Präsenzveranstaltung

Thema:
Melancholie
Zielgruppe:
alle Interessierten
Ort:
Hagen
Adresse:
Campus Hagen
Raum F009 im Erdgeschoss des Informatikzentrums (Gebäude 3)
Termin:
12.09.2025 bis
14.09.2025
Zeitraum:
12.09.2025, 16:00 Uhr bis 14.09.2025, 12:00 Uhr
Leitung:
Prof. Dr. Kurt Röttgers
Professor Dr. Peter Risthaus
Anmeldefrist:
02.09.2025
Anmeldung:
Bitte melden Sie sich über die Online-Anmeldemaske an.

Das Seminar zu Melancholie als psychisches und ästhetisches Phänomen wird übergreifend in der Philosophie und den Literaturwissenschaften angeboten. Es sollen sowohl philosophische als auch literarische Texte, zudem Bilder (Dürer, Casper David Friedrich) und ein Film von Lars von Trier besprochen und diskutiert werden. Zugleich wird ein Überblick über die Geschichte der Thematisierung der Melancholie erarbeitet, die wahrlich lang und bedeutend ist: Für die Antike ist der Ausgang die Humoralpathologie (Corpus Hippocraticum) mit der Herkunft des Wortes melaina chole, d.h. der so genannten schwarzen Galle. Nach der Hippokratischen Lehre, vermittelt durch Galen, ist ein gesunder Organismus durch ein Gleichgewicht der vier Körpersäfte bestimmt: eukrasia. Überwiegt dagegen die "schwarze Galle", so wird der Organismus die Krankheitsanzeichen der Melancholie hervorrufen. - Dieser "medizinischen" Theorie steht entgegen die Lehre, dass ausgezeichnete Charaktere melancholisch seien: so in der pseudoaristotelischen Schrift "Problemata", wahrscheinlich von Theophrast. Dem wiederum steht zur Seite die Lehre der Stoa, dass Melancholie besser nicht sein solle und möglichst zu vermeiden sei.

Im Mittelalter wirkte die arabische Astrologie dahin gehend, dass Melancholie durch den Saturn hervorgerufen werde, also ein unabänderliches Fatum ist. Dem stand im Hochmittelalter die Theorie entgegen, dass Melancholie, meist in dem Begriff der acedia, eine Sünde sei, weil der traurige Melancholiker an der Vortrefflichkeit der göttlichen Schöpfung zweifelt. Zu erwähnen ist aber auch die Melancholie als "Mönchskrankeit", weil die Mönche in Einsamkeit zuviel grübeln und sich in Traurigkeit verlören. Und schließlich gehört auch zum Mittelalter die These, dass es der Teufel mir seiner schwarzen Seele sei, der die menschlichen Seelen eintrübt und beschwert.

Die Renaissance wiederum entdeckt das Individuum, so dass nun Menschen auftreten, die sich selbst als Melancholiker bezeichnen, teils indem sie damit sich als Leidende darstellen, teils auch indem sie ihre Melancholie als ein Merkmal ihrer besonderen Genialität herausstreichen. Ein erster Höhepunkt des Seminars wird die Besprechung von Robert Burtons Schrift "Die Anatomie der Melancholie" sein, weil hier Melancholie erstmals als eine Text-Eigenschaft behandelt wird. Im 18. Jahrhundert streiten Aufklärer (Psychopathologie) und Empfindsame dann darum, wie man es denn mit der Melancholie halte. Ein zu studierender Mustertext in dieser Hinsicht ist Goethes „Werther“ (1774), der bekanntlich kein gutes Ende nimmt. In der Moderne gewinnt dann einerseits der psychiatrische Diskurs andererseits die Psychoanalyse die Deutungshoheit über die Melancholie, die jedoch zunehmend als Depression pathologisiert wird. Um diesen Übergang zu reflektieren, lesen wir eine Anekdote, die Walter Benjamin wiedererzählt hat, der einen spezifisch modernen melancholischen Blick erfindet.


Die im Seminar zu diskutierenden Texte werden weitgehend in einem Moodle-Kurs zur Verfügung stehen (u.a. Aristoteles, Seneca, Thomas v. Aquin, Burton, Goethe, Kleist, Benjamin)

Goethes „Werther“ ist gut kommentiert bei Reclam in der Reihe Text und Kontext zu erwerben (5.80€).

Online-Anmeldung

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Ich melde mich für: Präsenzveranstaltung Melancholie (12.09.2025 bis 14.09.2025 in Hagen) verbindlich an.

Kontaktinformationen
Frau Herr ohne
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Webredaktion | 16.04.2025