Kolloquium

Der französische Philosoph und Erfinder der Dekonstruktion Jacques Derrida sprach häufig von einem Buch, dass er zu schreiben versuche: Es sollte sich mit der (männlichen) „Beschneidung“ (Zirkumzision) auseinandersetzen, blutiges Zeichen (?) des Bundes mit Gott und seinem auserwählten Volk. Zu diesem Buch ist es nie gekommen und erst zukünftige Editionen werden zeigen, was davon im Nachlass vorhanden ist. Dennoch gibt es einen autobiographischen Text, der uns indirekt Auskunft über dieses Projekt gibt. Er trägt den Titel „Zirkumfession“ (Circonfession) und wandelt als Fußnote durch ein ‚Buch‘, dass Derrida mit Geoffrey Bennington verfasst hat und als eine Art Einführung und Datenbank zu seinem Werk (mitgelesen) werden kann. Unser Kolloquium befasst sich im Hin- und Herlesen speziell mit jenen Beziehungen, die Derridas Text zu Augustinus (und auch zu Rousseau) unterhält. Es stellt die Frage danach, wie er sich zur Geschichte des Autobiographischen verhält und welche Dekonstruktion der Autobiographie dort stattfindet. Das Kolloquium macht den Auftakt zu einer Reihe verschiedener Veranstaltungen, die ich in den kommenden Semestern dem noch zu wenig untersuchten Verhältnis zwischen Autobiographie und Philosophie widmen werde.

Literatur:

• Geoffrey Bennington: Jacques Derrida, ein Portrait. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001 (stw).
  Wohnungsfragen (zus. m. Wim Peeters).
• Augustinus: Confessiones / Bekenntnisse. Lateinisch / Deutsch. Stuttgart: Reclam 2009.

Zur Einführung:

• Martina Wagner-Egelhaaf: Stuttgart / Weimar: Metzler 2000.

Film-Portraits:

• https://www.youtube.com/watch?v=JMQDUrQ6ctM&t=656s
  (D’Ailleurs Derrida)
• https://www.youtube.com/watch?v=dFdpyLLuexg&t=171s
  (Derrida)