Präsenzveranstaltung

Thema:
Seuchenliteratur von Boccaccio bis zur Gegenwart
Veranstaltungstyp:
Präsenzveranstaltung
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul 25303/L3; Modul 25304/L4; Modul 25306/L6; MA NdL: Modul 26301/MANDL 1; Modul 26302/MANDL 2; Modul 26303/MANDL 3; Modul 26304/MANDL 4; Modul 26305/MANDL 5; Modul 26306/MANDL 6; Modul 26307/MANDL 7; und alle Interessierten
Ort:
Nürnberg
Adresse:
Campus Nürnberg
Termin:
24.05.2024 bis
25.05.2024
Zeitraum:
Freitag, 16.00 Uhr - 20.00 Uhr
Samstag, 10:00 - 17.00 Uhr
(Änderungen vorbehalten)
Leitung:
Professor Dr. Uwe Steiner
Anmeldefrist:
03.05.2024
Auskunft erteilt:
Sekretariat , E-Mail: leyla.pektas , Telefon: +49 2331 987-4882

Menschen werden krank: das ist einerseits eine anthropologische Konstante. Andererseits tragen Krankheiten oft einen historischen und kulturrelativen Index. Wir werden nicht zu allen Zeiten auf die gleiche Weise krank, und wir sprechen und denken über Krankheiten auf historisch wechselnde Weisen. Zuletzt, in der Pandemie, haben wir erfahren, wie Seuchen soziale und kulturelle Zusammenhänge beeinflussen, gefährden und in Frage stellen. Wir haben auch erlebt, dass man sich nicht nur mit Viren und Bakterien, sondern auch mit Stimmungen, Meinungen und Befürchtungen anstecken kann.

Krankheiten wollen verstanden werden. Insbesondere rätselhafte Leiden, Seuchen und Symptome fordern Deutungen ein, die kulturell variieren können. An ihnen hat Literatur seit je mitgewirkt. Von Thukydides und Lukrez über Boccaccio, Defoe, Poe, Stifter, Raabe, Heine zu Thomas Mann, Camus, Philip Roth u.v.a. erstreckt sich ein weites Spektrum der Seuchenliteratur bis hin zu aktuellen Thematisierungen der Covid-Pandemie. Aus ihm wollen wir einige besonders markante Texte auswählen und diskutieren, indem wir sie in kulturgeschichtliche und aktuelle Kontexte rücken.

Darunter sind voraussichtlich die folgenden Primärtexte:

  • Thukydides: Der Peloponnesische Krieg (5. Jh. v. C.)
  • Giovanni Boccaccio: Das Dekameron (1353)
  • Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne (Erzählung, 1842)
  • Adalbert Stifter: Die Pechbrenner (Erzählung, 1848)
  • Wilhelm Raabe: Unruhige Gäste. Ein Roman aus dem Säkulum (1885)
  • Christoph Peters: Der Sandkasten (Roman, 2022)
  • Michael Kleeberg: Dämmerung (Roman, 2023; Auszüge)

Literatur

Olaf Briese: Angst in Zeiten der Cholera. 4 Bde, Berlin 2003.

René Girard: Die Pest in Literatur und Mythos, in ders.: Die verkannte Stimme des Realen. Eine Theorie archaischer und moderner Mythen, München Wien 2002, S. 152-179.

Mark Honigbaum: Das Jahrhundert der Pandemien. Eine Geschichte der Ansteckung von der Spanischen Grippe bis Covid-19, München 2022.

Eva Horn: Zukunft als Katastrophe, Frankfurt/M. 2014.

Martin v. Koppenfels: Immune Erzähler. Flaubert und die Affektpolitik des modernen Romans, Paderborn u. München 2007.

Manfred Vasold: Grippe, Pest und Cholera. Eine Geschichte der Seuchen in Europa, Stuttgart 2015.

Ruth Mayer/Brigitte Weingart (Hg.): Virus! Mutationen einer Metapher, Bielefeld 2004.

Mirjam Schaub/Nicola Suthor (Hg.): Ansteckung. Zur Körperlichkeit eines ästhetischen Prinzips, München 2005.

Philipp Sarasin: Infizierte Körper, kontaminierte Sprachen. Metaphern als Gegenstand der Wissenschaftsgeschichte, in ders.: Geschichtswissenschaft und Diskursanalyse, Frankfurt a. M. 2003, S. 191-230.

Leyla Pektas | 10.05.2024