ONLINE-SEMINAR
- Thema:
- Pilger unter Beobachtung - die muslimische Hadsch im Fokus kolonialer Mächte
A U S G E B U C H T !
Anmeldung nur noch auf Warteliste!
- teilnahmebegrenzt - - Veranstaltungstyp:
- ONLINE-Seminar
- Zielgruppe:
- MA EuMo: Modul 6G; offen für alle Geschichtsstudierenden
- Ort:
- Online über Zoom
- Termin:
- 09.04.2021
bis
23.04.2021 - Zeitraum:
- Freitag, 09.04.2021
Mittwoch, 14.04.2021
Freitag, 16.04.2021
Dienstag, 20.04.2021
Freitag, 23.04.2021
jeweils 18.00 bis 21.00 Uhr - Leitung:
-
Prof. Dr. Jürgen G. Nagel
Pascal Hirschberg B.A. - Anmeldefrist:
- 07.02.2021
- Anmeldung:
- ONLINE-Anmeldung s. unten
- Auskunft erteilt:
-
Prof. Dr. Jürgen G. Nagel
, E-Mail:
juergen.nagel
, Telefon: +49 2331 987 - 2114
Karin Gockel , E-Mail: karin.gockel , Telefon: +49 2331 987 - 2122
Der Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka, ist eine der fünf Säulen des Islams. Jede*r Muslim*in ist gehalten, einmal im Leben die Reise in die Geburtsstadt des Propheten und zu ihrem zentralen Heiligtum, der Ka’aba, anzutreten, wenn es Gesundheit und Vermögen zulassen. Aus (global-)historischer Sicht kommt dem Hadsch eine besondere Rolle zu. Verbleiben die übrigen Säulen (Glaubensbekenntnis, Gebetspflicht, Fastenmonat, wohltätige Stiftungen) eher im privaten Bereich oder im unmittelbaren Umfeld der Gläubigen, stellt die Pilgerfahrt nach Mekka, die große Menschenzahlen über teilweise weite Strecken bewegt, ein einzigartiges Mobilitäts- und Netzwerkphänomen dar. Die Pilgerwege verbinden Muslime der unterschiedlichsten Weltgegenden miteinander, ermöglichen persönliche Kontakte und den Transfer von Nachrichten oder neuen Ideen bis hin zu ganzen Ideologien, sie können letztendlich sogar übergeordnete Machtstrukturen unterlaufen.
In der zweiten Hälfte des 19. und der ersten des 20. Jahrhunderts lebte die Mehrheit der Muslim*innen unter der Herrschaft westlicher Imperial- und Kolonialmächte. Diese standen vielen Erscheinungsformen des Islams misstrauisch gegenüber, waren ihnen die meisten doch fremd und schnell mit dem Verdacht der Subversion verbunden. Ein Phänomen wie der Hadsch, das aufgrund seines globalen Charakters für eine singuläre Kolonialadministration oder auch ein einzelnes Kolonialreich schier unkontrollierbar erscheinen musste, sorgte daher für ein ganz besonderes Unsicherheitsgefühl. Daraus entstand ein großes Bedürfnis an Informationsbeschaffung und Steuerungsmöglichkeiten, zumal auch ganz reale Gefährdungen für die Kolonien von ihm ausgingen, sei es die Übertragung von Krankheitserregern oder der Import radikaler anti-imperialer Ideologien. Dieses schwierige Verhältnis will das Online-Seminar an fünf Abenden im April 2021 näher beleuchten.
Die erste Sitzung bietet eine grundlegende Einführung in das Verhältnis zwischen Kolonialmächten und muslimischen Gesellschaften. Im Mittelpunkt stehen dabei die Kolonialreiche Großbritanniens, Frankreichs und der Niederlande.
Die zweite Sitzung richtet ihren Blick auf die historische Entwicklung der Pilgerfahrt nach Mekka und die Entwicklung des europäischen Wissens über den Hadsch. Dabei kommt besonders die Tatsache zum Tragen, dass die Hochphase des Kolonialismus in muslimisch geprägten Regionen mit der Etablierung der Islamwissenschaft als westliche Universitätsdisziplin einherging.
Die dritte Sitzung beschäftigt sich mit dem unmittelbaren Kontakt von Europäern mit dem Zentrum der islamischen Welt in Mekka. Deren Betreten ist bis heute für Nicht-Muslim*innen strikt verboten, dennoch haben im 19. und 20. Jahrhundert einige risikobereite Europäer, teils aus Abenteuerdrang, teils aus wissenschaftlichem Interesse, ihren Weg nach Mekka gefunden und darüber berichtet.
Die vierte Sitzung untersucht die politische Kontrolle, welche die Kolonialmächte in ihrem Herrschaftsbereich über die Pilger und die Organisation des Hadsch zu erlangen versuchten, die zugehörigen Maßnahmen sowie die Reaktion seitens der muslimischen Gemeinschaften.
Die fünfte Sitzung widmet sich schließlich einem sehr spezifischen, dennoch für den Gesamtzusammenhang bedeutsamen Themenbereich: die medizinische Kontrolle des Hadsch. Als Netzwerkphänomen konnte dieser auch zum Übertragungsweg von Infektionskrankheiten werden und sorgte damit sowohl für – teilweise irrationale – Befürchtungen wie für willkommene Legitimation von Zwangsmaßnahmen. In dieser Sitzung endet die Veranstaltung mit einer Abschlussdiskussion, welche die Bedeutung des kolonialen Zeitalters für die Entwicklung des Hadsch ebenso wie die Nachwirkungen auf die heutige Situation nicht außer Acht lassen soll.
Zum Konzept des Online-Seminars gehört die inhaltliche Beteiligung aller angemeldeten Studierenden in Form von Kurzreferaten, unterstützt von PowerPoint-Präsentationen. Die Themen werden nach Anmeldeschluss vergeben; die entsprechenden Präsentationen sind eine Woche vor dem Referatstermin einzureichen. Darüber hinaus steht die Auseinandersetzung mit Quellen zu den angesprochenen Themenbereichen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Um eine gleichmäßige Beteiligung aller herstellen zu können, ist das Seminar auf 15 Teilnehmer*innen beschränkt.
Literaturhinweise
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