Projekt Gesundheitsrelevanter Schutz- und Schwellenwerte (PROGRESS)
Informationsflyer zum Projekt
- Infoflyer PROGRESS (PDF 121 KB)
Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen
Gute Arbeitsbedingungen beeinflussen Gesundheit und Wohlbefinden von Beschäftigten und damit nicht nur Fehltage und Fluktuationsquoten, sondern auch die Produktivität im Unternehmen entscheidend.
Um die Zufriedenheit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Beschäftigten langfristig zu fördern, haben Unternehmen die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (GBU Psyche) als strategisch wichtiges Instrument erkannt.
Neben der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben führt die GBU Psyche auch zu Beschäftigten, die sich langfristig gesund und motiviert für das Unternehmen einsetzen und sich so mit dem Unternehmen weiterentwickeln.
Unsere Ziele
Das PROGRESS-Projekt ist ein Forschungsprojekt der FernUniversität in Hagen (finanziert durch die Berufsgenossenschaften BG ETEM, BG RCI und VBG) und hat das Ziel gesundheitsrelevante Schutz- und Schwellenwerte für die GBU Psyche zu identifizieren und damit den Prozess der GBU Psyche entscheidend zu erleichtern.
- Sind Schwellenwerte bei der Beurteilung von Gefährdungen wie Lärm oder der Arbeit mit chemischen Stoffen vollkommen selbstverständlich, ist bisher wenig über Schwellenwerte psychischer Gefährdungen bekannt.
- Ab welchem Level der Gefährdungen treten signifikante Beeinträchtigungen der Gesundheit ein?
- Welche Gefährdungskombinationen sind besonders problematisch?
- Welche Unterstützungsfaktoren schützen besonders gut?
Hier soll unser Projekt einen entscheidenden Beitrag liefern.
Unser Angebot an Sie
Im Rahmen des PROGRESS-Projekts unterstützen wir Sie bei der Durchführung und Etablierung der GBU Psyche in Ihrem Betrieb. Als erfahrene Arbeitspsycholog*innen bieten wir Ihnen an, Sie kostenlos bei folgenden Schritten zu unterstützen:
- Planung einer Befragung
- Erhebung
- Auswertung
- Rückmeldung
- Empfehlungen
Planung einer Befragung
Wir beraten Sie bei der sinnvollen Festlegung von Tätigkeiten und Bereichen für die eine gemeinsame psychische Gefährdungsbeurteilung durchgeführt werden soll.
Erhebung
Wir ermitteln die psychischen Gefährdungen in Ihrem Unternehmen anhand einer Mitarbeitendenbefragung mit dem wissenschaftlich geprüften und etablierten Fragebogen zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (FGBU; Dettmers & Krause, 2020). Die anonymen Mitarbeitendenbefragungen werden bequem im Online-Format durchgeführt.
Auswertung
Wir nehmen für Sie die fachkundige und fundierte Auswertung der Miterabeitendenbefragungen vor.
Rückmeldung
Wir erstellen für Sie einen standardisierten Ergebnisbericht zusammen, der Sie detailliert über die Gefährdungen und Unterstützungsfaktoren in Ihrem Betrieb informiert.
Empfehlungen
Um alle weiteren Schritte im Prozess der GBU Psyche zielgerichtet auf die spezifischen Interessen und Bedürfnisse Ihres Betriebs umzusetzen, erhalten Sie von uns und den zuständigen Berufsgenossenschaften Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise.
Wen wir unterstützen
- Bei Ihrem Betrieb handelt es sich um ein mittelständisches Unternehmen (Mindestgröße 50 Beschäftigte)?
- Ihr Betrieb verfügt bereits über allgemeine Informationen zum Prozess der GBU Psyche?
- Sie wollen die GBU Psyche jetzt angehen?
Dann ist ihr Betrieb für die Teilnahme am PROGRESS-Projekt optimal geeignet und Sie können von den Vorteilen der Prozessbegleitung profitieren.
Weitere Voraussetzungen
Im Rahmen des Projekts verfolgen wir das Ziel Schutz- und Schwellenwerten psychischer Belastungen abzuleiten. Das heißt wir untersuchen ab wann bestimmte Anforderungen (z. B. Zeitdruck) oder Gruppen von Anforderungen (z. B. Zeitdruck in Kombination mit mangelnder Unterstützung) so stark ausgeprägt sind, dass Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Solche Schwellenwerte erlauben es schnell und unkompliziert
- gefährte Bereiche und Gruppen zu ermitteln,
- die Interpretierbarkeit für Betriebe zu erleichtern,
- Zielgruppen für Maßnahmen einfacher zu identifizieren.
Hierfür fließen alle im Projekt PROGRESS erhobenen Daten anonym in einen großen Forschungsdatenpool ein. Zur sinnvollen Ableitung von Schwellenwerten, soll überprüft werden, ab wann die Wahrscheinlichkeit psychischer und physischer Erkrankungen bedeutsam steigt. Dafür werden im Fragebogen neben den Arbeitsbedingungen eine Reihe von Gesundheits- und Wohlbefindensfaktoren sowie ggf. Führungsfragen miterhoben. Über die Bereitschaft die Daten für den Forschungsdatenpool zur Verfügung zu stellen, sowie über die generelle Teilnahme und den Einsatz des Fragebogens (FGBU) sollte daher vorab bereits Einigkeit unter den Sozialpartnern (Geschäftsführung, Betriebsrat, etc.) ihn Ihrem Betrieb herrschen.
Mit Ihrer Teilnahme helfen Sie die gesunde Gestaltung der Arbeit von morgen voranzubringen!
Datenschutz
Alle im Rahmen des Projektes gesammelten Daten werden anonymisiert und ohne Rückschlüsse auf das Unternehmen zuzulassen dem Forschungsdatenpool zugeführt. Alle relevanten Informationen finden Sie in unseren Informationen zur Datenverarbeitung unten auf dieser Seite.
Ansprechpersonen
Sie sind interessiert daran mit uns an Ihrer Seite entspannt in den Prozess der GBU Psyche einzusteigen? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
E-Mail: progress
- Projektkoordination: Dr. Christiane Stempel
- Projektverantwortlich: Prof. Dr. Jan Dettmers
- Weitere Ansprechpersonen: Dr. Katja Siestrup, Ivon Ames, M. Sc.
Weitere Infos und Hintergründe
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Im Arbeitsalltag sind die Menschen verschiedenen Arbeitsbedingungen ausgesetzt die auf sie einwirken. In diesem Sinne sind psychische Belastungen „die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken“ (DIN EN ISO 10075-1 (1a)). Psychische Belastungsfaktoren sind dabei zunächst einmal weder positiv noch negativ. Man unterscheidet zwischen Anforderungen und Unterstützungsfaktoren (Arbeitsressourcen). Die Bewältigung von Arbeitsanforderungen erfordern emotionalen oder kognitiven Einsatz von den Beschäftigten. Unterstützungsfaktoren sind dagegen die Aspekte der Arbeit die motivierend und gesundheitsförderlich sind und die die Beschäftigten bei der Bewältigung von Anforderungen unterstützen.
Beispiele für psychische Belastungen sind:
- Zeitdruck
- Über- oder Unterforderung
- Störungen in den Arbeitsabläufen
aber auch Unterstützungsfaktoren wie:
- Unterstützung durch Kolleg*innen
- Handlungsspielräume
- Feedback und Anerkennung
Anforderungen und Unterstützungsfaktoren sollten idealerweise ausbalanciert sein, denn zu viele Arbeitsanforderungen können zu Stress und Gesundheitsbeschwerden führen. Bestenfalls ist die Arbeit so gestaltet, dass sie Gesundheit und Wohlbefinden fördert und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bietet.
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Anforderungen und Unterstützungsfaktoren die Beschäftigte bei ihrer täglichen Arbeit erleben sind Gegenstand einer sogenannten Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (GBU Psyche). Arbeitgeber sind nach §5 des Arbeitsschutzgesetzes dazu verpflichtet im Rahmen der GBU Psyche die Gefährdungen denen Beschäftigte am Arbeitsplatz ausgesetzt sind zu erfassen und sie durch geeignete Maßnahmen zu reduzieren. Dabei werden
- Arbeitsaufgabe
- Arbeitsorganisation
- soziale Beziehungen
- Arbeitsplatz- und Arbeitsumgehungsbedingungen
systematisch geprüft und bei Bedarf so umgestaltet, dass gesundheitliche Risiken minimiert oder ausgeschlossen werden.
Die GBU Psyche besteht aus mehreren Schritten. Zunächst erfolgt die Festlegung von Arbeitsbereichen und Tätigkeiten die im Zuge der GBU Psyche gemeinsam betrachtet werden sollen, denn laut §5 Abs. 2 des Arbeitsschutzgesetz ist „bei gleichartigen Arbeitsbedingungen […] die Beurteilung eines Arbeitsplatzes oder einer Tätigkeit ausreichend“. Im nächsten Schritt werden die Gefährdungen ermittelt. Das passiert zum Beispiel mit Hilfe von Fragebögen wie dem FGBU, in denen Beschäftigte zu ihren Arbeitsbedingungen befragt werden. Aus den Antworten werden dann die Gefährdungen abgeleitet. Dies geschieht auf Bereichs- oder Tätigkeitsebene. Es werden also nie einzelne Beschäftigte, sondern Gruppen von Beschäftigten die den gleichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind, betrachtet. Sind die Gefährdungen festgestellt worden, werden im nächsten Schritt geeignete Maßnahmen zu deren Reduktion abgeleitet und umgesetzt. Diese Maßnahmen werden im Weiteren auf Ihre Wirksamkeit kontrolliert. Es wird also geprüft, ob die festgestellten Gefährdungen reduziert werden konnten. Da sich Arbeitsbedingungen und Gegebenheiten ändern können, ist die GBU Psyche kein einmaliges Ereignis, sondern sollte bei Bedarf wiederholt werden. Die Ergebnisse müssen zudem dokumentiert werden, um Aufsichtsbehörden und Unfallversicherungsträgen nachweisen zu können, das man seiner gesetzlichen Pflicht zur Gefährdungsbeurteilung nachgekommen ist.
Für weiterführende Informationen und hilfreiche Videos zum Thema empfehlen wir außerdem die Website der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) zur GBU Psyche sowie die Website der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) bzw. Ihrer Berufsgenossenschaft.
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Der Fragebogen zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (FGBU)* ist ein von Dettmers und Krause (2020) entwickeltes Instrument zur Ermittlung von psychischen Gefährdungen bei der Arbeit.
Fragebogen und Studie zur wissenschaftlichen Güte
*In der Mitarbeitendenbefragung im Rahmen des Projekts wird eine gegenderte Variante des Fragebogens verwendet.
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Detaillierte Informationen zum Datenschutz im PROGRESS-Projekt finden Sie in unserem Informationsblatt zum Verfahren und zur Datenverarbeitung.
- Verfahren und Datenverarbeitung im PROGRESS-Projekt (PDF 176 KB)