folgt nicht, dass wir wissen, was wir wissen.

    Massierte Klassiker. Marshall McLuhan liest James Joyce

    Prof. Dr. Peter Risthaus

    Mittwoch, 12. Juni 2024, 11:15-12:45 Uhr; Gebäude 2, Universitätsstr. 33, EG, Raum 1–3

    Der kanadische Medientheoretiker Marshall McLuhan gilt als Klassiker der Medientheorie. Ein Blick in dessen HauptwerkUnderstanding Media verrät bereits, dass sich seine Theorie auf eine nicht unerhebliche Menge von Autoren und Texte stützt, die wiederum als Klassiker im weitesten Sinne gelten. Die Palette reicht von Homer bis James Joyce. Mit diesen beiden wird sich die Vorlesung näher auseinandersetzen und der Frage nachgehen, was es heißt, den Textkörper von Ulysses so zu ‚massieren‘, dass eine klassische Medientheorie und noch einiges mehr dabei herauskommt.

    Was ist klassisch an Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“?

    Prof. Dr. Uwe Steiner

    Donnerstag, 13. Juni 2024, 11:15-12:45 Uhr; Gebäude 2, Universitätsstr. 33, EG, Raum 1–3

    In welchem Sinne dürfte man Goethes Die Leiden des jungen Werthers klassisch nennen? Die Geschichte eines Selbstmörders aus unglücklicher Liebe, respektive aus Liebe zum Unglück, von ihm selbst in Briefen erzählt, ist gewiss kanonisch geworden, und das auch, weil sie einen zeitgenössischen Skandal provoziert hatte. Die kulturelle Moderne pflegt ja das Gedächtnis ihrer Skandale. So sehr es sich überschneidet, bedeutet das Kanonische aber nicht dasselbe wie das Klassische.

    In jedem Fall trägt der Roman einen emblematischen Titel. Epoche hat er nicht zuletzt darin gemacht, dass er, obwohl das gar nicht Goethes Absicht gewesen sein dürfte, das Leiden heroisiert. Er dürfte einen beträchtlichen Beitrag dazu geleistet haben, dass die kulturelle Moderne tendenziell den klassischen Helden zugunsten des Opfers verdrängt.

    Und doch gerät man wieder auf die Pfade der Frage nach dem Klassischen, wenn man der durch Selbstaussagen Goethes unterfütterten Lesart folgt, es handle sich beim Werther um eine Krankengeschichte, um eine historia morbi. Eckermann lässt seinen Goethe bekanntlich sagen – den alten Goethe, wohlgemerkt –, das Klassische sei das Gesunde, das Romantische hingegen das Kranke. Das wohlbekannte Diktum formuliert wohl weniger eine Polemik in einem seinerzeit immer noch schwelenden Literaturstreit als dass es ein sachliches Interesse an pathologischen Phänomenen bekundet. Und an der widersprüchlichen Stellung des Literarischen inmitten moderner Leiden! Die Literatur selbst kann die Krankheit, sie kann aber auch die Kur bedeuten. Wie klassisch der Werther ist, entscheidet sich womöglich mit der Antwort auf die Frage, ob es sich um einen leidenschaftlichen Roman oder aber um einen über die Leidenschaft handelt.

    Klassiker und Moden

    Dr. Mirna Zeman

    Freitag, 14. Juni 2024, 11:15-12:45 Uhr; Gebäude 2, Universitätsstr. 33, EG, Raum 1–3

    Wer das Konzept der "Klassiker" durchdringen will, sollte auch seine Antipoden, und das heißt, alles, was gemeinhin als „nicht-klassisch“ oder sogar als „anti-klassisch“ gilt, in den Blick nehmen. Die Klassiker unter den vermeintlichen Klassiker-Widersachern (etwa in literaturkritischen Diskursen) sind die „Moden“, die sich durch ihr Zeitregime von den ersteren unterscheiden: Während Klassiker mit Dauer und Stabilität assoziiert werden, denkt man Moden in Kategorien der Kurzfristigkeit und Unbeständigkeit. Darüber hinaus spielen die Merkmale Klasse (Qualität) und Masse (Rezeptionsradius) bei der geläufigen Gegenüberstellungen Klassiker vs. Moden eine Rolle: Bereits Gellius, der antike Pate des Terminus classicus, denkt gewöhnliche Skribenten, die für die Masse schreiben, als dem klassischen Autor gegenströmig.

    Der Vortrag widmet sich Moden und Klassikern jenseits der üblichen Dichotomisierungen sowie Wertungen und betrachtet sie als (homologe) Wiederholungsphänomene und konkurrierende, aber in vielerlei Hinsicht ähnliche Techniken der Komplexitätsreduktion in den Sphären der Kunst und Literatur. Gefragt wird u.a. nach dem Wechselverhältnis zwischen Moden und Klassikern: Wann gerinnen Moden zu Klassikern? Verdanken die Klassiker den Moden vielleicht mehr als bisher angenommen? Der Vortrag plädiert dafür, beide Phänomene als Prozesse zu denken, in denen Strukturierung und Entstrukturierung zusammenspielen: Vermodung mit Entmodung bzw. Klassiker-Werden mit Deklassierung.

  • Dienstag 19:15 Uhr; Gebäude 2, Universitätsstr. 33, EG, Raum 1–3

    ÜBER DEN UMGANG MIT ANTIKEN TEXTEN

    Erfahrungen, Motivationen, Forschungen und Sprachwahl
    am Beispiel der Übersetzung von Homers Ilias und
    Hesiods Theogonie
       

    © Christoph_Greussing

    Mehr Infos zum österreichischen Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Übersetzer bei Hanser Literaturverlage

  • Leitung: Dr. Nils Jablonski

    Termine: Montag, 10. Juni bis Donnerstag, 13. Juni, jeweils von 15:15-16:45 Uhr

    Raum: Gebäude 3, Universitätsstr. 11, Raum D 005/006

    Im Seminar werden wir uns zwei Fragen stellen: Inwiefern Loriot als Klassiker und inwiefern sein Humor als (stereo)typisch ‚deutsch‘ gelten kann. Die vier Seminarsetzungen werden von vier Arbeitsgruppen gestaltet, die einen thematischen Aspekt aus Loriots komischem Werk medienübergreifend anhand von Sekundärliteratur und eigens von der Gruppe ausgewähltem Primärmaterial vorstellen und diesen Aspekt für die gemeinsame Diskussion im Seminar vor- und aufbereiten. Die dazu im Vorfeld der Veranstaltung durch die Gruppen anzufertigenden Powerpoint-Präsentationen sollten jeweils etwa 30 bis 45 Minuten lang sein und alle Gruppenteilnehmer*innen sollen einen Referatspart übernehmen. Bei der Auswahl des zu behandelnden Primärmaterials aus Loriots komischem Werk (Texte, Cartoons, Sketche, Filme – in Ausschnitten) sind die Gruppen völlig frei; wichtig ist, dass es ausreichend Anschauungsmaterial für die gemeinsame Diskussion gibt.
    Obligatorische Vorbesprechung (Zoom): Dienstag, 23. April 2024, 18:00 bis 18:30 Uhr
    Zoom-Link (Meeting-ID: 657 6200 6760, Kenncode: 01964568): https://fernuni-hagen.zoom.us/j/65762006760?pwd=d2lRSGt6b2IzODdZL2NqdC9hSU44dz09

    Seminarlektüren (die thematische Auswahl der konkreten Texte für die Bearbeitung durch die Referatsgruppen wird in der Vorbesprechung via Zoom bekannt gegeben):

    Anfragen zu der Veranstaltung richten Sie bitte an: Nils Jablonski.

  • Leitung: Dr. Wim Peeters

    Termine: Montag, 10. Juni bis Donnerstag, 13. Juni, jeweils von 15:15-16:45 Uhr

    Raum: Gebäude 2, Universitätsstr. 33, 1.OG, Raum 4/5

    !!! Die Veranstaltung ist ausgebucht !!!

    Am Ende des 19. Jahrhunderts erobert ein neues Genre der Selbsthilfeliteratur den Bestsellermarkt, das die Idee propagiert, dass jeder erfolgreich werden kann. Zum Programm dieser Texte gehören neben Techniken der Rationalisierung oder Willenssteigerung auch unterschiedliche Lehrformate, Adressierungsstrategien und Erzählungen von erfolgreichen Persönlichkeiten, Nervenopfern und Aufsteigern durch die Kraft eigener Gedanken. Seitdem gibt es kein Entkommen mehr: Jeder muss sich mit dieser Selbstoptimierungskultur auseinandersetzen. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts verschiebt sich der Fokus dieser Bücher etwas vom reinen Erfolg hin zum Glück. Mittlerweile werden Werke wie Self-Help von Samuel Smiles (1859), Sich selbst rationalisieren von Gustav Großmann (1927) oder Die Anleitung zum Unglücklichsein von Paul Watzlawick (1983), u.a. von Tom Butler-Bowdon, als Klassiker kategorisiert und kommentiert.

    Die Vorstellung, dass man mithilfe der Selbsthilfeliteratur sein Fortkommen und Glück optimieren kann, kann überzeugend nur durch Erzählungen vermittelt werden. Diese Erzählungen sind Teil einer Strategie des Zuspruchs (Rudolf Helmstetter), die es jedem ermöglicht, sich anderswo zu sehen. Bis heute hat das Genre ein umfangreiches Arsenal an Erzählformen hervorgebracht. Diese treten Helmstetter zufolge zusammen genommen die Nachfolge des Romans an: Das Genre fällt „in die Kategorie der Romanpoetiken, sie geben Anleitungen, wie man einen Roman lebt“. Bei der Suche nach Anekdoten, Gleichnissen, Fallbeispielen, Exempla, biografischen Reminiszenzen sowie Typologisierungen greifen die Autoren gerne auf Klassiker der Weltliteratur zurück, die nicht nur als Selbsthilfeliteratur avant la lettre tradierte (Über)Lebensstrategien liefern, sondern auch Autorisierungshilfe leisten.

    Das Seminar strebt vor diesem Hintergrund an, die Klassikerstrategien einiger Ratgeber zu untersuchen. Zunächst untersuchen wir, in welcher Form klassische Texte der deutschsprachigen Erfolgsratgeberliteraturproduktion der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer wieder auf Goethe zurückgreifen und wie dies die eigene Ratgeberstrategie unterstützen kann. (Auszüge aus diesen Texten stelle ich rechtzeitig zur Verfügung.) Danach betrachten wir, wie in der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts ein Lebensratgeber von Alain de Botton Marcel Prousts Recherche (1913-1927) als alleinige Quelle von Lebenswissen nutzt. Ohne Klassiker scheint es nicht zu gehen. Daher lernen wir am Ende des Seminars mit Pierre Bayard Strategien kennen, wie man mit Klassikerwissen haushalten kann, ohne die Bücher dafür gelesen zu haben.

    Selbst besorgen und 'lesen':

    • Alain de Botton: Wie Proust Ihr Leben verändern kann. Eine Anleitung. Aus dem Englischen von Thomas Mohr, Frankfurt am Main 1998.
    • Pierre Bayard: Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat. Aus dem Französischen von Lis Künzli, München 2007.

    Anfragen zu der Veranstaltung richten Sie bitte an: Wim Peeters.

  • Leitung: Dr. Jeanette Roche und Carolin Rolf, M.A.

    Termine: Montag, 10. Juni bis Donnerstag, 13. Juni, jeweils von 17:15–18:45 Uhr

    Raum: Gebäude 3, Universitätsstr. 11, Raum D 005/006

    Jeffrey Sconce forderte in seinem Aufsatz „Trashing the academy: taste, excess, and emerging politics of cinematic style“ eine eingehendere Beschäftigung mit Film und Kino jenseits des cineastischen und akademischen Kontextes. Obwohl ein paracinematic turn in der Filmwissenschaft selten oder gar nicht zu beobachten ist, genießen Artefakte dieses Kinos sowohl in Form von kuratierten Festivals als auch als Sammeleditionen (für den Heimvideomarkt) Kultstatus. Produkte des Paracinemas, die sich hauptsächlich durch geringes Budget, dilettantische Inszenierungen und negative Kritik auszeichnen, finden ihr (oftmals von der Mainstreamaudience abweichendes) Publikum trotzdem.

    Einer dieser Filme ist Plan 9 from Outer Space (USA 1959), der in verschiedenen Internetpolls und -Foren als „schlechtester Film aller Zeiten“ gehandelt wird und darüber den Status eines Klassikers – wenn auch im paracinematischen Kontext – genießt. Der Regisseur, Edward D. Wood, ist nicht nur mit diesem Werk in Auflistungen von schlechten Filmen vertreten, sondern erreichte bereits mit seinen früheren Produktionen, wie Glen or Glenda (USA 1953) oder Bride of the Monster (USA 1955) den Status eines Kultregisseurs der B-Filme.

    Im Seminar besprechen wir ausgewählte Filme von Edward Wood anhand queertheoretischer Grundlagentexte. Ferner bemühen wir uns um eine Neubewertung des traditionellen Qualitätsbegriffs und gehen der Frage nach: Wie ist es möglich, dass ein Publikum Dilettantismus als Stilmittel genießen kann?

    Anfragen zu dieser Veranstaltung richten Sie bitte an Carolin Rolf oder Jeanette Roche.

  • Leitung: Helge Kreisköther, M.A.

    Termine: Montag, 10. Juni bis Donnerstag, 13. Juni, jeweils von 17:15–18:45 Uhr

    Raum: Gebäude 2, Universitätsstr. 33, 1.OG, Raum 4/5

    Abgesehen von Webers Freischütz, den späteren Opernkompositionen Richard Wagners und Richard Strauss’ ist Die Zauberflöte bis heute – weltweit – das populärste Stück des deutschsprachigen Musiktheaters. In nahezu jeder Stagione findet man es auf den Theaterspielplänen, und die Anzahl aller verfügbaren Gesamteinspielungen spricht für sich. Vor allem die Musik Wolfgang Amadé Mozarts hat den Vogelfänger Papageno, die Königin der Nacht, den Sonnenpriester Sarastro und das füreinander bestimmte Liebespaar Pamina/Tamino unsterblich gemacht. Insofern lässt sich in der Tat von einem ‚Klassiker‘ der Opernliteratur sprechen.

    Dabei ist das zugrundeliegende Libretto (d.i. das Textbuch) von Emanuel Schikaneder (1751–1812) alles andere als ‚klassisch‘ im mustergültigen, formvollendeten Sinn: Dramaturgische Brüche, paradoxe Szenen- und Kulissenbeschreibungen, merkwürdige Figurenkonstellationen, dilettantische Reime, nicht zuletzt exotistische und zutiefst frauenfeindliche Textpassagen (Ägyptomanie; Misogynie) durchziehen diese „große Oper in 2 Akten“, die streng genommen überhaupt keine Oper, sondern ein Singspiel mit zahlreichen Dialogen ist. Dennoch greift es zu kurz, das Libretto im Unterschied etwa zur ‚genialen‘ Vertonung als banal, trivial, kindisch oder pure Nachahmung abzuwerten.

    Z.B. Goethe und Hegel haben Schikaneders Zauberflöte gerade wegen ihrer bizarren Widersprüchlichkeiten bewundert. Jedenfalls markiert die Wiener Uraufführung am 30. September 1791 einen Wendepunkt in der vergleichsweise jungen Geschichte der deutschen Oper. Wir wollen uns gemeinsam den Entstehungs- und Rezeptionskontext erschließen, über den textlichen und musikalischen ‚Wert‘ der Zauberflöte diskutieren und etwaige, über das Libretto transportierte ‚Werte‘ infrage stellen.

    Das Seminar richtet sich an alle interessierten Studierenden. Es sind keine musik- oder theaterwissenschaftlichen Vorkenntnisse notwendig.

    Anfragen zu dieser Veranstaltung richten Sie bitte an: Helge Kreisköther.

  • Leitung: PD Dr. Irmtraud Hnilica und Dr. Vanessa Höving

    Termine: Dienstag, 11. Juni bis Freitag, 14. Juni, jeweils von 09:15-10:45 Uhr

    Raum: Gebäude 2, Universitätsstr. 33, 1.OG, Raum 4/5

    Mit Christian Krachts Faserland (1995), Alexa Hennig von Langes Relax (1997) und Benjamin von Stuckrad-Barres Soloalbum (1998) entsteht in den 90er Jahren die deutschsprachige Popliteratur als neues – und zunächst oft unterschätztes – literarisches Phänomen. Inzwischen sind die Popromane der Neunziger zu Klassikern des Genres avanciert. Wir wollen Popliteratur im Seminar literaturgeschichtlich einordnen, dazu auch einen Blick zurück auf die Lyrik Rolf Dieter Brinkmanns werfen und den Bogen mit Krachts Eurotrash (2021) bis hin zur Gegenwart spannen. Besprochen werden sollen dabei u.a. Fragen nach Formaten und Genres, Autorinszenierung und Kanonisierung.

    Vorzubereiten und in das Seminar mitzubringen sind die Romane Faserland, Relax und Eurotrash (alle drei als Taschenbuch erhältlich).

    Zur ersten Orientierung: Moritz Baßler und Eckhard Schumacher (Hrsg.): Handbuch Literatur & Pop, Berlin 2022.

    Anfragen zu dieser Veranstaltung richten Sie bitte an Irmtraud Hnilica oder Vanessa Höving

  • Leitung: Linda Göttner, M.A und Catharina Scheerer, M.A.

    Termine: Dienstag, 11. Juni bis Freitag, 14. Juni, jeweils von 09:15-10:45 Uhr

    Raum: Gebäude 3, Universitätsstr. 11, Raum D 005/006

    Irmgard Keuns “Das kunstseidene Mädchen” (1932) und Erich Kästners “Fabian” (1931) gelten als Klassiker der Neuen Sachlichkeit und des Großstadtromans. Am Ende der Weimarer Republik navigieren die Protagonist*innen beider Romane durch Rollen- und Geschlechterklischees, Existenzängste und den Nationalsozialismus vor der Kulisse Berlins. Die Werke etablieren Charakteristika des Großstadtromans, die bis heute Gültigkeit haben und aktuell von verschiedenen Medien produktiv gemacht werden (s. der Kinofilm Fabian oder Der Gang vor der Hunde [2021] und die Inszenierung von Das kunstseidene Mädchen am Düsseldorfer Schauspielhaus [2023]). Im Seminar untersuchen wir sowohl auf Werkebene als auch aus produktionsästhetischer Sicht, wie die Texte ihren Klassikerstatus erreicht haben. Dazu schauen wir uns nicht nur Textauszüge an, sondern vollziehen auch nach, wie die Werke bis heute vermarktet werden und welche ästhetischen Wertungen damit einhergehen.

    Anfragen zu dieser Veranstaltung richten Sie bitte an Linda Göttner oder Catharina Scheerer.

Anmeldung

Anmeldeschluss: 15. Mai 2024

Bitte beachten Sie bei Ihrer Anmeldung: Es werden jeweils mehrere Seminare zeitlich parallel angeboten (vgl. Zeit- und Raumplan im Downloadbereich weiter unten). In diesen Fällen kann jeweils nur ein Seminar belegt werden!

Im Downloadbereich weiter unten finden Sie ein Anmeldeformular, das Sie herunterladen und auf Ihrem PC speichern können.
Bitte füllen Sie dieses Formular aus und schicken Sie es als Anhang zu folgender E-Mail-Adresse: wim.peeters.
Achtung: Schicken Sie Ihre Anmeldung ausschließlich an diese Adresse!

Alternativ können Sie sich das Anmeldeformular auch ausdrucken.
Bitte füllen Sie dieses Formular dann aus und schicken Sie es
mit der Post an:
Institut für Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft
Kennwort "Anmeldung 15. Studienwoche 2024"
zu Hd. Dr. Wim Peeters
FernUniversität in Hagen
D–58084 Hagen

Bitte nutzen Sie unbedingt eine von diesen beiden Möglichkeiten der Anmeldung!

Melden Sie sich bitte nur in absoluten Ausnahmefällen formlos (unter der oben genannten E-Mail-Adresse oder der genannten Postanschrift) an. Bitte geben Sie dabei Ihre genaue Postanschrift, Ihre Telefonnummer, Ihre E-Mail-Adresse, Ihre Matrikelnummer und den Studiengang an, in den Sie eingeschrieben sind. Teilen Sie uns unbedingt mit, an welchen Veranstaltungen der Studienwoche Sie teilnehmen wollen.

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Hinweise zu Unterkunftsmöglichkeiten

Bitte reservieren Sie sich rechtzeitig eine Unterkunft in Hagen oder der Umgebung. Hinweisen möchten wir Sie auf die Bildungsherberge der Studierendenschaft der FernUniversität und die Hotelliste des Regionalzentrums Hagen. Weitere Unterkünfte finden Sie auf den Seiten des Tourismusamtes Hagen.

Bitte informieren Sie sich über die früheren Studienwochen in unserem Web-Archiv.

Wim Peeters | 24.04.2024