Präsenzveranstaltung

Kein weiteres historisches Phänomen erscheint so attraktiv in der gegenwärtigen Populärkultur wie die Hexenverfolgungen in der Frühen Neuzeit in einzelnen Ländern Europas. An ihnen wurden aber auch wissenschaftlich religiöse und frühstaatliche Strukturen und Machtmechanismen jener Epoche analysiert. Vor allem aber zieht dieses – geradezu typisch „mittelalterliche“ – Thema wegen der Unfassbarkeit der Hexenverfolgung an, die modernen europäischen Weltvorstellungen (trotz moderner Hexenbewegungen) zuwider läuft. Zugleich scheint dieses Phänomen spätere Massenverbrechen der Staaten vorzubereiten. Mit Hexen wird aber nicht allein eine historische Rekonstruktion der Hexenprozesse vorgenommen, werden sie doch an der Schnittstelle von Geschichte und kollektiven Imaginationen zum Aushandlungsmedium weiblicher Subjektivität, Reflexion der Wissenschaftsstrukturen und der Religion, zum Bestandteil europäischer Erinnerungskultur, aber auch zur Figur des (weiblichen, queeren) Empowerment. Diesem kulturellen Phänomen möchten wir uns in diesem interdisziplinären Seminar aus der historischen, literatur- und filmwissenschaftlichen Perspektive annähern. Untersucht werden u.a. historische Texte wie den Hexenhammer, wissenschaftliche Studien der Gegenwart (z.B. von Silvia Federici), einzelne literarische Werke und Filme, die diskursiv zur Aktualität der Hexe beitragen, aber auch selbst Deutungen der Hexenverfolgung anbieten.

Zur Einführung:

Sönke Lorenz / H. C. Erik Midelfort, Hexen und Hexenprozesse. Ein historischer Überblick, https://langzeitarchivierung.bib-bvb.de/wayback/20190716081447/https://www.historicum.net/themen/hexenforschung/einfuehrung/ (zuletzt geändert 04.04.2006; zuletzt abgerufen 26. 1. 2023)