Präsenzveranstaltung

Thema:
Böse Bücher
Zielgruppe:
alle Interessierten
Ort:
Hamburg
Adresse:
Campus Hamburg
Termin:
29.11.2024 bis
30.11.2024
Zeitraum:
Freitag, 29.11.2024
Samstag, 30.11.2024
Leitung:
Professor Dr. Uwe Steiner
Dr. Wim Peeters
Anmeldefrist:
10.11.2024

Was macht ein Buch böse? Als die Kirchen noch Einfluss auf die Bücherregale hatten, waren damit Werke gemeint, die auf dem sogenannten ‚Index‘ standen, die Liste der verbotenen Bücher, weil sie als ketzerisch, sittenwidrig, Konfusion schaffend und dadurch gefährlich galten. Heute gibt es diesen institutionellen Giftschrank nicht mehr, doch die Diskussion um verstörende Literatur lebt in Form der ‚Cancel Culture‘-Debatte weiter. Bücher, die zu tief in menschliche Abgründe blicken lassen oder als moralisch fragwürdig gelten, werden nach wie vor aus Bibliotheken oder privaten Haushalten entfernt. In solchen Fällen wird das Ästhetische einem moralischen Urteil untergeordnet.

Im Seminar lesen wir ohne ‚Trigger Warning‘ (!) einige Texte, die aus unterschiedlichen Gründen als verwerflich gelten. Die Diskussion soll uns nicht nur zum Nachdenken über die Beschaffenheit der Bücher anregen, sondern auch dazu herausfordern, unsere eigenen Grenzen im Umgang mit Literatur zu hinterfragen. Handelt es sich um Texte, die dadurch, dass sie auf irritierender Weise inkohärent sind, zu einen besonders starken Widerstreit der Lektüren führen? (Krajewski/Maye 2019)

Darüber hinaus fragen wir auch danach, welche Funktion unbequeme Literatur in unserer Gesellschaft hat: Ist sie eine paradoxe moralische Verbesserungsanstalt oder brauchen wir vielmehr nutzlose Kunst? Fran Lebowitz, US-amerikanische Schriftstellerin, Humoristin und Gesellschaftskritikerin, sagt in „Public Speaking“ sinngemäß dazu: Nur ein großartiges Publikum ermöglicht großartige Kunst, indem es den Künstlern die Freiheit lässt, Schockierendes, Verantwortungsloses, Komplexes oder Schräges zu schaffen. Sind solche risikobehaftete Bücher also immer noch notwendig, gerade in Krisenzeiten – oder können wir darauf verzichten?

Seminarlektüre:
  • Peter Handke: Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1996.
  • Michel Houellebecq: Unterwerfung [Soumission]. Roman. Aus dem Französischen von Norma Cassau und Bernd Wilczek, Köln: DuMont Buchverlag 2015.
  • Monika Maron: Artur Lanz. Roman. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 2020.
  • Michael Rutschky: Gegen Ende. Tagebuchaufzeichnungen 1996-2009. Zusammengestellt von Michael Rutschky und Kurt Scheel, Berlin: Berenberg Verlag 2019.
  • Anke Stelling: Bodentiefe Fenster. Roman. Berlin: Verbrecher Verlag 2015.

Empfohlen:

Markus Krajewski und Harun Maye (Hg.): Böse Bücher. Inkohärente Texte von der Renaissance bis zur Gegenwart. Berlin: Verlag Klaus Wagenbach 2019.

-> Weitere Informationen zum Ablauf folgen.

Leyla Pektas | 14.11.2024