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textfeld online: mit Prof. Dr. Sophie Loidolt am Montag, den 12.05.25

[19.03.2025]

Gast zum textfeld am Montag, 12. Mai um 18:00 Uhr, ist Sophie Loidolt. Sie ist Professorin für Praktische Philosophie an der TU Darmstadt und vertritt einen phänomenologischen Schwerpunkt in Forschung und Lehre. Wir werden gemeinsam mit Frau Liodolt einen Text zur Phänomenologie der Öffentlichkeit diskutieren. Die Veranstaltung findet online statt und ist - nach Anmeldung per E-Mail - auch für Externe offen. Den Link erhalten Sie nach der Anmeldung per E-Mail an marius.wecker@fernuni-hagen.de.


Abstract

Was bedeutet es, in der Öffentlichkeit zu sein, zu erscheinen und zu handeln? Diese Fragen werden selten gestellt, wenn es um den oft diagnostizierten „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ (Habermas) geht. Dabei machen die Menschen tagtäglich die unterschiedlichsten „Öffentlichkeitserfahrungen“: von der einfachen Erfahrung, das Haus zu verlassen und sich auf der Straße zu bewegen, bis hin zu hochgradig vernetzter und technologisch vermittelter öffentlicher Kommunikation und konzertiertem Handen. In einem Buchprojekt, das ich in seinen Grundzügen vorstellen möchte, versuche ich, die Qualität und Struktur solcher „öffentlichen Erfahrungen“ mit Hilfe eines phänomenologischen Ansatzes zu erhellen. Dabei greife ich auch auf die phänomenologische Tradition zurück. Explizite phänomenologische Untersuchungen zur Öffentlichkeit sind zwar erstaunlich selten (die große Ausnahme ist das Werk von Hannah Arendt), dennoch können verschiedene Stränge in der phänomenologischen Tradition identifiziert werden, die sich mit dem Thema befassen und so wertvolle Ideen, Debatten und Konzepte für eine umfassendere phänomenologische Theorie des öffentlichen Raums extrahiert werden. Auf diese Weise möchte ich Öffentlichkeit als einen Erfahrungsraum zurückgewinnen und argumentieren, dass bestimmte Erfahrungstypen für die Konstitution verschiedener Arten von Öffentlichkeit von Bedeutung sind. Wie entstehen zum Beispiel Phänomene wie Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit, Relevanz, Realität, Vertrauen oder ihre Gegensätze in öffentlichen Kontexten? Eine solche Offenlegung der weltbildenden Funktion von Erfahrungen ist von entscheidender Bedeutung, wenn wir verstehen wollen, wie Menschen sich auf ihre öffentliche Existenz und eine öffentliche Welt beziehen können, wie sie sich in sie integrieren oder desintegriert werden, Vertrauen gewinnen oder verlieren und wie so eine gemeinsame Welt entweder aufgebaut oder zerstört wird.

Kurzvita

Sophie Loidolt ist Professorin für Philosophie an der TU Darmstadt und Recurrent Visiting Professor am Center for Subjectivity Research der Universität Kopenhagen. 2023 wurde sie zur Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Forschung gewählt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Phänomenologie, der politischen Philosophie, der Rechtsphilosophie und Ethik sowie in der Transzendentalphilosophie und der Philosophie des Geistes.

Monographien: Anspruch und Rechtfertigung. Eine Theorie des rechtlichen Denkens im Anschluss an die Phänomenologie Edmund Husserls (Springer 2009); Einführung in die Rechtsphänomenologie (Mohr Siebeck 2010); Phenomenology of Plurality. Hannah Arendt on Political Intersubjectivity (Routledge 2018). Mitherausgeberschaft: The Routledge Handbook of Political Phenomenology (Hg. Herrmann, Thonhauser, Loidolt, Matzner, Baratella; Routledge 2024).

Marius Wecker | 19.03.2025