Präsenzveranstaltung

Thema:
Chantal Akerman: Jeanne Dielman, 23 quai du Commerce, 1080 Bruxelles (Belgien 1975) – „The greatest film of all times“
Veranstaltungstyp:
Präsenzveranstaltung
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul 25302/L2; MA NdL: Modul 26301/MANDL 1; Modul 26305/MANDL 5; und alle Interessierten
Ort:
Campus Frankfurt
Adresse:
Campus Frankfurt/Main
Termin:
16.06.2023 bis
17.06.2023
Zeitraum:
Freitag, 16.06.2023, 14:00 bis 22:00 Uhr und
Samstag 17.06.2023, 9:00 bis 17:00 Uhr

Vorbesprechung (online): Montag 8. Mai 2023, 17.00 bis 17.45 Uhr
Leitung:
Professor Dr. Michael Niehaus
Anmeldefrist:
04.05.2023
Auskunft erteilt:
Prof. Dr. Niehaus , E-Mail: michael.niehaus

Chantal Akerman: Jeanne Dielman, 23 quai du Commerce, 1080 Bruxelles (Belgien 1975) – „The greatest film of all times“

Im Alter von 24 Jahren dreht eine junge Belgierin namens Chantal Akerman einen Film mit dem Titel Jeanne Dielman, 23 quai du Commerce, 1080 Bruxelles. Es ist ihr zweiter Film, und der erste, für den sie Fördergelder in Höhe von 120.000 Dollar bekommen hat. Im Jahr darauf wird der Film in Cannes bei der parallel zum Filmfestival veranstalteten La Quinzaine des Réalisateurs vorgeführt. Er ist knapp dreieinhalb Stunden lang und zeigt drei Tage im Leben einer Frau Mitte vierzig, die mit ihrem Sohn unter besagter Adresse lebt, bei ihren täglichen Verrichtungen. 47 Jahre später wird der Film bei der alle zehn Jahre stattfindenden Umfrage von der internationalen Filmkritik der Zeitschrift Sight and Sound auf Platz 1 der besten Filme aller Zeiten gewählt (bei der parallel stattfindenden Umfrage unter Regisseuren landet er auf Platz 4). Er löst damit die Filme Fahrraddiebe (Vittorio de Sica, 1948), Citizen Kane (Orson Welles, 1941) und Vertigo (Alfred Hitchcock, 1958) ab.

Es haben nur recht wenige diesen Film gesehen. Aber jede und jeder, die oder der dazu in der Lage ist, sollte ihn gesehen haben. Das Seminar bietet die Gelegenheit dazu. Den Worten eines Amazon-Rezensenten ist vorbehaltlos zuzustimmen: „If you sit through all 3 hours and follow it closely, you'll never forget this film, even if you think you don't like it.“ Die Frage ist, ob wir uns der Erfahrung eines anderen Kinos aussetzen wollen. Laura Mulvey, die Ikone der feministischen Filmtheorie (deren epochaler Aufsatz Visual Pleasure and Narrative Cinema ebenfalls 1975 erschien), schrieb im Dezember 2022 zu der Wahl: „For the first time in 70 years the Sight and Sound poll has been topped by a film directed by a woman – and one that takes a consciously, radically feminist approach to cinema. Things will never be the same.“ Die feministische Perspektive hängt aber mit verschiedenen anderen Aspekten zusammen, die ebenfalls im Seminar erarbeitet werden sollen. Sie reichen von der Repräsentation von Care-Arbeit über die Darstellung von Alltag bis hin zu Theorien des Blicks. Ebenso gilt es, sich Kontexte zu erschließen, wie etwa die Produktionsbedingungen von Filmen oder die Einordnung dieses Films in das Gesamtwerk von Chantal Akerman. Und schließlich sollen auch theoretische Fragen diskutiert werden: Was für Kriterien der Wertung spielen in solchen Rankings eine Rolle? Inwiefern kann überhaupt von Filmkunst sprechen?

In der Vorbesprechung (Online) werden Arbeitsaufgaben an die Teilnehmenden verteilt. In der Präsenz-Sitzung am Freitag werden im ersten Block Ergebnisse der Arbeitsaufgaben präsentiert und diskutiert. Ab 18 Uhr wird der Film gezeigt (bitte Proviant mitbringen!). Am Samstag wird im zweiten Block über den Film gesprochen, gefolgt von weiteren Präsentationen und einer Schlussdiskussion.