Präsenzveranstaltung

Koloniale Abhängigkeiten und Asymmetrien, Machtphantasien der Kolonialherren, Gegenwelten des Exotismus und Rassismus – Kolonialismus als Thema und Denkweise hat die mediale Welt insbesondere seit dem 19. Jahrhundert maßgeblich geprägt. In den Blick der Geschichtswissenschaft kamen dabei vor allem Sammelbilder und Plakate, Postkarten und Karikaturen… die „bewegten Bilder“ wurden bislang aber kaum berücksichtigt.

Genau diesem audio-visuellen Ungleichgewicht wollen wir uns widmen. Die Veranstaltung ist als Dialog zwischen Medienwissenschaft und Geschichtswissenschaft angelegt. Der Werkzeugkasten der Filmanalyse soll anhand eines repräsentativen Querschnitts an fiktionalen und nichtfiktionalen Filmen erprobt werden, vom frühen kolonialistischen Dokumentarfilm der Weimarer Zeit über Carl Peters. Ein deutsches Schicksal (D 1941, mit Hans Albers) bis hin zum Science-Fiction-Kassenschlager Avatar – Aufbruch nach Pandora (USA 2009). Vor diesem Hintergrund wird die Kategorie „Kolonialfilm“ diskutiert. Analysebeispiele sollen zu eigenen Prüfungsleistungen und Forschungsthemen anregen.

Teil des Seminars ist eine Führung in Bibliothek und Textarchiv des DFF (Deutsches Filminstitut Filmmuseum). Die Sammlung, welche im Frankfurter Sitz der Deutschen Nationalbibliothek räumlich untergebracht ist, gehört zu den größten filmbezogenen Quellenbeständen Europas (u. a. zahlreiche Presseartikel, historische Zensurkarten, Filmprogramme und Drehbücher).

Erste Literaturhinweise

Wulff, Hans-Jürgen u. a. (Hg.), Lexikon der Filmbegriffe, Eintrag „Kolonialfilm“, https://filmlexikon.uni-kiel.de/doku.php/k:kolonialfilm-8642

Fuhrmann, Wolfgang: Zwischen kolonialer Wirklichkeit und kolonialer Legende. Die deutsche Kolonialherrschaft in Film und Fernsehproduktionen, in: Marianne Bechthaus-Gerst/Joachim Zeller (Hg.): Deutschland Postkolonial?, Berlin 2018, S. 454-472.

Nagl, Tobias: Die unheimliche Maschine. Rasse und Repräsentation im Weimarer Kino, München 2009.

Colonial Film: Moving Images of the British Empire, online unter: http://www.colonialfilm.org.uk/