Wissenschaftlicher Vortrag
- Titel:
- Zukunftsgerichtete Effizienzbewertung mittels der Data Envelopment Analysis
- AutorInnen:
- Serejenkov, M.
- Kategorie:
- Wissenschaftliche Vorträge
- Vortrag anlässlich der Disputation am 24. Februar 2015.
- Abstract:
Jedes Wirtschaftssubjekt ist aufgrund des Konkurrenzdruckes und anderer externer Faktoren gezwungen, verschwendungsfrei zu handeln. Wenn keine Ressourcen verschwendet werden, so handelt das Subjekt effizient; ist eine Verschwendung der Ressourcen vorhanden, so handelt das Subjekt ineffizient. Beim Vorliegen eines (in-)effizienten Wirtschaftssubjektes, ist es von entscheidender Bedeutung, den (In-)Effizienzgrad zu messen sowie die vorhandenen Verbesserungspotenziale aufzuzeigen. Eine Möglichkeit hierzu ist die von Charnes, Cooper und Rhodes 1978 entwickelte Data Envelopment Analyse (DEA).
In der Betriebswirtschaftslehre stellt die DEA ein Instrument zur Messung der relativen Effizienz von Wirtschaftseinheiten dar; diese werden in der DEA-Terminologie als „Decision Making Units“ (DMU) bezeichnet. Dabei werden für jede Wirtschaftseinheit durch Lösung einer Optimierungsaufgabe Gewichte für die Input- und Outputdaten bestimmt, woraus sich dann die Effizienz für jede DMU berechnet.
Weiterentwicklungen des ursprünglichen DEA-Modells berücksichtigen eine zeitliche Komponente. Die Veränderungen der relativen Effizienz einer DMU in der Vergangenheit lassen sich beispielsweise mittels des 1953 von Malmquist entwickelten und 1982 von Caves, Christensen und Diewert in die Produktivitätstheorie übertragenen Malmquist-Index darstellen und analysieren. Eine weitergehende vertieftende Betrachtung des zeitlichen Aspektes mithilfe von dynamischen und stochastischen DEA-Modellen wurde von Sengupta in mehreren Publikationen 1992-2000 vorgenommen.
In einem parallelen Forschungszweig erweiterte man die ursprünglichen DEA-Modelle um die Möglichkeit der Betrachtung von Intervallwerten für die relative Effizienz. Beispielsweise betrachtete Kao 2005 die obere und untere Schranke des Effizienzwertes einer DMU. Diese Vorgehensweise kann als worst- bzw. best-case für die betrachtete DMU interpretiert werden.
An dieser Stelle setzt dieses Dissertationsprojekt an: Durch die Kombination des zeitlichen Aspektes mit der Vorgehensweise von Kao werden die zukunftsgerichteten szenario-basierten Effizienzbetrachtungen ermöglicht. Dabei liegt der Fokus der Untersuchung auf inputorientierten DEA-Modellen.
These 1: Die statischen DEA-Modelle sind insbesondere für die Bestimmung der Handlungsanweisungen in einem nicht statischen Technologieraum nur bedingt geeignet.
Ein durch statische DEA-Modelle bestimmter Effizienzwert einer DMU gibt u. a. an, inwieweit die betrachtete DMU deren Input-/ bzw. Outputquantitäten anpassen muss, um effizient handeln zu können. Für die Durchführung dieser Handlungsanweisungen wird in den meisten Fällen eine bestimmte Zeit gebraucht. Liegen in dieser Zeitperiode Technologieraum-veränderungen vor, so kann es vorkommen, dass die betrachtete DMU nach der Durch-führung der Anweisungen aufgrund der veränderten Bedingungen weiterhin ineffizient handelt. Ausgehend aus dieser Beobachtung kann folgendes festgestellt werden:
These 2: In einem nicht statischen Technologieraum sollen zur Bestimmung der Handlungs-anweisungen die zukünftig möglichen, beispielsweise extremwertszenariobasierten Technologieräume betrachtet werden.
Bei der Bestimmung solcher zukunftsgerichteten Handlungsanweisungen wird die Frage-stellung betrachtet, inwieweit die aktuellen Inputquantitäten der betrachteten DMU reduziert werden müssen, um im Falle des Eintretens eines der betrachteten Extrem-szenarios effizient zu werden. Somit werden bei der betrachteten DMU die gegenwärtigen Inputquantitäten in die zukunftsgerichtete Analyse einbezogen. Für den Fall, dass die möglichen Veränderungen der Inputquantitäten der betrachteten DMU beispielsweise aus Vergangenheitsdaten geschätzt werden können, lassen sich auch die zukünftig möglichen Effizienzwerte der betrachteten DMU bestimmen. In dem Fall kann auch die Frage beantwortet werden, ob die betrachtete DMU durch alleinige Inputreduzierung effizient werden kann:
These 3: Durch die Prognose der zukünftigen Effizienzwerte kann festgestellt werden, ob die betrachtete DMU alleine durch Inputreduzierung(-en) den Effizienten Rang in der betrachtete Zeitperiode erreichen kann.