Präsenzveranstaltung
- Thema:
- Deutsche Kurrentschrift lernen – historische Manuskripte lesen – Texte anders sehen
- Zielgruppe:
- BA KuWi: Modul 25302/L2; MA NdL: Modul 26302/MANDL 2; Modul 26306/MANDL 6; Interessierte
- Ort:
- Nürnberg
- Adresse:
- Campus Nürnberg
- Termin:
- 02.02.2024
bis
03.02.2024 - Zeitraum:
- Freitag, 2.2.24: 14:00-20:00 Uhr,
Samstag, 3.2.24: 9:00-15:00 Uhr. - Leitung:
- PD Dr. Andreas Beck
- Anmeldefrist:
- 30.11.2023
- Auskunft erteilt:
- Andreas Beck , E-Mail: andreas.beck
Was wir gedruckt lesen, hat nicht-druckförmige Vorläufer; und bei Texten, die bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstehen, liegen uns diese Vorläufer, falls erhalten, in handschriftlicher Form vor. Solche Manuskripte aber, wenn es sich um deutsche Texte handelt, kann kaum jemand mehr lesen – meist nämlich sind sie in deutscher Kurrentschrift geschrieben (oft ziemlich falsch als ›Sütterlin‹ bezeichnet), und die wird seit den 1940ern nicht mehr unterrichtet.
Es lohnt sich nun, die deutsche Kurrentschrift zu erlernen und derartige Manuskripte zu entziffern. Entwurfshandschriften erlauben uns, historische Texte als gewachsene wahrzunehmen, sie in die Offenheit eines handwerklichen Fertigungsprozesses zurückzuholen: in die Noch-nicht-Entschiedenheit eines Schreibvorgangs, der mit kompositorisch-stilistischen Alternativen aufwartet und so die schließlich publizierte Textgestalt womöglich als besonders konsequent geformt kenntlich werden läßt. Mitunter aber (und das ist vielleicht interessanter) lassen Handschriften die Vorstellung eines bestmöglichen manuskriptjenseitigen printtextuellen Endzustands fragwürdig werden: etwa, wenn Autorhandschriften Werkmythen von (deutsch)nationaler Bedeutung als haltlos entlarven; oder, wenn Reinschriften, doch noch einmal korrigiert, in ihrer kalligraphischen Schönheit weiterhin ›gültig‹ bleiben; oder, wenn gestrichener Text kein ›getilgter‹ ist, sondern, noch immer lesbar, als gestrichener unterschwellig relevant bleibt. Fälle wie die beiden letztgenannten zeigen, wie das Schrift-Bild von Manuskripten zum Träger von Textbedeutung werden kann – mitunter gilt das selbst für die autorferne heutige Beschaffenheit des Schreibpapiers.
Das mag Sie neugierig darauf machen, anhand von deutschen Handschriften des 18. und 19. Jahrhunderts Texte anders zu lesen, indem Sie sie insbesondere auch anders sehen. In unserem Seminar werden Sie zunächst lernen, deutsche Kurrentschrift verschiedener Epochen zu lesen; danach werden wir gemeinsam Gedichte u.a. von Johann Peter Hebel und Theodor Fontane in Manuskript und Druck studieren, ebenso wie ausgewählte Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Auch Beispiele süddeutsch-barocker klösterlicher Handschriftenkultur werden wir uns ansehen.
Materialien werden in einem Moodle-Kurs zur Verfügung gestellt.