Online-Seminar

Thema:
Der Briefroman in der Gegenwartsliteratur
Zielgruppe:
Ort:
Online-Seminar (via Zoom)
Termin:
06.12.2022 bis
31.01.2023
Zeitraum:
5 Termine, jeweils dienstags 16-18 Uhr
Di., 06.12.22
Di., 10.01.23
Di., 17.01.23
Di., 24.01.23
Di., 31.01.23
Leitung:
Dr. Jessica Güsken
Anmeldefrist:
02.12.2022
Auskunft erteilt:
Dr. Jessica Güsken , E-Mail: jessica.guesken

Der Briefroman in der Gegenwartsliteratur

Gemeinhin gilt das 18. Jahrhundert, insbesondere die Empfindsamkeit als eigentliche Epoche des Briefromans, und dieser mithin als spezifisch empfindsame Gattung. Doch auch die Gegenwartsliteratur bedient sich auf verschiedene Weisen dem Erzählen in Briefen, und hat neuartige Formen einer epistolaren Narrativik hervorgebracht. Das Seminar widmet sich der Briefform als literarische Technik in einer Reihe ausgewählter Briefromane der Gegenwart. Gefragt wird dabei zum einen nach den ganz unterschiedlichen Genres, in denen die Briefform eingesetzt wird, sowie ihren verschiedenen ästhetischen Effekten – vom Liebesroman, über Familien- und Migrationsgeschichten, bis zum Krimi. In diesem Zusammenhang lassen sich auch verschiedene Gestaltungen von Multiperspektivität und polyphonem Erzählen beobachten, das der Briefroman in besonderer Weise ermöglicht. In den Blick genommen werden zum anderen aber auch die verschiedenen postalischen Formen und Formate, die in den Romanen präsentiert werden bzw. als die sich diese selbst präsentieren, und damit auch die neuen Mediendispositive, die mit den modernen Nachfolgern des Briefs (E-Mail, SMS, Facebook-Nachricht, etc.) einhergehen. In diesem Zusammenhang stellt sich überdies die Frage nach einer modernen Entzeremonialisierung und Entrhetorisierung des Briefs (und dessen Ähnlichkeiten und Unterschieden zur Briefkultur im 18. Jahrhundert). Darüber hinaus wird sich das Seminar immer wieder mit der Frage beschäftigen, welche Rolle der Gender-Aspekt im Briefroman der Gegenwart spielt. Eine weitere Frage ist, inwiefern die Briefform besonders immersive Effekte auf die Leser:innen hat, aber auch einen gewissen Voyeurismus bedient, und inwiefern dies mit der Kultur des Briefgeheimnisses zusammenhängt. Außerdem wird in den Briefromanen immer wieder ein Spannungsverhältnis zwischen Ab- und Anwesenheit thematisch, und es stellt sich die Frage, inwiefern die literarische Technik des Briefs besonders geeignet ist, um Gegenwärtigkeit zu inszenieren. Nicht zuletzt wird es immer wieder auch um Bezugnahmen auf die ‚Klassiker‘ des Briefromans des 18. Jahrhunderts gehen (wie etwa Goethes Die Leiden des jungen Werthers oder Sophie von La Roches Geschichte des Fräuleins von Sternheim), um deren Modifikation oder Dekonstruktion in den Briefromanen der Gegenwartsliteratur.

Teilnahmevoraussetzung:

Das Seminar richtet sich speziell an Studierende des Moduls MA NDL 4, und versteht sich als begleitende Vertiefung und Erweiterung zu Wahlpflichtbereich B: „Postalische Literatur“. Die Lektüre der entsprechenden Kursmaterialien ist deshalb Voraussetzung zur Teilnahme am Seminar. Wenn Sie in MA NDL 4 die Klausur oder aber eine Hausarbeit schreiben möchten, bietet das Seminar eine gute inhaltliche Prüfungsvorbereitung.

Aufbau des Seminars:

Das online via Zoom stattfindende Seminar gliedert sich in zwei Teile: In der Auftaktsitzung (06.12.22) werden im Anschluss an eine Einführung in die Poetik des Briefromans gemeinsam zentrale Parameter für die Analyse der Romane erarbeitet. Damit ist das Rüstzeug für die darauffolgende mehrwöchige Lektüre- und Arbeitsphase gegeben, in der in Arbeitsgruppen je ein Briefroman aus dem Seminarkorpus untersucht wird, um die Ergebnisse dann in der Präsentationsphase gemeinsam zu diskutieren und weiterzuführen. Diese zweite Phase des Seminars findet wöchentlich dienstags in vier aufeinanderfolgenden Sitzungen statt (10.01.23 – 31.01.23).

Bitte lesen Sie zur ersten Sitzung die kurze Postkarten-Erzählung „Polarkreis“ von Karen Köhler (siehe unten), die wir zum Auftakt gemeinsam besprechen werden!

Seminarkorpus Briefromane:

  • Zsuzsa Bánk: Schlafen werden wir später. Fischer 2018.
  • Mathias Gatza: Der Augentäuscher. Graf 2012.
  • Daniel Glattauer: Gut gegen Nordwind. Deuticke 2006.
  • Barbara Honigmann: Alles, alles Liebe. Hanser 2000.
  • Karen Köhler: „Polarkreis“, in: Dies.: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen. Hanser 2014.
  • Senthuran Varatharaja: Vor der Zunahme der Zeichen. Fischer 2016.
  • Feridun Zaimoglu: Liebesmale, scharlachrot. Kiwi 2002.

Alle Romane können Sie sich (auch in anderen Auflagen) auch antiquarisch besorgen!

Bitte beachten Sie:

  • Die Anmeldung zum Seminar erfolgt per Online-Maske und ist bis zum 02.12.2022 möglich. Aus technischen Gründen kann das System keine Benachrichtigung über die erfolgte Anmeldung ausgeben; sofern keine Fehlermeldung erscheint, war Ihre verbindliche Anmeldung erfolgreich (sehen Sie bitte von Nachfragen dazu ab).
  • Die Plätze werden nach Reihenfolge des Eingangs der Anmeldungen vergeben.
  • Der Link mit Zugang zum Zoom-Raum wird rechtzeitig vor Seminarbeginn per Mail verschickt.