Präsenzveranstaltung

Landkarten als verkleinertes „Abbild“ der Erdoberfläche – die historische Bildkunde hat mit dieser Ansicht gründlich aufgeräumt. Propagandakarten, geopolitische Karten und „Volkstumskarten“ wurden in den letzten Jahren als gute Anlaufstelle zur Analyse von Weltdeutungen erkannt. Im Seminar wollen wir vor allem das kolonialgeschichtliche und globalhistorische Potenzial von Landkarten untersuchen, vor allem zwischen 1800 und 1950. Dabei stehen unter anderem folgende Kartentypen im Mittelpunkt:

-Karten der „Entdeckungsgeographie“: Wie wurde die koloniale „Erschließung“ im Kartenbild dargestellt? Welche suggestiven Bildelemente wurden als Kolonialagitation eingesetzt?

-„Volkstumskarten“: Ab dem frühen 19. Jahrhundert werden wir beobachten, wie das sogenannte „Auslandsdeutschtum“ im Laufe weniger Jahrzehnte einen festen Platz im deutschen Kartenbild bekam, bis hin ins Schulbuch.

Dabei soll auch ein imperienvergleichender Zugriff gewählt werden. Grundlage der Betrachtungen wird eine problemorientierte Einführung in die historische Bildkunde / visual history sein. Durch gemeinsame Quelleninterpretation wird auch die Gelegenheit geboten, quellenbasierte Themen für Hausarbeiten und Abschlussarbeiten zu formulieren. Im Rahmen des Seminars wollen wir die Kartenabteilung der Staatsbibliothek besuchen.

Literatur

Meyer, Philipp Julius: Kartographie und Weltanschauung. Visuelle Wissensproduktion im Verlag justus Perthes 1890-1945, Göttingen 2021.

Hansen, Jason D.: Mapping the Germans. Statistical Science, Cartography, and the Visualization of the German Nation, 1848-1914, Oxford 2015.

Haslinger, Peter/Vadim Oswalt (Hg.): Kampf der Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte, Marburg 2012. [besonders die Artikel von Herb, Schraut und Grindel, einsehbar unter dem folgenden Link; die dazugehörigen Karten allerdings nur in der Druckfassung] https://digital.herder-institut.de/publications/frontdoor/index/index/docId/129