DIGITALE W/ENDEN. DIS/KONTINUITÄTEN DIGITALER KULTUR
Veranstalter: Robert Schulz, M.A. und Dr. Dennis Möbus
Dortmunder U, Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund; 27. - 28.11. 2025

Wird dem Wort ‚ENDE‘ ein unscheinbares ‚W‘ vorangestellt, kehrt sich die Bedeutung zwar nicht in ihr Gegenteil, jedoch ändert sich die Dynamik der Denkfigur drastisch: Die starre Abgeschlossenheit des ENDES verliert ihre Substanz, stattdessen offenbart sich die Prozessualität der WENDE, die einer vermeintlichen Finalität Zukunftshorizonte entgegensetzt. Mit einem ebensolchen Eingriff wird ein Spannungsverhältnis eröffnet, in das die Jahrestagung des FSP digitale_kultur DIGITALE W/ENDEN. DIS/KONTINUITÄTEN DIGITALER KULTUR interveniert.
Die Digitalisierung der Lebenswelt hat eine Dynamik von Enden, Wenden, Kontinuitäten und Diskontinuitäten entfacht. Der Computer hat die Zukunft nachhause geholt, das Internet die ganze Welt, die E-Mail auch die Arbeit. Dahinter stehen Technologien, Begehren und Verheißungen, die sich seit den 1980er Jahren mit einem exponentiellen Wachstum entwickeln und immer wieder Anpassung an neue Standards verlangen, bisher gültige Standards obsolet werden lassen: Der Computer hat die Schreibmaschine abgelöst, die CD die Floppy, die Cloud den USB-Stick.
Schienen die oft weniger als 100 Jahre entfernten Zukunftsentwürfe früher Science-Fiction-Werke zu ihrer Entstehungszeit noch unvorstellbar, werden angesichts jüngster Trends in KI, Robotik und Raumfahrt fiktive Szenarien zunehmend realistischer – oder gar (virtuelle) Realität. Die Herausforderungen dieser Entwicklungen und Dynamiken sollen entlang verschiedener Spannungsverhältnisse thematisiert werden.
Die Tagung findet in Kooperation mit dem Fachbereich Digitale Kultur im Dortmunder U statt, um dem umwälzenden Potential nachzuspüren, das sich im Digitalen verbirgt. Ausgehend von dem künstlerischen, experimentellen und musealen Rahmen des Dortmunder U eröffnen sich Fragen sowohl nach räumlichen Bezügen des Digitalen sowie kuratorische Fragen des ‚Beleuchtens‘ und damit auch ‚In-Erscheinung-bringens‘. Die Projekte page21, das Digitale Koproduktionslabor und das Fulldome-Kino im Dortmunder U arbeiten gemeinsam mit Künstler*innen an neuen Schnittstellen von Kunst, Kultur, Storytelling und technologischer Innovation.
Dabei wissen wir natürlich nicht, welche W/ENDEN sich abzeichnen werden – doch können künstlerische Projekte Räume des Möglichen schaffen, neue Perspektiven bieten, Realitäten de- und neukonstruieren.
Neben der Kooperation mit dem Dortmunder U wird beiden Forschungsgruppen des Forschungsschwerpunkts digitale_kultur Rechnung getragen, indem die FG Digitalisierung – Verkörperung – Subjektivierung und die FG digital humanities: Forschen im digitalen Raum mit ihrem je spezifischen Vokabular auf DIGITALE W/ENDEN antworten und so nicht nur in einen interdisziplinären Dialog treten, sondern selbst mit ihren jeweiligen Perspektivierungen Wendungen vollziehen. Somit stellt die Abschlusstagung des FSP digitale_kultur nicht nur ein ENDE einer Phase dar, sondern schafft durch diesen experimentellen Ansatz auch eine Möglichkeit, dem ENDE ein ‚W‘ voranzustellen, um so die Weichen für die Zukunft zu stellen.