Japan Exkursion
Eine transkulturelle Entdeckungsreise in das Land der aufgehenden Sonne
Unter der Leitfrage, warum sich Japaner für das europäische Mittelalter und Europäer für den japanischen Zen-Buddhismus interessieren, organisierten die Lehrgebiete „Geschichte und Gegenwart Alteuropas“ sowie „Neuere Europäische und Außereuropäische Geschichte“ vom 24.10. bis zum 8.11.2014 eine gemeinsame „Entdeckungsreise“ zu verschiedenen Orten west-östlicher Kulturkontakte, -begegnungen und -konflikte. Leitend war dabei die Überlegung, dass kulturelle Fremdheit erschrecken oder faszinieren kann, abhängig von vielen Faktoren wie räumlicher Nähe, Intensität der Kontakte, subjektiven Gemeinsamkeiten. Japan und Europa liegen auf unterschiedlichen Seiten des Globus, das eine war nie – zumindest nicht formell - Kolonie des anderen und auch die gegenseitige Empfindung von Bedrohlichkeit war auf überschaubare historische Phasen begrenzt. Und bei aller Befremdlichkeit, bei allem Unverständnis haben Japaner und Europäer im Laufe der Geschichte eine ganze Reihe von Eigenschaften der je anderen entdeckt, die sie sich aneignen wollten, weil sie ihnen nicht allein vorteilhaft, sondern zum Eigenen passend erschienen.
Die Exkursion lotete diesen Kontext auf unterschiedlichen Ebenen aus: Wir besuchten Orten imaginierter oder tatsächlicher Begegnung der Vergangenheit wie der Gegenwart und versuchten, Modellen der Aneignung näherzukommen. Marco Polo erfuhr in China von Cipangu, jenem Inselreich, das die Mongolenherrscher im "Reich der Mitte" zweimal vergeblich zu erobern versucht hatten und das seit den Erzählungen Marcos Eingang in die europäischen Weltbeschreibungen und -karten fand. Kolumbus glaubte deshalb, es in "Westindien" gefundenzu haben. Spuren und Nachwirkungen tatsächlicher Kontakte, Austauschbeziehungen, aber auch Konflikte in religiöser, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Hinsicht begegneten wir in Hirado und Nagaski, in Kyoto und Tokyo. Auf dem Programm standen auch Erinnerungsorte der Weltkriege - etwa das Internierungslager für die Deutschen aus Qingdao in Bando bei Naruto, wo zum ersten Mal Beethovens neunte Symphonie auf japanischem Boden gespielt wurde, oder das Atombombenmuseum in Hiroshima -, "antike" oder "mittelalterliche" Städte wie Nara und Kyoto oder "Burgen" und feudalem "Rittertum" in der japanischen Deutung der eigenen Geschichte. Das europäische Mittelalter, für das sich Japan interessiert, ist im Titel der Exkursion Platzhalter für anderes, das man ebenfalls neugierig kennenlernen wollte: Medizin, Musik, ökonomische und politische Errungenschaften der europäischen Moderne... Mit dem Zen-Buddhismus korrespondiert die europäische Nachfrage nach Silber und Seide, nach besonderen Formen von Poesie und Architektur, nach Farbholzschnitten und anderen künstlerischen Ausdrucksformen.
Studierende zum Mehrwert von Exkursionen:
- Erfahrungsbericht 1 (PDF 777 KB)
- Erfahrungsbericht 2 (PDF 139 KB)
- Erfahrungsbericht 3 (PDF 69 KB)
- Erfahrungsbericht 4 (PDF 33 KB)
- Erfahrungsbericht 5 (PDF 215 KB)