Exkursion Andalusien und Lissabon

Thema:
EXKURSION - Andalusien und Lissabon im Vergleich – Kernzonen von den „Entdeckungsfahrten“ bis zum Neokolonialismus

Sevilla, Cádiz, Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa Maria, Sanlúcar de Barrameda, Lagos, Sagres, Lissabon, Belém

- Teilnahmebegrenzt -
Veranstaltungstyp:
Exkursion
Zielgruppe:
BA Kulturwissenschaften
MA Geschichte Europas
Termin:
06.04.2024 bis
15.04.2024
Zeitraum:
EXKURSION:
06.04.2024 bis 15.04.2024

VORBEREITUNGSTREFFEN:
Freitag, 12.01.2024, 14.00 bis 18.00 Uhr
Samstag, 13.01.2024, 10.00 bis 18.00 Uhr
Leitung:
Dr. Fabian Fechner
Ute Kemmerling M.A.
Anmeldefrist:
15.08.2023
Anmeldung:
Online-Anmeldung
WICHTIG: Bitte geben Sie bei der Anmeldung (im Bemerkungen-Feld bei der Online-Anmeldung) in wenigen Sätzen an, inwieweit Sie bereits – im Studium oder zu anderen Gelegenheiten – mit dem Exkursionsthema in Kontakt gekommen sind.
Auskunft erteilt:
Dr. Fabian Fechner , E-Mail: fabian.fechner , Telefon: +49 2331 987 - 2124
Ute Kemmerling M.A. , E-Mail: ute.kemmerling , Telefon: +49 2331 987 - 4495
Karin Gockel , E-Mail: karin.gockel , Telefon: +49 2331 987 - 2122

VORBEREITUNGSTREFFEN: 12./13.01.2024 in Hagen, Anmeldung zur Exkursion samt Vorbereitungstreffen

Sevilla und Lissabon – dies sind klingende Namen, wenn es darum geht, die Anfänge der europäischen Expansion zu verorten. Sevilla war das prosperierende Handelszentrum am Guadalquivir-Fluss, wo die Waren aus Spanisch-Amerika umgeschlagen wurden. Begünstigt wurde die Stadt durch ihr Monopol für den Überseehandel, das allerdings zu Beginn des 18. Jahrhunderts endete und anderen Städten Andalusiens einen steilen Aufstieg ermöglichte, darunter das sehr viel günstiger auf einer Halbinsel gelegene Cádiz. In Lissabon und dem Vorort Belém fallen hingegen der königliche Hof und der wichtigste Hafen des Landes zusammen. An all diesen Orten wurden über Jahrhunderte hinweg die politischen und wirtschaftlichen Weichen für die Unterwerfung und Beherrschung der Kolonialreiche der beiden iberischen Kronen gestellt. Uns geht es jedoch nicht nur um die „Ursprünge“, denn wir wollen insgesamt in vier Zeitschnitten Spanien und Portugal mit deren wechselreichen Verhältnis zu den Kolonien vergleichen:

(1) Die „Entdeckungsfahrten“ um 1500

Mit den von Spanien und Portugal aus organisierten Fahrten wird klassischerweise die Neuzeit und das Zeitalter der „Expansion“ eingeläutet: Die von Heinrich dem Seefahrer initiierten Fahrten an die Westküste Afrikas, die „Entdeckung“ Amerikas durch Kolumbus, die Seefahrt Vasco da Gamas nach Indien sowie die erste Weltumseglung des Schiffes Magellans fanden von Portugal bzw. Andalusien ihren Ausgang und wurden dort geplant. Mit dieser Initialphase wollen wir auch die „ersten“ Kolonialreiche der beiden Nationen in Spanischamerika bzw. Brasilien besprechen. Zudem werden wir uns an der Algarve der technischen Infrastruktur der „Entdeckung“ widmen und die Häfen von Lagos und Sagres besichtigen. Auch ökonomische Aspekte haben ihren Platz, beispielsweise die Rolle von Portugal und der Algarve als ein zentraler Hafen des Sklavenhandels.

(2) Die „zweiten“ Kolonialreiche in Afrika

Die Aufmerksamkeit in den beiden iberischen Nationen ist in der Rückschau oftmals auf die amerikanischen Kolonien gemünzt. Fast sämtliche wurden jedoch im frühen 19. Jahrhundert unabhängig, und so schwenkte der Fokus im Laufe des 19. Jahrhunderts auf „Ersatzreiche“ auf dem afrikanischen Kontinent: im Falle Portugals vor allem auf Angola und Mozambik, im Falle Spaniens auf Spanisch-Guinea, Nordmarokko und die Westsahara. Diese zweite Kolonisierungsepoche ist heute eher in Vergessenheit geraten, ist aber wirtschafts- und sozialgeschichtlich von höchster Bedeutung. Angola und Mozambik, die erst nach 1974 unabhängig wurden, sind bis heute geprägt von (post)kolonialen Auseinandersetzungen.

(3) Erinnerung und Diktatur: Koloniale Ausstellungen 1929-1940

Mehrere Kolonialausstellungen prägten Spanien und Portugal auf dem Weg in die Diktaturen: 1929 fand in Sevilla die Iberoamerikanische Ausstellung statt, und obwohl ein ganzes Viertel der Innenstadt von den ehemaligen Pavillons eingenommen wird (darunter die Plaza de España), ist dieser zentrale ideologische Verweis auf die einstige Weltmacht nicht mehr präsent. Dasselbe gilt für Belém, wo das „Denkmal der Entdeckungen“ seit 1940 ungebrochen den Anspruch auf die portugiesische Weltmacht feiert. Dieses koloniale Erbe soll im Rahmen der Exkursion kritisch betrachtet werden. Weiterführend werden wir einige architektonische Beispiele kolonialer Erinnerungskultur besichtigen, die in Portugal meist während der Diktatur Salazars entstanden.

(4) Die Fünfhundertjahrfeiern 1992/1998 im Rahmen von Weltausstellungen

Die Einordnung sowohl Portugals als auch Spaniens am Beginn des „Entdeckungszeitalters“ spielt für das Selbstverständnis beider Nationen bis heute eine wesentliche Rolle. Zugleich scheint dieses Zeitalter der kleinste gemeinsame Nenner der nationalen Erinnerung zu sein. Dies wurde 1992 bei der EXPO in Sevilla anlässlich des 500. Jahrestages der ersten Kolumbusfahrt und 1998 bei der EXPO in Lissabon anlässlich des 500. Jahrestages der Fahrt von Vasco da Gama nach Indien deutlich. Im heutigen Abstand von etwa 30 Jahren wirken diese Feiern reichlich antiquiert und werden in unserer Zusammenschau von jüngsten kritischen Ansätzen der Erinnerung an den Versklavungshandel in der Algarve ergänzt.

Diese vier Themenfelder werden während der Exkursion u.a. durch exemplarische Referate abgedeckt. Es wird erwartet, dass jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin ein solches Referat von ca. 20-30 Minuten hält. Die Referatsthemen werden während des Vorbereitungsseminars abgesprochen. Es wird eine Vorschlagsliste für Themen geben, Ihre eigenen Überlegungen sind jedoch ganz besonders erwünscht. Die Beteiligung am Vorbereitungsseminar ist absolut verbindlich; eine Teilnahme an der Exkursion ohne dessen Besuch ist nicht möglich. Während des Seminars werden alle organisatorischen Details der Reise geklärt und deren inhaltlicher Ablauf abgestimmt. Außerdem dient das Seminar der gemeinsamen Erarbeitung der inhaltlichen Grundlagen. Rechtzeitig vor der Abreise ist ein Thesenpapier (nicht das komplette Referat) einzureichen.

Anmeldung zur Reise

Die Teilnehmerzahl ist auf insgesamt 28 Teilnehmer*innen begrenzt. Nach dem Anmeldeschluss (15.8.2023) wird eine Auswahl getroffen, die neben einer ausgewogenen Verteilung auf die Studiengänge in möglichst fairer Weise bisherige Studienleistungen, eventuelle Beschäftigung mit dem Thema der Veranstaltung sowie die Beteiligung an anderen Exkursionen des Historischen Instituts berücksichtigen wird. Bitte geben Sie bei der Anmeldung (im Bemerkungen-Feld bei der Online-Anmeldung) in wenigen Sätzen an, inwieweit Sie bereits – im Studium oder zu anderen Gelegenheiten – mit dem Exkursionsthema in Kontakt gekommen sind. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden bis Ende August 2023 benachrichtigt. Zudem wird es eine Nachrückliste geben.

Kosten der Reise und enthaltene Leistungen

Die Kosten werden ca. 900,- € im Doppelzimmer betragen und umfassen sämtliche (also neun) Übernachtungen in 3-Sterne-Hotels (mit Frühstück) und die Fahrt von Sevilla nach Lissabon (mit Cádiz und anderen Zwischenstopps) in einem Privatbus (36-Sitzer). Im Hotel in Lagos gibt es für eine Nacht voraussichtlich eine Mischung aus Studios, Apartments und Doppelzimmern bzw. Einzelzimmern. Ebenso sind alle Eintritte, städtische Tourismusabgaben, Führungen und Ausflüge enthalten, mit Ausnahme einiger geringerer Summen zu Eintritten/Führungen zu Museen etc., deren Besuch fakultativ ist oder die noch nicht fest im Programm vorgesehen sind. Ebensowenig sind weder Trinkgelder noch Versicherungen im Reisepreis enthalten, auch die Anreise nach Sevilla und die Abreise von Lissabon aus nicht. Kenntnisse der spanischen oder portugiesischen Sprache sind für die Teilnahme nicht erforderlich. Expertenvorträge werden zum Teil auf Englisch gehalten. Beim Reiseverlauf sind leichte Änderungen vorbehalten.

Das Lehrgebiet bemüht sich um einen Reisekostenzuschuss, kann diesbezüglich jedoch nichts versprechen. Rechnen Sie bitte damit, dass bald nach der Entscheidung über die Teilnahme eine gewisse Anzahlung fällig werden kann, um die Buchungen abzusichern. Wann die Restzahlung fällig wird, wird rechtzeitig mitgeteilt. Über alle neuen Informationen werden wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden halten. Zögern Sie bitte nicht, uns anzusprechen, wenn Sie Fragen zur Reise haben sollten, ute.kemmerling; fabian.fechner.

Reiseverlauf

06.04.24: Ankunft in Sevilla. Um 18 Uhr erstes gemeinsames Treffen in einem zentral gelegenen Hotel, dann beginnt also unser Programm.

07.-08.04.24: Besichtigungen in Sevilla (zu Fuß)

09.04.24: Fahrt nach Cádiz, Besichtigungen, 1 Übernachtung dort

10.04.24: von Cádiz aus Rundfahrt nach Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa Maria und Sanlúcar de Barrameda

11.04.24: Fahrt von Cádiz nach Lagos (Algarve, Portugal), Besichtigung

12.-14.04.24: Fahrt über Sagres nach Lissabon, Besichtigungen in Lissabon und Belém (größtenteils zu Fuß)

15.04.24: vormittags Abreise. An diesem Abreisetag gibt es kein Programm mehr.

Allgemeine Titel zum ersten Einlesen

Bernecker, Walther L., Herbers, Klaus: Geschichte Portugals, Stuttgart 2013.

Lochery, Neill: Out of the Shadows: Portugal from Revolution to the Present Day, London 2017.

Oliveira Marques, Antonio Henrique de: Geschichte Portugals und des portugiesischen Weltreichs, Stuttgart 2001.

Raposo Fernández, Berta/Isabel Gutiérrez Koester (Hg.): Bis an den Rand Europas. Spanien in deutschen Reiseberichten vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Madrid/Frankfurt am Main 2011.

Schmidt, Peer (Hg.): Kleine Geschichte Spaniens, Stuttgart 2002.

Karin Gockel | 10.05.2024