Tagungen
Online-Tagung „Islam und Empire“
Muslimische Gesellschaften, islamische Bewegungen und europäischer Herrschaftsanspruch in Asien und Afrika
Jahrestagung der Gesellschaft für Überseegeschichte am 11. – 13. Juni 2021
Die Veranstaltung findet online über das Konferenztool ZOOM statt.
Um Anmeldung wird gebeten unter E-Mail: karin.gockel
Nach erfolgter Anmeldung wird der Zugang zur Konferenzplattform zugesandt.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Flyer mit dem Programm (PDF 165 KB)
Veranstalter
Die aktuellen Konfliktlagen zwischen dem „Westen“ und der „Welt des Islams“ haben eine weitaus längere Vorgeschichte, als so mancher journalistische, aber auch akademische Kommentar vermuten lässt. Daraus ergibt sich einerseits die Notwendigkeit, dem langen 19. wie dem frühen 20. Jahrhundert, die häufig in aktuellen Debatten wenig Berücksichtigung erfahren, größere Beachtung zu schenken. Andererseits ist festzustellen, dass die Entwick-lung der islamisch-europäischen Beziehung nicht von der imperialen Vergangenheit Europas getrennt werden kann. Die Tagung „Islam und Empire“ will diesen Überlegungen Rechnung tragen, indem solche Beziehungen im Kontext der Europäischen Expansion, der imperialen Machtausweitung und der kolonialen Herrschaftsausübung aus verschiedenen geschichts- und islamwissenschaftlichen, sozial- wie kul-turwissenschaftlichen Perspektiven thematisiert werden.
Der Schwerpunkt liegt auf der Epoche der „Europäischen Moderne“, ohne dass weiterführende Betrachtungen aus-geschlossen werden. Ziel ist ein möglichst vielschichtiges Bild eines wesentlichen Aspekts der modernen Globalgeschichte, gewonnen aus der Betrachtung konkreter Akteure und Interaktionszusammenhänge. Drei Themenbereiche stehen im Mittelpunkt:
- „Expansion und Administration“: Zunächst rücken die imperialen Akteure in den Mittelpunkt. Gefragt wird nach dem Umgang der europäischen Mächte mit den Angehö-rigen oder Eliten muslimischer Gesellschaften sowie den Protagonisten islamischer Religionsausübung. Dabei wird insbesondere die Agenda und das konkrete Verhalten der „men on the spot“ diskutiert.
- „Reaktion und Reform“: Danach wird die Perspektive um-gekehrt, indem nach den muslimischen Akteuren in diesem Kontext gefragt wird. Sowohl einzelne Protagonisten als auch Gruppen oder Bewegungen werden hinsichtlich der verschiedenen Reaktionen in muslimischen Gesellschaften auf imperiale Herrschaftsansprüche in den Blick genommen.
- „Wissen und Medien“: Schließlich wird einer wissensge-schichtlichen Perspektive Raum gegeben, indem der Genese und Verbreitung europäischen Wissens über Islam und muslimische Gesellschaften im imperialen oder kolonialen Kontext nachgegangen wird. Dabei wird nach den Medien und Diskursen im europäischen Kontext gefragt, aber auch nach der gegenläufigen Wahrnehmung in islamischen Me-dien und ihre Reaktion auf europäische Machtbestrebungen.
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Freitag, 11. Juni 2021 13:30 Uhr Eröffnung - Mark Häberlein (Bamberg): Begrüßung durch den Vorsitzenden der Gesellschaft für Überseegeschichte
- Jürgen G. Nagel (Hagen): Einführung in die Tagung
14:00 Uhr Sektion I: Expansion und Administration - Roman Loimeier (Göttingen): Tunesische Antworten auf den europäischen Kolonialismus
- Henning Sievert (Heidelberg): Italienischer Kolonialismus und osmanische Herrschaft in Libyen
- Michael Pesek (Berlin): Islam und Kolonialismus im östlichen Afrika 1883-1919
- Geert Castryck (Leipzig): „Maintenir l’Islam morcelé“. Islamfeindlichkeit und koloniale Stadtplanung in Bujumbura (Burundi)
- Felix Frey (Bern): Scharia im Habsburgerreich – Integration und Ablehnung, 1878-1914
18:30 Uhr Öffentlicher Abendvortrag / Key Lecture - Ada Pellert (Hagen): Grußwort der Rektorin der FernUniversität
- Rüdiger Lohlker (Wien): Historisches Erbe in modernen islamischen Medien
Samstag, 12. Juni 2021 09:00 Uhr Sektion II: Reaktion und Reform - Dietrich Reetz (Berlin): Islamische Reaktion auf die Kolonialherrschaft in Indien – zwischen Nationalismus, Sozialismus und Jihad
- Anja Pistor-Hatam (Kiel): Der „Angriff” der modernen Zivilisation auf Iran: Historiographie und Okzidentalitis als Reaktionen im 20. Jahrhundert
- Aslı Vatansever (Berlin): Wirtschaftliche Inkorporation, kulturelle Peripherisierung und Reform im Osmanischen Reich
- Alp Yenen (Leiden): Revolutionen und Revolten in den Grenz- erfahrungsräumen des Empire im Nahen Osten
- Felicitas Becker (Gent): Koloniale Vergangenheit und postkoloniale Probleme im Diskurs reformorientierter islamischer Prediger in Ostafrika
14:00 Uhr Podiumsdiskussion
Zur aktuellen Dekolonisationsdebatte –Wem gehört das Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten?
Moderation: Hans-Martin Hinz (Berlin)16:00 Uhr Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Überseegeschichte Sonntag, 13. Juni 2021 09:00 Uhr Sektion III: Wissen und Medien - Jürgen G. Nagel (Hagen): Paranoia und Regulierung – Wissensarchive und Islampolitik in Niederländisch-Indien
- Sabine Mangold-Will (Wuppertal): Zionistische Islamrezeption im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik
- Ulrich Brandenburg (Zürich): Bindeglied Asiens. Chinesischer Islam zwischen Orientalistik und imperialistischer Politik
- Markus Hedrich (Hamburg): „Ist Oxford auch ein Wüstenland?“ – Orientalismus und die Figur des Arabers in David Leans Lawrence of Arabia (1962)
13:00 Uhr Abschlussdiskussion
Flyer mit dem Programm (PDF 165 KB)