Kolloquium

Wo Buchstaben töten, macht der Geist lebendig: Auch wenn Hermeneutik etymologisch vermutlich nichts mit Hermes zu tun hat, ist sie als Theorie der Geisteswissenschaften auch ein Trickster, wie der Übertragungsgott. Ihr gelingt es Leser glauben zu machen, dass ‚alle Großen zuletzt dasselbe sagen‘. Es kann nur einen Sinn für all jene vielen Buchstaben geben, die es auszulegen und zu verstehen gilt. Überhaupt ist es das Verstehen, das die Existenz auszeichnet und der Geistes- gegenüber der Naturwissenschaft ihre Spezifität und ihr Existenzrecht verleihen soll. Aber die Lage hat sich radikal verändert: Die Geistes- heißen jetzt Kultur- und Medienwissenschaft, oder schlicht Humanities und der Geist zerfällt in viele Gespenster. Dieter Mersch hat gar das Zeitalter der Posthermeneutik ausgerufen. Wir fragen im Kolloquium danach, was es überhaupt mit dem Unterschied zwischen Sinn und Buchstabe auf sich hat und welches Potential noch in jener Hermeneutik steckt, die einmal Wahrheit versprochen hat, wo andere strikte Methoden fordern. In einer Abschlussveranstaltung wollen wir mit Thomas Bedorf diskutieren, ob auch Maschinen hermeneutisch denken können.

Wir lesen Texte von Johann Peter Hebel, Johann Martin Chladenius, Friedrich Schleiermacher, Wilhelm Dilthey, Martin Heidegger, Hans Georg Gadamer, Jochen Hörisch, Paul Ricour, Werner Hamacher und Thomas Bedorf, die in der Dropbox zur Verfügung gestellt werden.

Der Zoom-Link wird per Mail bekannt gegeben.