ONLINE-Seminar

Ein wesentlicher Faktor für eine Globalgeschichte oder eine Geschichte der Globalisierung besteht in der Geschichte der Weltwirtschaft. Wirtschaftliche Dynamiken spielten stets eine Schlüsselrolle in der Verflechtung der Welt. Um diese komplexen Prozesse konzeptionell in den Griff zu bekommen, sie zu verstehen und sowohl praktische Handlungsanleitungen als auch wissenschaftliche Forschungsansätze zu entwickeln, ist über die Jahrhunderte hinweg ein breites Theorieangebot entstanden. Diesem will sich dieses Online-Seminar vor dem Hintergrund der weltweiten Wirtschaftsentwicklung und den damit zusammenhängenden Verflechtungsprozessen widmen. Dabei kommt sowohl das ökonomische Denken in den verschiedenen Epochen der Neuzeit zur Sprache wie die jüngeren ökonomischen Theorien zur Erfassung globaler Wirtschaftszusammenhänge aus allen beteiligten Wissenschaften. Besonderes Interesse gilt dabei natürlich den spezifisch historischen Herangehensweisen, die jedoch gerade in der Teildisziplin der Wirtschaftsgeschichte stets in engem Zusammenhang mit allgemeinen ökonomischen Theorien stehen. Ziel des Seminars ist eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Theorieangebot, aber auch die Diskussion ihres Nutzung für historische Perspektiven. Letztendlich geht es um die Inwertsetzung für das eigene Studium und die eigene Forschung.

Das Seminar wird an fünf Abenden stattfinden und setzt ganz auf die Vorbereitung der Teilnehmer*innen. Nach einer ersten einleitenden Sitzung zu allgemeinen Fragen des Theoriebezugs der Geschichtswissenschaft und der Entwicklung einer Weltwirtschaft widmen sich die folgenden drei Sitzungen den Denkschulen der Vormoderne und Industrialisierung (z.B. Merkantilismus, Klassik, Marxismus oder Historische Schule der Nationalökonomie), den „Klassikern“ der Weltwirtschaftstheorie (z.B. Modernisierungstheorie, Weltsystemtheorie oder Institutionenökonomie) sowie neueren Ansätzen aus Geschichte und Nachbardisziplinen (z.B. Spieltheorie, Kulturgeschichte des Ökonomischen oder feminstischer Theorie). In der abschließenden Sitzung kommen schließlich ausgewählte wirtschaftshistorische Publikationen sowie die Möglichkeiten der Anwendung theoretischer Modelle in der historischen Forschung zur Sprache. Im Vorfeld des Seminars werden über eine Moodle-Plattform Zuständigkeiten für Kurzreferate verteilt und Arbeitsgruppen gebildet, damit ein möglichst breites Spektrum abgedeckt werden kann. Hinzu kommen ausgewählte Schlüsseltexte. Die Sitzungen werden über die Konferenzsoftware ZOOM abgewickelt; der entsprechende Link wird rechtzeitig bereitgestellt.

Literaturhinweise

Bairoch, Paul: Economics and World History. Myths and Paradoxes, Chicago: University of Chicago Press, 1999.

Hesse, Jan-Otmar/Teupe, Sebastian: Wirtschaftsgeschichte. Entstehung und Wandel der modernen Wirtschaft, 2., aktualisierte und erweiterte Auflage, Frankfurt/Main: Campus, 2013.

Kolb, Gerhard: Geschichte der Volkswirtschaftslehre. Dogmenhistorische Positionen des ökonomischen Denkens, München: Vahlen, 1997.

Lenger, Friedrich: Der Preis der Welt. Eine Globalgeschichte des Kapitalismus, München: C. H. Beck, 2023.

Rössner, Philipp Robinson: Wirtschaftsgeschichte neu denken. Mit einer Darstellung der Ursprünge moderner ökonomischer Theorien, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2017. [pdf]

Söllner, Fritz: Die Geschichte des ökonomischen Denkens, 4., korrigierte Auflage, Berlin: Springer Gabler, 2015.

Walter, Rolf: Geschichte der Weltwirtschaft. Eine Einführung, Köln: Böhlau, 2006.

Wullweber, Joscha/Graf, Antonia/Behrens, Maria (Hg.): Theorien der Internationalen Politischen Ökonomie, Wiesbaden: Springer VS, 2013.